Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die Ruhe vor dem Sturm
schlaitz/MZ. - Winterbetrieb: Das Wort haben Bergers in fetten Lettern auf die Aushänge an der Rezeption und der Seeklause geschrieben. Von Sparflamme will Michael Berger dennoch nicht reden. Alles laufe eben einfach etwas ruhiger als sonst. "Warum soll ich die Gaststätte zu machen im Januar oder Februar? Ich bin doch ohnehin auf dem Platz." Der Schlaitzer lebt seinen Beruf 24 Stunden am Tag, ist praktisch immer ansprechbar und oft genug auch der Ausputzer in der Not. Da kommen Leute, die brauchen Hilfe beim Vorzelt-Aufbau. Dann fehlt eine Schaufel oder ein Besen. Nicht selten geht auch die Gasflasche aus. "Meistens, wenn Essen gekocht werden soll." Berger kann herzhaft lachen über solche Begebenheiten. Er hat sich seine ganz einfache Logik zurechtgelegt und reagiert auf diese Hilferufe gelassen. "Die Flasche wird nur leer, wenn sie benutzt wird." Der junge Mann schmunzelt und macht klar Schiff in der Seeklause. Zeit dafür ist. Denn die Sache mit dem Gas hat momentan nicht mehr als theoretischen Wert.
Das Heidecamp ist verwaist. Zu Weihnachten und Silvester waren ein paar Dauercamper da. Doch das ist Geschichte, seit die Temperaturen im Keller sind. Leben in den isolierten Wohnwagen sei kein Problem, sagt der Campingfreund. Auch die Sanitäranlagen wären beheizt. "Aber wer möchte bei minus 20 Grad den Weg vom Wohnwagen dorthin laufen?" Berger ist Realist. "Wahrscheinlich niemand."
Dennoch ist er da. Schiebt Schnee, hantiert in der Seeklause, in den Sanitäranlagen. Weil sich das einfach gehöre. Auf dem Platz müsse immer jemand ansprechbar sein. Dieser Jemand ist er selbst. Und Michael Berger hat kein Problem damit. Zumal er mit seiner Familie selbst auf dem Platz zu Hause ist. Der Juniorchef des Camps erzählt von 90 Dauercampingplätzen, von denen mehr als 70 vergeben sind. Für ihn ist das gleichbedeutend mit 70 Mal Dauerzugriff auf Natur pur. Denn trotz intakter und den hohen Ansprüchen des Tourismusverbandes genügender Infrastruktur soll das Heidecamp mit eben jener Nähe zur Natur bestechen. "Wir werden das Stauseeufer noch mehr in die Arbeit einbeziehen", blickt Berger in die nahe Zukunft. Wohl wissend, damit dem Fünf-Sterne-Status des Platzes in die Hand zu spielen. Der Stausee vor der Haustür ist der Trumpf zu allen Jahreszeiten. "Auch im Winter. Da kommen Familien mit Kindern zum Rodeln, manche wandern auch einfach so am Wasser entlang." Dass davon derzeit wenig zu spüren ist, bringt den Hausherren nicht aus dem Tritt. "Es sind einfach die Temperaturen."
Steigen die, steigt auch die Zahl der Dauercamper auf dem Platz. Das ist eine Weisheit, die am Muldestausee schon immer gilt. Das Heidecamp unter Regie der Familie Berger gibt es seit 1993. "Wir feiern am 1. Mai Geburtstag." Gleichzeitig wird an 37 Jahre Flutung des Stausees erinnert. Michael Berger hat in Familie in der ruhigen Zeit am Veranstaltungsplan für das Jahr 2012 gebastelt. Der Stille des Winters folgt die geballte Camper-Welt. Schlachtefest und Frühjahrsputz stehen im März auf dem Plan, Ostereiersuchen ist fix, auch das Verdi-Jugendcamp oder das Trainingslager der Boxer aus Görzig. Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten wird gefeiert. "Und dann hat schon eine ganze Handvoll Clubs ihren Urlaub hier angemeldet", erzählt Michael Berger. Die Zeit bis dahin will er nutzen. "Machen, was möglich ist." Schnee schieben, Gläser waschen, ansprechbar sein. Der letzte Mann auf dem Platz eben. Der Ausputzer.