Austausch dringend nötig Austausch dringend nötig: Zugewachsene Trinkwasserrohre bis zu 100 Jahre alt

Bitterfeld - Da dürfte so manches Ausstellungsstück im Kreismuseum jünger sein. Die Trinkwasserleitung aus der Dessauer Straße in Bitterfeld hat nach 80 bis 100 Jahren wieder Tageslicht gesehen. Allerdings nur, um anschließend auf dem Schrott zu landen. Der Versorger Midewa erneuert vor Ort derzeit zusammen mit anderen Unternehmen die dortigen unterirdischen, hochbetagten Leitungen, während oberirdisch der Landkreis Anhalt-Bitterfeld die Fahrbahn grundhaft sanieren lässt. Ein halbes Jahr lang ist die wichtige Verbindungsstraße zwischen Greppin und Bitterfeld deshalb gesperrt – Autofahrer sind frustriert, weil sie bis mindestens Ende November Umleitungen in Kauf nehmen müssen.
„Wir sollten froh sein“
Dabei zeigt der Blick in ein altes Stück Trinkwasserleitung, dass es aus dieser Sicht höchste Zeit wurde, die Straße aufzureißen. „Als ich das Rohr erblickte, dachte ich nur: Oh mein Gott, es ist ziemlich zugewachsen. Da sieht man, wie notwendig ein Austausch war“, sagt Anwohner Jürgen Finke.
Der gelernte Maschinenbauschlosser verfolgt die Baustelle vor seiner Haustür mit Interesse. Zur Begutachtung hat er sich ein altes Stück ausgeliehen und auch der MZ gezeigt. „Wir sollten froh sein, dass die Leitungen erneuert werden“, meint der 78-Jährige.
Die Midewa datiert den Einbau der etwa elf Zentimeter dicken Trinkwasserleitung auf die Zeit zwischen 1920 und 1935. „Die Rohre sind schon sehr alt“, stellt Grit Schwara fest, Technische Leiterin der Midewa-Niederlassung in Bitterfeld. Solche Leitungen lägen in der Region vor allem noch in jenen Gebieten, wo in den letzten Jahrzehnten nicht neu gebaut wurde. Die Midewa nutzt daher genau wie andere Versorger oft Straßensanierungen, um alte Medien in der Erde durch neue auszutauschen.
Weniger Ablagerungen
Dann heißt es: Kunststoff statt Metall. „Bei diesem Material können sich weniger Ablagerungen bilden, da die Wände glatter sind“, erklärt Schwara. In den jetzt entfernten Leitungen haben sich laut ihren Angaben vor allem Eisen und Mangan abgesetzt, wodurch das Rohr über die Jahre zugewachsen ist.
„Diese harten Inkrustierungen, lassen sich durch keinen Trinkwasserstrom entfernen. Das sieht nicht schön aus, beeinträchtigt aber die Trinkwasserqualität nicht“, beruhigt die Technische Leiterin gleichzeitig.
Früher konnten die Bestandteile wie Eisen und Mangan nicht so gut herausgefiltert werden, berichtet Schwara. Heute ermöglicht dies moderne Technik, strengere gesetzliche Grenzwerte geben die Bedingungen für das Wasser vor.
Das Bitterfelder Trinkwasser wurde laut Midewa einst über Brunnen im Hahnstückenweg nach oben befördert. Hinzugemischt worden sei abgepumptes Wasser aus dem Tagebau. Die Aufbereitung erfolgte anschließend im Wasserwerk. (mz)
