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25 Jahre "Go Trabi Go" 25 Jahre "Go Trabi Go": "Trabant"-Hymne feiert Jubiläum

Von Christine Färber 17.01.2016, 09:21
Jaqueline, Udo und Rita machen sich auf nach Italien., um auf Goethes Spuren zu wandeln.
Jaqueline, Udo und Rita machen sich auf nach Italien., um auf Goethes Spuren zu wandeln. ARD De Geto Lizenz

Greppin - Keiner stank mehr, keiner knatterte lauter, keiner klapperte gefährlicher als er - unser Trabi. Udo Struutz’ „Schorsch“ machte da keine Ausnahme. Dennoch: Die Rennpappe aus „Go Trabi Go“, auf die der Film eine volltönende Hymne singt, war in Form.

Vor 25 Jahren im Kino angelaufen

Und nicht nur die, wie wir wissen. Mit Wolfgang Stumph, Marie Gruber, Claudia Schmutzler und vielen anderen wurde die turbulente Wende-Komödie Kult. Vor 25 Jahren, am 17. Januar 1991, flimmerte sie zum ersten Mal über die Leinwand. „Und für mich war der Streifen extra noch was besonderes - meine erste Klappe für einen Kinofilm“, sagt Hauptdarsteller Wolfgang Stumph.

Deutschlehrer Udo Struutz macht sich sofort nach der Wende mit seiner Frau Rita, der 17-jährigen Tochter Jaqueline und mit seinem Plastikbomber „Schorsch“ los - auf Goethes Spuren soll es durch Italien gehen.

Start ist in Greppin. Im Hof der Burg, dieser markanten Häuserzeile an der Hermine-Kreuzung, beginnt das Abenteuer. „Nein“, sagt Ingrid Engelhardt, „bei meiner Schwiegermutter in der Schlafstube fängt der Film an.“ Stimmt. Und plötzlich sind alle Erinnerungen wieder da: Das Zimmer von Jaqueline mit den originalen DDR-Tapeten, der Blick auf das Werk, die Bahn, die Rohrleitungen, die Schlote des Gips-Schwefelsäure-Betriebes. „Genau den Blick haben die Filmleute gesucht. Die wollten so richtig die Fabrik und die Bahn, eben das Werksgelände.“ So, wie sich Leute von den Bavaria-Filmstudios aus dem entfernten München die schmutzigste Stadt Europas eben vorstellten. Und damit nicht genug: Die Dialoge der Bitterfelder Filmhelden sprudeln im schönsten Sächsisch. Ingrid Engelhardt lacht. „Als Herr Stumph voriges Jahr für die Dokumentation ,Go Trabi Go Forever’ nochmal in Greppin war, hab ich ihm gesagt, er ist schuld dran, dass alle Welt denkt, die Bitterfelder reden sächsisch.“ Egal, der Film ist’s wert.

14 Tage hat die Crew hier gefilmt - zwei Wochen, die Ingrid Engelhard und andere quasi am Set miterlebt haben. Denn nach der Arbeit, erzählt sie, führte ihr täglicher Weg sowieso zu Schwiegermutter Else. „Mitspielen durfte keiner von uns. Sie hatten ihre eigenen Statisten“, erinnert sie sich. „Und wir haben uns gewundert, wie oft die Szenen gedreht wurden. Zum Beispiel, wie Jaqueline mit ihrer kaputten Hose ins Auto steigt. Das haben die mindestens 20 Mal geprobt. Ach“, meint sie und winkt lächelnd ab, „20 Mal - das reicht gar nicht. Wir Laien haben keinen Unterschied gesehen.“

Etwas bewahrt Ingrid Engelhardt auf wie einen Schatz: das Filmplakat. Nicht irgendeins, das sie sich vielleicht gekauft hat. Nein, was sie da aufrollt, ist das Original. Genau das, das sich Jaqueline an ihre Zimmertür geklebt hatte.

Was für ein schöner Zufall. Denn eigentlich hatte ein Mann aus der Münchner Filmcrew ein Auge drauf. „Dem war der Trabbi wichtig, für die Leute aus dem Westen war das ja was“, sagt die Greppinerin. „Tja, dann waren sie weg, ich mache die Zimmertür zu - und was hängt da? Das Plakat!“

Wolfgang Stumph hat es mitgenommen, als er 2015 zur Doku-Tour „Go Trabi Go“ vom Hof der Burg in Greppin aus aufbrach, noch einmal mit „Schorsch“ die Originalschauplätze ansteuerte und sich mit den damaligen Schauspielern traf. Ingrid Engelhardt übrigens, auch wenn sie vor 25 Jahren nicht mal Statistin sein durfte, war ebenfalls eingeladen. „Herr Stumph hat mir nach seiner Tour das Plakat zurückgeschickt mit mehreren Autogrammen drauf.“

Und wenn man an den Film glaubt und an Udo Struutz und all die schönen Szenen, dann glaubt man auch an die Rennpappe. An „Schorsch“ und seine Nachfolger, die Geschichte sind. Und Kult. (mz)

2015 war Wolfgang Stumph wieder in Greppin. Er sagt, er hat jetzt das schöne Gesicht Bitterfelds gesehen. Die Kulisse von 1991 ist längst passé.
2015 war Wolfgang Stumph wieder in Greppin. Er sagt, er hat jetzt das schöne Gesicht Bitterfelds gesehen. Die Kulisse von 1991 ist längst passé.
T. Ernst Lizenz