Bürgermeisterwahl Bürgermeisterwahl in Bitterfeld-Wolfen: Bilanz der Ergebnisse zeigt klare Teilung

Bitterfeld-Wolfen - Plötzlich scheint in Bitterfeld-Wolfen alles ganz anders zu sein. Die große Aufregung ist verschwunden.
Nach dem spannenden Wahlabend herrscht bei vielen Freude und Erleichterung darüber, dass CDU-Kandidat Armin Schenk und Einzelbewerber Eckbert Flämig in die Stichwahl gehen. Bei anderen ist der Katzenjammer groß, weil sich AfD-Kandidat Kay-Uwe Ziegler auf Platz drei geschlagen geben musste.
So gegensätzlich diese Reaktionen auch sind - beide zeigen, dass ein anderes Ergebnis für möglich gehalten wurde. Doch nur drei Prozentpunkte Unterschied genügen offenbar, um all die vorherigen öffentlichen Auseinandersetzungen um die Stadt, die Wahl und die AfD auf einen Schlag verschwinden zu lassen. Dabei zeigt das Wahlergebnis vor allem eins: Die gemeinsame Stadt Bitterfeld-Wolfen ist geteilt.
Die Briefwahl-Stimmen sind bei der OB-Wahl in Bitterfeld-Wolfen zweimal ausgezählt worden. Dass es beim ersten Zählen einen Fehler gab, fiel beim Abgleich der Gesamtzahlen auf, berichtet Stadtwahlleiter Joachim Teichmann. Demnach unterschied sich die Zahl der abgegeben Stimmen von der Summe der gezählten Kandidatenstimmen. Deswegen mussten die Wahlhelfer die rund 2.000 Briefwahlzettel erneut durchgehen. „Das ist bei anderen Wahlen aber auch schon vorgekommen“, so Teichmann. Nach der Korrektur veränderten sich die Prozentwerte bei den Kandidaten nur hinter der Kommastelle. Schenk verlor leicht, Flämig und Ziegler legten etwas zu.
Wahlsieger Schenk scheint mit 20 ersten Plätzen in den 27 Stimmbezirken haushoch überlegen. Seiner prognostizierten Favoritenrolle ist er gerecht geworden. Das gilt allerdings nicht für Bitterfeld. Hier wird er von Flämig und Ziegler mit je drei ersten Plätzen übertrumpft, Schenk holt nur zwei. In Wolfen dagegen muss er sich nur im Wahllokal Christophorushaus Flämig geschlagen geben. Der dürfte dort mit seinem Veto gegen den Abriss in Wolfen-Nord massiv gepunktet haben.
In allen anderen Ortsteilen liegt Schenk vorn; in seinem Heimatort Thalheim wenig überraschend mit 76,54 Prozent. Schenks doppelsinniges Motto „Zusammen wachsen“ dürfte in den kleineren Ortsteilen gut angekommen sein, fürchten dort doch viele, zwischen Bitterfeld und Wolfen durchs Raster zu fallen. „Es scheint angesichts der Ergebnisse wirklich, als sei die Stadt geteilt“, räumt Schenk ein. Dass er in Bitterfeld weniger gut ankommt, habe er schon im Wahlkampf gemerkt. „Eine Erklärung habe ich nicht dafür.“
„Die Stichwahl hat klar auf meinem Wunschzettel gestanden“
Eckbert Flämig dagegen kann in Bitterfeld punkten - besonders in Gegenden mit - wie er es nennt - „gefestigten Milieus“ wie den Ein- und Zweifamilienhäusern rund um das Wahllokal Gesundheitszentrum, das er mit seinem Spitzenwert von 35,64 Prozent klar gewinnt. In Wolfen wird er fast durchweg Zweiter. In den kleineren Ortsteilen dagegen ist er oft nur dritter Sieger. Vielleicht auch, weil das Bitterfelder Urgestein im Wahlkampf viel von Wolfen-Nord, Brachen in Bitterfeld sowie Bevölkerungsentwicklung gesprochen hat, aber bei Plänen für andere Ortsteile kaum konkret wurde.
Über die Ergebnisse dort ist er etwas enttäuscht. „In Holzweißig hab’ ich noch einigermaßen die Kurve bekommen, aber in Bobbau ist der Abstand zu groß.“ Hier holt Schenk 57,97 Prozent, Ziegler kommt auf 15,41, Flämig auf 14,54 Prozent.
Die Teilung der Stadt sich auch bei AfD-Kandidat Ziegler.
Die Teilung der Stadt zeigt sich auch bei Kay-Uwe Ziegler (AfD): In Bitterfeld top, in Wolfen Flop. Mit drei ersten und vier zweiten Plätzen hat er in Bitterfeld ein Heimspiel. Seinen Spitzenwert von 37,15 Prozent holt Ziegler im Wahllokal der Jugendfeuerwehr. In Wolfen dagegen schafft er es nur einmal vor Gegenspieler Flämig auf Platz zwei. Im Wahllokal Weinertschule landet er gar hinter Jan Kiese (SPD) auf Rang vier.
Mit einer größeren AfD-Affinität in Bitterfeld dürfte das weniger zu tun haben. Denn bei der Landtagswahl gab es kaum Unterschiede. Offenkundig gelang es Ziegler nicht, all die damaligen mehr als 30 Prozent AfD-Wähler von sich zu überzeugen.
„Vielleicht kann man Landes- und Kommunalpolitik nicht mit dem gleichen Maßstab messen“, meint Ziegler. „Die Stichwahl hat klar auf meinem Wunschzettel gestanden.“ Doch er habe seine Kompetenz für die kleinen Ortsteile zu wenig herausgestellt. „Auch hätten wir meine Kandidatur früher bekannt geben und die Präsenz in den Medien eher und intensiver betreiben müssen.“ Der Zeitfaktor sei entscheidend. „Ich habe den Kennenlern-Faktor unterschätzt.“ Nun denke er darüber nach, was er selber falsch gemacht habe.
Niederlage für Kiese und Roye wenig überraschend
Wenig überraschend ist, dass Jan Kiese (SPD) und Marko Roye (Die Linke) für die Stichwahl keine Rolle spielen - auch wenn sie selber dies anders einschätzen.
Kiese war trotz Fachkenntnis und klarer Argumentation für viele Wähler offenbar noch zu unerfahren und zu wenig in der Stadt verwurzelt. Auch wenn Ferid Giebler in Muldestausee beweist, dass dies kein Automatismus sein muss. Doch in Bitterfeld-Wolfen waren die Gegenspieler dafür zu stark.
Roye wiederum sieht sich zwar als Opfer innerparteilicher Querelen. Doch muss man auch sagen: Der Sänger ist zwar sehr bekannt, aber im Kandidaten-Vergleich in Sachen Konzepte und Ideen bislang kein politisches Schwergewicht. Spannend wird nun, wie sich die ausgeschiedenen Kandidaten zur Stichwahl positionieren. (mz)
