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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein gutes Stück Heimat

Von ulf rostalsky 23.04.2012, 19:13

holzweißig/MZ. - Die Aufgabe ist eine Sache für Ingenieure. Uwe Kröber hat am Computer gesessen und einen Teil der Eindeckung der Holzweißiger Wehrkirche zu Papier gebracht. Buchstaben- und Zahlenkombination sollen Ziegel erkenntlich machen und vor Verwechslungen bewahren. "Alles muss seine Ordnung haben", gibt der Gemeindekirchenratsvorsitzende gut gelaunt zu Protokoll.

Kröber führt Buch in einer so bisher in Holzweißig noch nicht dagewesenen Aktion. Der Förderverein der Wehrkirche hat ausgiebig die Werbetrommel gerührt und um Unterstützung für die Sanierung des Kirchendachs gebeten. Um die Kassen zu füllen, werden symbolisch Ziegel verkauft. Die Bauarbeiten am Dach schlagen in Summe mit gut 90 000 Euro zu Buche. Trotz des vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) und dem Kirchenkreis zur Verfügung gestellten Zuschusses bleibt ein Eigenanteil von 9 000 Euro. Geld, das die Holzweißiger einspielen werden.

"Spendenstand am Montag: 8 165 Euro." Uwe Kröber hat die Übersicht und wie Fördervereinsvorsitzender Hartmut Penk die Zuversicht, die 9 000er Marke schnell zu knacken. Ein Ziegel auf dem Kirchendach kostet symbolische 20 Euro. "408 Ziegel sind es jetzt, die restlichen bekommen wir auch noch hinzu", rechnen die beiden Männer vor. An ihrem Stand haben sich reichlich Spender eingefunden. Darunter auch ein Dreierteam, das gleich doppelt zuschlagen möchte.

Mit schwarzer Farbe setzen Bärbel Donath, Inge Freitag und Roland Meierhöfer ein Ausrufezeichen auf den beiden erworbenen Biberschwänzen. Das Datum 12. Mai ist verewigt. Dazu die Jahreszahlen 1952 und 2012 sowie der Vermerk zur Diamantenen Konfirmation. "Wir sind die Vorhut", schmunzeln die drei Senioren, die für ihre einstigen Mitschüler gehandelt haben. Vor 60 Jahren wurden sie allesamt in der Wehrkirche konfirmiert. Die Ziegel sollen an das Ereignis erinnern und Verbundenheit zum Gotteshaus symbolisieren. "Die Kirche ist ein Stück von meinem Leben", erzählt Barbara Schultz. Auch die Holzweißigerin hat symbolisch Ziegel gekauft und signiert. Sie möchte ihren Teil beitragen, um "das Stück Heimat" zu erhalten. In der Kirche wurden ihre Eltern getraut. Hier wurde Barbara Schultz getauft. "Die Kirche gehört einfach zu Holzweißig", ist die Spenderin überzeugt. Fördervereinsvorsitzender Penk geht noch weiter. "Sie ist das einzige erhaltene historische Wahrzeichen des Ortes."

Anders als zum Beispiel der lange Jahre weithin sichtbare Wasserturm habe die Kirche die Zeiten überstanden, erinnert Penk und hofft, dass Hilfsbereitschaft nicht nur aufs Kirchendach beschränkt bleibt. Zwar haben Verein und Kirchengemeinde jede Menge getan im Gotteshaus und Sakristei, Orgel sowie Turmeindeckung auf den Weg gebracht. Arbeit ist jedoch noch immer reichlich vorhanden. Die Glocken und deren Aufhängungen brauchen dringend eine Frischzellenkur, auch die Innenausmalung und Bestuhlung stehen auf der Wunschliste der Holzweißiger.