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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: «Das Baby» lebt - und darf fliegen

Von DETLEF FÄRBER 19.11.2010, 18:02

BREHNA/MZ. - Erstmal hat sie geschluckt. Dann hat sie sich geärgert, wollte gleich zum Telefon greifen und sich beschweren: "Das kann doch nicht wahr sein", dachte Kathrin Eipert, als sie erfuhr, was eine Fluggesellschaft von ihr verlangt, mit der sie dieser Tage nach Wien fliegen wird - zu einem Auftritt bei einer Gala der "Kronenzeitung". Die Brehnaer Saxophonistin soll für ihr Instrument doch tatsächlich ein eigenes Flugticket lösen. Weil sie es nicht als Gepäckstück aufgeben will. Ist es unverschämt, ihr "Baby" zum eigenständigen Passagier zu erklären?

Doch wie das so ist mit Dingen, die nicht zu ändern sind: Man kann sie dann auch mal in anderem Licht betrachten. Das Saxophon als eigenes Wesen, ja ganz und gar als Mensch? - Kathrin Eipert hat die Sache überprüft und dabei Erstaunliches herausgefunden.

Namen und Spitznamen immerhin, hatte ihr Altsaxophon ja schon längst. "Mein Baby" etwa, weil man es fast genauso anfassen, ja knuddeln kann. Und "Miss Black", weil es - anders als die meisten Saxophone - aus Nickel und Sterlingsilber besteht und einen schwarz-schimmernden Grundton aufweist. Dass es Pflege und viel Aufmerksamkeit braucht - auch das habe ihr "Sax" mit Kindern gemeinsam, meint die Saxophonistin, deren eigenes Saxophon-Orchester sich übrigens aus vielen Kindern und Jugendlichen aus Bitterfeld, Brehna, Halle und der gesamten Region zusammensetzt.

Den Ton von Kindern treffe ihr Saxophon übrigens auch - aber nicht nur den. "Es kann flüstern, erzählen, brüllen, richtiggehend singen, klagen, schluchzen, raunen, schmeicheln, flirten, jauchzen, swingen - aber auch schon mal richtig zickig klingen", sagt die Frau, die dem Instrument diese Töne so zu entlocken vermag wie in unserer Gegend kaum jemand sonst. Im Grunde sei ihr "Baby" aber ein "artiges Kind". Das liegt wohl am Elternhaus. Denn da herrscht kein allzu rauer Ton, wie er etwa sonst in der Jazz-Familie üblich ist. Und so "singt" Eiperts Saxophon am liebsten Pop-Songs, vertritt in der Melodieführung die Frontmänner und -frauen berühmter Bands - die Solisten also.

Aber ganz kann und will "Miss Black" die Jazz-Verwandtschaft dann doch nicht verleugnen. Immer wieder mal reißt das temperamtentvolle Mädchen mitten in der Melodie aus, dreht ihre Pirouetten, schlägt musikalische Purzelbäume, lässt sich aber kurz vor dem Refrain wieder einfangen. Kann und darf man solch ein entzückendes Wesen als Gepäckstück aufgeben - oder über dem Sitz im Koffer-Fach verstauen? Kathrin Eipert schüttelt den Kopf.

Also dann "Miss Black": Hinsetzen und anschnallen - und mal gespannt warten, was dir die Stewardessen an Leckereien servieren.

Doch zuvor steht ein Konzert in der Brehnaer Kirche an. Dort nämlich will die Musikerin zusammen mit ihrem Orchester "Sax & Fun" am 26. November die Tournee eröffnen. "Winterträume mit Saxophon" haben sie das Konzert, das um 19 Uhr beginnt, genannt. Denn die Musiker wollen die Gäste entführen in eine vorweihnachtliche Welt voller Besinnlichkeit und Vorfreude. So werden klassische Stücke erklingen genau so wie altbekannte Weihnachtslieder "in pfiffigem, fröhlichem Arrangement." Und damit alle mitsingen können und keiner wegen Textunsicherheiten schweigend zuhören muss, liegen überall die Texte aus. Kathrin Eipert lacht. "Ja", sagt sie fröhlich, "die Leute werden Lust haben mitzusingen.

Bei den klassischen Stücken wie dem "Ave Maria" von Schubert oder "Tochter Zion" von Händel allerdings werden die Gäste still dem Saxophon lauschen. Damit, erklärt sie, will sie "auch mal die andere Seite des Orchesters" zeigen. "Wir sind auch in Klassik zu Hause und ganz fit." Ein solches weihnachtliches Konzert veranstalten Sax & Fun und Kathrin Eipert bereits zum zweiten Mal in der Brehnaer Stadt- und Klosterkirche.