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Campus Wolfen Campus Wolfen: Mission Fachkräftesicherung

Von Detmar Oppenkowski 14.04.2014, 12:47
Die Arbeiten für die Mitteldeutsche Lern- und Erlebniswelt im Westflügel des 041 haben begonnen. Im Frühjahr 2015 soll die ihre Pforten öffnen.
Die Arbeiten für die Mitteldeutsche Lern- und Erlebniswelt im Westflügel des 041 haben begonnen. Im Frühjahr 2015 soll die ihre Pforten öffnen. MZ Lizenz

Wolfen/MZ - Für Jürgen Voigt ist die Rechnung einfach. „Wir müssen junge Menschen hierher bekommen und auch halten, denn sie sind die zukünftigen Auszubildenden, Arbeitnehmer und Mieter“, sagt der Geschäftsführer der Wohnungs- und Baugesellschaft (WBG). Um das zu schaffen, will Voigt - der gleichzeitig Vorsitzender des Campus-Vereins ist - das Wolfener Rathauses (041) samt Außengelände in einen Campus verwandeln.

Bislang war die Idee noch recht abstrakt. Doch nun haben Voigt und sein Team nachgelegt und im Westflügel den Grundstein für das Projekt „Anhalts Zukunft - Mitteldeutsche Lern- und Erlebniswelt“ gelegt.

Doch was verbirgt sich genau dahinter? „Auf einer Ausstellungsfläche von 1?000 Quadratmetern sollen interaktive Exponate zum Themenbereich Physik gezeigt werden, die den Kindern und Jugendlichen Naturwissenschaften und Technik näher bringen.“ Hier gehe es dann nicht um die Vermittlung von abstraktem Wissen, sondern um die Verbindung von Lernen und praktischer Betätigung. Ergänzt werden soll das Angebot durch einen 5?000?Quadratmeter großen Erlebnispark auf dem Außengelände.

Das in Grundzügen vorgestellte Campus-Projekt ist nach Aussagen von Jürgen Voigt nur realisierbar, wenn es durch ein Netzwerk von Akteuren getragen werde. Neben der Hochschule Anhalt sollen dazu das Schülerlabor im Technologie- und Gründerzentrum, die Wasserwelt an der Goitzsche und das Industrie- und Filmmuseum zählen. Weitere Bildungseinrichtungen und Schulen aus der Region sollen für die Zusammenarbeit interessiert werden. Vor allem die Unterstützung der Unternehmen am Standort sei wichtig.

„Eine Ausstellung wird hier einen Überblick über Anlagen der regenerativen Energiegewinnung geben“, so Voigt. Das sei längst nicht alles, denn im Westflügel würden zudem eine „Kids Company“, also eine Plattform für Nachwuchsunternehmen, oder die Ausstellung Wohnen 2050, die die Wohnangebote der Zukunft aufzeigt, einziehen. Bis Ende September würden dafür die baulichen Voraussetzungen geschaffen, danach gehe es an die inhaltliche Ausgestaltung.

Dabei unterhalte man Unterstützung von der Hochschule Anhalt. „45 Design- und Architekturstudenten waren bereits vor Ort und haben sich alles angeschaut“, so Voigt. Ihre Aufgabe sei es nun, die Inneneinrichtung der zukünftigen Lern- und Erlebniswelt zu entwerfen. Schließlich wolle man nicht irgendein Angebot unterbreiten, sondern Schüler in einem Umkreis von 100?Kilometern ansprechen.

„Sie sollen bei uns ihre Projekttage durchführen“, sagt Voigt. In Zusammenarbeit mit vielen Akteuren solle Wissen anschaulich vermittelt und eine Orientierung bei der Berufswahl gegeben werden. Natürlich geschehe das alles nicht ohne Hintergedanken. „Wenn wir es schaffen, einen Teil des Nachwuchses an die Region zu binden, haben wir ein wesentliches Ziel erreicht.“

Denn die Zukunft von Bitterfeld-Wolfen hänge in einem hohen Maße davon ab, wie man in der europaweiten Konkurrenz um Arbeitskräfte mithalte. Daher müssten Talente frühzeitig entdeckt und gefördert werden - so wie es etwa die erfolgreichen Fußballvereine vormachen würden. „Aber es gibt einen Unterschied: Nicht die Leistungen im Sport, sondern in Industrie und Handwerk entscheiden über unserer Zukunft.“

Dass man sich hier - wenn nichts unternommen werde - auf Einschnitte einstellen müsste, verdeutlicht der WBG-Geschäftsführer und Campus-Vorsitzende wie folgt: „In den kommenden Jahren müssen wir 33?Prozent der 45- bis 65-jährigen Arbeitskräfte ersetzen. Und das durch die heutigen Kinder und Jugendlichen, die aber nur elf Prozent der Bevölkerung ausmachen.“ In den Jahren 2017 bis 2019 werde sich zudem die Anzahl der Kinder im Grundschulalter halbieren. „Es führt also kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass der Arbeitskräftemangel eines der gravierendsten Probleme der kommenden Jahre sein wird, und man daher jetzt handeln muss.“

Heinz Stregge arbeitet mit einem Minibagger im Keller der Gebäudes.
Heinz Stregge arbeitet mit einem Minibagger im Keller der Gebäudes.
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