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1 300 Kilometer auf Luthers Spuren

Von Christine Krüger 05.08.2005, 16:00

Raguhn/MZ. - Nur eine darf fahren: Birgit Groth. Sie steuert den Kleinbus mit dem Gepäck der Truppe. Aber eigentlich würde die passionierte Marathonläuferin sich viel lieber in die Schar der Aktiven einreihen. Bei einem früheren Sturz hatte sie sich jedoch so verletzt, dass eine solche lange Strecke für sie nicht mehr in Frage kommt. Und außerdem - einer muss ja auch das Gepäck von Gemeindehaus zu Gemeindehaus bringen, wo sie übernachten.

Mitte Juli sind die Schleswig-Holsteiner gestartet. Ihre Tour führt von Lübeck über Worms, Eisenach, Eisleben nach Wittenberg und berührt so wichtige Luther-Orte. In Wittenberg werden sie heute Thesen an der Tür der Schlosskirche anbringen. Darin befassen sie sich mit Auswegen aus der finanziellen Enge, die die Kirchen deutschlandweit drückt. "Kirche aktiv" haben sie ihr Projekt genannt.

"Unsere drei Gemeinden haben sich zusammengetan. Nicht, um einzusparen, sondern um die Arbeit und die Arbeitsplätze zu erhalten", erklärt Pastorin Martina Ulrich. "Mit kreativen, spaßigen und verrückten Ideen. Wir sehen in der Situation auch eine Chance, neue Wege zu finden, Geld in die Kassen zu bekommen." Darüber haben sie mit den Leuten unterwegs gesprochen. Am Freitag absolvierten sie die vorletzte Etappe. Sie sind in Löbejün gestartet, haben in Weißandt-Gölzau und Raguhn Rast gemacht, dazwischen versäumt, in die Kirche von Salzfurtkapelle einen Blick zu werfen (was sie später sehr gereut hat) und sind abends in Gräfenhainichen angekommen. Eine Etappe, die deutlich von den sonst üblichen 60 bis 80 Kilometern abweicht. "Da sind wir heut' Abend noch fit für 'ne Wanderung", scherzt Klaus Delfs und schielt auf der Karte heimlich noch nach einer Abkürzung.

Die Truppe hat es sich zum Mittag im Garten der Raguhner Bootsklause direkt an der Mulde bequem gemacht. "Ich kenne die Mulde aus dem Fernsehen, als damals das Hochwasser war", meint Angelika Iken. Neue Erkenntnisse nehmen die Pilger aus dem Osten mit heim. "Zum Beispiel, dass es hier viel mehr Kirchen gibt als bei uns und demnach viel mehr zu erhalten und zu sanieren. Aber auch die, dass sich bei uns Kirche und Vereine viel näher stehen", so die Pastorin.