Traditionsunternehmen im Salzlandkreis Traditionsunternehmen im Salzlandkreis: Flanschenwerk Bebitz entlässt fast die Hälfte der Belegschaft

Bebitz - Schlechte Nachrichten aus dem Flanschenwerk: Das vor allem für das Ausland produzierende Unternehmen in Bebitz bei Bernburg trennt sich von knapp der Hälfte seiner 185 Mitarbeiter. Die ersten müssen schon zum Jahresende gehen, die restlichen der 74 Betroffenen bis Ende März. Das bestätigte Geschäftsführer Oliver Schellberg auf Nachfrage der MZ und begründete das mit der andauernden schwierigen Wirtschaftslage: „Wir sind stark von Öl und Gas abhängig. Aufgrund des niedrigen Ölpreises sind viele Projekte verschoben worden.“ Und damit auch die Aufträge für das Werk.
Stab-Sparte wird geschlossen
Aus diesem Grund hatte die Werksleitung einem Teil der Mitarbeiter schon vor einem Jahr Kurzarbeit verordnet. Die sei nun aber nicht mehr verlängerbar, so dass das Unternehmen, das im Jahr 2004 vom indischen Investor Dhruv Kochhar übernommen worden war, zum letzten Mittel - der Entlassung - greifen musste.
Besonders davon betroffen ist die Sparte Flanschherstellung. Dort werden lösbare Verbindungen produziert, die zwischen Rohre gesetzt werden. Komplett geschlossen wird laut Schellberg die Sparte Stabstahl. Dort werden unter anderem Edelstahlstäbe für die Autoindustrie produziert. Erst vor wenigen Jahren ist das Werk um diesen Bereich ergänzt worden.
Damit die nun angekündigten Entlassungen so sozialverträglich wie möglich ablaufen, soll nach Angaben von Schellberg eine Transfergesellschaft gebildet werden. Damit sollen die Mitarbeiter nicht direkt in die Arbeitslosigkeit gehen müssen. Vorher sollen sie zum Teil noch Schulungen zur Weiterqualifikation erhalten.
Man sei außerdem bereits in Gesprächen mit der Arbeitsagentur, damit die Betroffenen schnell weitervermittelt werden können. Sie stammen, so Schellberg, aus den unterschiedlichsten Bereichen. Vorrangig aus der Produktion, der Schmiede, der Logistik aber auch aus der Verwaltung. Inwieweit auch der Betriebsrat den betroffenen Mitarbeitern zusätzlich zur Seite steht, ist unklar. Auf Nachfrage wollte man sich gar nicht zu den Entlassungen äußern.
Ungewiss ist ebenso das eigentlich geplante Investitionsvorhaben auf dem Gelände der ehemaligen Betriebssiedlung für Werksangehörige. Dieses sorgte vor drei Jahren für Schlagzeilen. Nachdem die 80 Bewohner der zehn Zweifamilien- und sieben Mehrfamilienhäuser ihre Wohnungen für einen Komplettabriss verlassen mussten, sollte an gleicher Stelle eine neue Produktions- oder Lagerhalle für das Flanschenwerk entstehen. Doch dieses Vorhaben liegt nun offenbar weiter auf Eis. „Kurzfristig gibt es dafür keine Planungen“, sagte Schellberg.
Übernahme durch Inder
Zu DDR-Zeiten arbeiteten in dem Betrieb bis zu 1.000 Menschen. Nach der Reprivatisierung im Jahr 1992 meldete die Werksleitung zehn Jahre später Insolvenz an. Einen Neustart gab es dann im Jahr 2004. Der Indische Investor Dhruv Kochhar übernahm die Firma, einen Teil der Produktion lagerte er in sein Heimatland aus. Allerdings boomte auch in Bebitz das Geschäft. Zeitweise beschäftigte das Werk bis zu 220 Mitarbeiter, darunter 20 Azubis. Noch im Jahr 2011 investierte das Unternehmen 7,5 Millionen Euro in eine neue Werkhalle. (mz)