1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. BIG-Hotel in Wolfen : BIG-Hotel in Wolfen : Neues Zuhause für Flüchtlinge

BIG-Hotel in Wolfen  BIG-Hotel in Wolfen : Neues Zuhause für Flüchtlinge

Von Stefan Schröter 01.03.2016, 19:54

Wolfen - Ein Einzelbett, ein Doppelstockbett, Tisch, Stühle und Schränke: So sehen die meisten der insgesamt 53 Zimmer des Gästehauses im BIG-Hotel aus. Sie sind circa 15 Quadratmeter groß. Vereinzelt gibt es auch doppelt so große Räume. Ab voraussichtlich Mitte April sollen insgesamt rund 170 Flüchtlinge in die Wolfener Einrichtung einziehen. „Der Zeitpunkt hängt auch von der Zusage beim Nutzungsänderungsantrag ab“, sagt Jürgen Wilms, Geschäftsführer der Leipziger Northgate Enterprises Group (NEG), die das BIG-Hotel besitzt. Der Antrag liegt momentan beim Landkreis.

Für ein Okay aus Köthen müssen die Betreiber vor allem Brandschutzauflagen beachten. Entsprechend werden bis dahin noch Brandschutztüren eingebaut und Brandmelder in allen Räume installiert. Insgesamt 500.000 Euro investiere die „NEG Leipzig“, um das Gästehaus des BIG-Hotels für Flüchtlinge fit zu machen.

Dass im Objekt noch einige Arbeiten zu erledigen sind, sieht man besonders an den unverkleideten Decken auf den Gängen. Die Zimmertüren sind derzeit mit Folien abgeklebt, da in den Fluren die Trockenbauer noch arbeiten.

Endlich Entscheidung gefallen

Aber der Vertrag zur Flüchtlingsunterbringung mit dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und dem BIG-Hotel-Eigentümer ist unter Dach und Fach. Er wurde nach Angaben der Leiterin des Amtes für Ausländerangelegenheiten, Diane Gardyan, erst im Februar endgültig festgezurrt und gilt für fünf Jahre. Da im vorigen Herbst die Zuweisungszahlen für den Landkreis angestiegen waren, griff die Anhalt-Bitterfelder Verwaltung laut eigenen Angaben auf das Angebot der Leipziger Firma zurück.

Kreissprecher Udo Pawelczyk widerspricht gleichzeitig Aussagen, wonach in Wolfen alternativ genug Wohnungen zur Verfügung stünden, um auf das BIG-Hotel verzichten zu können: „Es gibt einen Unterschied zwischen existierendem leerem Wohnraum und Wohnraum, der uns für die Flüchtlinge angeboten wird.“

Seit Monaten war das Gästehaus des Wolfener BIG-Hotel als Asylunterkunft im Gespräch. Das wirkt sich nach Angaben von Jörg Mähler – ebenfalls Mitarbeiter bei NEG Leipzig – negativ auf die dortigen Besucherzahlen aus. „Hotelgäste sind in dem Umfang nicht mehr vorhanden wie vor der Bekanntgabe.“ In etwa der Hälfte des Reisehotels können eigentlich weiterhin Urlauber oder Monteure übernachten. Mit dem Abschwung im Solar Valley hätten sich in den letzten Jahren aber allgemein die Buchungszahlen im Haus rückläufig entwickelt.

Im vergangenen Sommer erwarb die Arctas Invest Gmbh von Jürgen Wilms das Hotel. Schon beim Kauf existierte laut NEG der Gedanke, in dem Objekt Räume für Flüchtlinge zu schaffen. Eine andere Idee war, einen Pächter zu suchen.

Nach der Asylunterkunfts-Bekanntgabe haben die Hotel-Eigentümer einen Wachschutz eingestellt – aus Sorge vor Anschlägen, wie sie anderswo bei geplanten Einrichtungen zu verzeichnen waren. „Die kritische Phase liegt zwischen der Bekanntgabe als Unterkunft und dem Einzug der ersten Flüchtlinge“, sagt Mähler von NEG. Laut Angaben von Jürgen Wilms habe der Wachschutz in Wolfen aber noch nicht eingreifen müssen.

Die NEG Leipzig ist überzeugt vom Gelingen ihres Projektes und von den Standortvorteilen im Wolfener Stadtgebiet: „Nach anfänglicher Skepsis und auch nachvollziehbaren Ängsten beruhigen sich die Leute tendenziell, wenn die Menschen erstmal hier leben“, meint Geschäftsführer Wilms.

Wie Zuhause fühlen

Für das Gästehaus wird die Firma eine zweiköpfige Hausleitung aufstellen. Sie besteht aus einer Mitarbeiterin des Hotels sowie aus dem Syrer Nedal Mahmoud. Er soll helfen, Sprachbarrieren zu überwinden. Auch der Sicherheitsdienst wird daher laut Angaben von Wilms bewusst Kräfte aus dem arabischen und afghanischen Raum einsetzen. Für das Gästehaus soll es zudem nur eine Reinigungskraft geben. „Wir wollen den Menschen bewusst machen, dass es ihr zu Hause ist“, erklärt Mähler.

Zur Freizeitgestaltung können die Flüchtlinge Gemeinschaftsräume nutzen, von denen es in jedem Stockwerk einen gibt. Dort wollen die Betreiber zum einen Fernseher mit internationalen Sendern anbieten. Im gesamten Gästehaus soll Internet vorhanden sein. Zudem werden die Bewohner auf bestehende Angebote des Landkreises hingewiesen. Dazu zählen unter anderem die Sprachkurse an der Kreisvolkshochschule.

Auf dem Hof des 5.000 Quadratmeter großen Areals in Wolfen ist außerdem ein Spielplatz angedacht. Für den Innenbereich soll eine Tischtennisplatte angeschafft werden sowie eine Tafel – beispielsweise für Deutsch-Stunden. (mz)