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60 Jahre und mit jedem Tag schöner

Von IRIS LADEMANN 10.06.2010, 16:28

SALZFURTKAPELLE/MZ. - Rosel Erben erinnert sich vor allem deshalb so gut an die Anfänge des Kindergartens in Salzfurtkapelle, der vor 60 Jahren eine einfache Holzbacke war, weil sie diese Zeit als Kind miterlebt hat. "Ich war damals gerade in die Schule gekommen. Und die ersten beiden Jahre wurden die Hortkinder ebenfalls mit im Kindergarten betreut." Auch die steten Umbauten zum Schmuckstück von heute habe sie live miterlebt. Denn sie leitete die Kindertagesstätte "Märchenland" in ihrem Heimatort von 1969 bis 2004.

Sigrid Zeißig, die den Staffelstab 1969 an Rosel Erben weitergereicht hatte, habe die Einrichtung zwar nicht vom ersten Tag an geleitet, doch die Bilder von damals sind auch in ihrem Gedächtnis hängen geblieben. Und besucht haben ihn zu damaliger Zeit rund 40 Kinder, weiß sie. An den Namen ihrer Vorgängerin erinnert sich die 71-Jährige zwar nur noch vage. Doch dass es im Ort vor 1950 schon einmal einen so genannten Erntekindergarten gegeben hat, den Kinder nur in den Sommermonaten besuchten, weiß sie genau - und nicht nur aus Erzählungen. Denn Sigrid Zeißig ist ebenso wie Rosel Erben ein Salzfurter Kind. "Das war doch die Baracke am neuen Spielplatz an der Kapelle, die schon lange leer steht", weiß sogar die heutige Leiterin der Einrichtung Petra Döffinger, die im Nachbarort Löberitz wohnt. 2004 hat sie die Leitung übernommen, als Rosel Erben in die Altersteilzeit ging.

Von baulichen Veränderungen sprechen die Frauen und sind wieder in der Vergangenheit. "Der Fußboden bestand nur aus einfachen Holzdielen, und eine Zwischendecke gab es auch nicht", weiß Sigrid Zeißig. Und das wiederum hatte zur Folge, dass es im Winter sehr kalt und an heißen Sommertagen recht warm war. "Im September 1959 war die Wasserleitung total hinüber, und das Wasser musste aus dem Garten von der Handpumpe mit Eimern geholt werden", erinnert sich Sigrid Zeißig noch an eine Begebenheit, die ihr im Gedächtnis haften geblieben ist. Und sie setzt noch hinzu, dass auch diese einfache Pumpe oftmals kaputt war, so dass man Wasser auch von den Nachbarn holen musste. Da die finanziellen Mittel kaum reichten, bekam die Einrichtung nur ein Plumpsklo. "Denn das war billiger als die Erneuerung der Anlage, die ohne fließendes Wasser nicht lief", so Frau Zeißig .

Kurz nachdem Rosel Erben das Zepter übernommen hatte, begann die erste richtige Sanierung. "1970 wurden nicht nur die Wände hochgemauert, sondern es verschwanden auch die wackligen Holzdielen, durch deren Ritzen es ebenfalls zog. Es wurde ein fester Fußboden eingezogen mit Fußbodenbelag - der auch viel leichter zu reinigen war." Zehn Jahre später entstand ein Anbau mit neuen Sanitäreinrichtungen - womit die Plumpsklos mit ihren Geruchsbelästigungen der Vergangenheit angehörten.

Sigrid Zeißig erinnert sich auch noch an das Planschbecken, das heute in keinster Weise mehr daran erinnert. Denn schon seit 1963 kann es als solches nicht mehr genutzt werden. "Das Wasser hat nicht mehr gehalten", setzt Sigrid Zeißig hinzu. "Wir haben es aber später für Beschäftigungen genutzt. Und für die Mittagsruhe haben wir das Becken mit Matten ausgelegt", was den Kinder sehr großen Spaß gemacht habe. "Denn in unserer Einrichtung", erklärt Rosel Erben, "wurde schon immer sehr großer Wert auf Bewegung und Aufenthalt an frischer Luft gelegt."

1991 wurde wieder umgebaut, denn das Barackendach war schon sehr undicht, so dass es überall durchregnete, merkt Rosel Erben weiter an. "Wir bekamen ein neues Dach, eine neue Ölheizung und für die Gruppenräume eine Fußbodenheizung", erzählt sie. Auch der Spielplatz wurde neu gestaltet. Und im ehemaligen Planschbecken wurde eine Kletterkombination installiert. Mit Sand aufgefüllt hat das einstige Badebecken nun eine ganz andere Funktion bekommen, meint Petra Döffinger.

Die Einrichtung, die anlässlich ihres Jubiläums eine ganze Festwoche auf die Beine gestellt hat, die am Samstag in ein ganz großen Fest mündet, besuchen zur Zeit sechs Krippenkinder, 22 Kindergarten- und 21 Hortkinder der Löberitzer Grundschule. Denn der Hort ist seit zehn Jahren wieder fester Bestandteil der Kindertagesstätte.

Für die Bewegungsspiele von einst, die in die Festwoche mit eingeflossen sind, musste natürlich hier und da etwas improvisiert und vielleicht sogar auf dem Speicher gekramt werden.

"Wer hat heute noch Kreisel mit der dazu gehörigen Peitsche", stellt Petra Döffinger in den Raum. Und sie setzt hinzu, dass Sonja Behrend, die Tochter von Sigrid Zeißig, doch noch Kreisel gefunden hat. "Die dazu notwendigen Petschen hat mein Mann angefertigt", sagt die Leiterin.