1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Anhalt-Bitterfeld: Anhalt-Bitterfeld: Ein nettes Wort für jeden Gast

Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein nettes Wort für jeden Gast

Von CHRISTINE KRÜGER 22.07.2011, 15:50

WOLFEN/MZ. - Sobald sich die Sonne durch die Blätterkronen über dem Biergarten des Hotels Deutsches Haus in Wolfen schieben, ist dort auch schon Hochbetrieb. In diesen Tagen im Hochsommer sowieso.

Rentner Erwin Schnelle kommt gern hierher. Eine halbe Portion zu Mittag, die leistet er sich immer mal. Und schlägt damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Er braucht nicht zu kochen und er kommt unter Leute. Ein freundliches Wort, einen Scherz oder auch mal eine ernste Unterhaltung - hier findet er das. Geschäftsführerin Ines Laube legt da großen Wert drauf. Hier sollen die Gäste eben nicht nur schnell essen und wieder verschwinden - hier sollen sie sich ein bisschen heimisch fühlen. "Wir haben einige, die immer wieder kommen. Gerade ältere Leutchen suchen Gespräche", sagt sie, "von manchen weiß ich die ganze Geschichte. Da fühle ich richtig mit." Und manches Schicksal, meint sie, das berührt sie tief.

Ines Laube kennt viele ihrer Gäste, die meisten wahrscheinlich. Immerhin ist sie seit 24 Jahren im Haus. Ursprünglich hat die gelernte Kellnerin im Handel gearbeitet. "Wegen unserer Tochter, die war damals ja noch klein. Da ging nichts mit abends arbeiten", blickt sie zurück. 1987 ging es dann. Sie lacht: "Da war das ,Deutsche Haus' gerade saniert. Sagen wir mal so: Aus einer alten Bruchbude war eine etwas bessere geworden." Das Flair der Bruchbude legte das "Deutsche Haus" erst ab mit dem Eigentümer, der das erste Haus am Platze in Wolfen 1991 von der Treuhand übernahm. Bärbel und Walter Peterson kamen aus Berlin und sie nahmen die Sache in die Hand, sanierten, bauten aus und an und um, so dass ein gemütliches, familiäres Haus entstand.

Dieser Tage haben sie das 20. Jahr gefeiert. Und das brachte eine Veränderung. Denn Petersons gaben das Hotel jetzt ab. Von den neuen Eigentümern - Ines Laube, Kellner Maik Seblist und Koch Christian Brand - wird es jetzt weitergeführt. "Es soll alles bleiben, wie es ist, damit haben wir ja unseren Erfolg - vor allem unsere deutsche Küche, die echt beliebt ist", so die Geschäftsführerin. "Lediglich eine Saisonkarte werden wir jetzt neu haben." Laube, Seblist und Brand arbeiten schon fast 20 Jahre zusammen. Da ist nicht nur gegenseitiges Verständnis gewachsen sondern vor allem Vertrauen. Und das ist die Grundlage für so eine Konstellation.

"Wir wollten alle, dass das ,Deutsche Haus' und vor allem die Arbeitsplätze erhalten bleiben", sagt Ines Laube. Und das sind immerhin 16 und da kann man getrost von einer Stammbesetzung reden. Auch Azubis sind hier willkommen, Ines Laube ist Ausbilderin. Stolz schwingt in ihrer Stimme, wenn sie sagt: "Und alle, die bei uns gelernt haben, haben hinterher eine Arbeit gefunden. Das sagt ja was über unsere Ausbildung aus." Rund um die Uhr ist das Hotel, das 40 Betten in insgesamt 28 Zimmern bietet, besetzt. Das Restaurant bietet 40 Plätze, der Biergarten an die 100. Außerdem haben viele das Haus als gute Adresse für Tagungen, Familienfeiern, Vereinsabende und Stammrunden entdeckt, dafür gibt es drei separate Räume unterschiedlicher Größe.

Dann hat das Küchen-Team natürlich richtig straff zu tun. Da reichen die rund 80 Portionen, die an einem Durchschnittstag rausgehen, nicht. In der Beliebtheitsskala der Gerichte übrigens stehen Schnitzel und Fisch ganz oben.

Freilich, sagt Ines Laube, sei der große Gäste-Boom, der nach der Wende mit Geschäftsleuten und Monteuren einsetzte, vorbei. Doch immerhin liegt die Auslastung des Hotels heute bei 60 Prozent. Und das ist für ein Haus wie dieses eine gute Zahl. "Jetzt nehmen immer öfter Wochenend-Ausflügler bei uns eine Übernachtung - die wollen sich offenbar die Goitzsche angucken - und Durchreisende - Dänen vor allem", sagt sie.