Straßenverkehr Straßenverkehr: Kein Fachchinesisch

Bernburg/MZ - Vor knapp sieben Jahren hat Wei Yuxin ihren Führerschein gemacht - in China. Doch Autofahren kann die 24-jährige Studentin bis heute nicht, wie sie selbst sagt. „In China lernt man das Autofahren auf einem Übungsplatz“, erklärt sie. Im Straßenverkehr sei sie jedoch nie gefahren.
Nun wohnt Wei in Bernburg. „Ich mag Deutschland und will auch hier bleiben“, sagt die Chinesin, die seit zwei Jahren hier lebt und an der Hochschule Anhalt Betriebswirtschaftslehre im fünften Semester studiert. Um im späteren Berufsleben mobil zu sein, übt sie nun die deutschen Verkehrsregeln in der Fahrschule Ehrig.
Auf chinesische Fahrschüler spezialisiert
Klaus und Liane Ehrig haben sich gewissermaßen auf chinesische Fahrschüler spezialisiert. „Das hat sich im Laufe der Jahre so entwickelt“, sagt Liane Ehrig. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda seien immer mehr Asiaten zu ihnen gekommen. Nun unterrichtet Klaus Ehrig rund 25 Chinesen pro Jahr. Aber auch Inder, Iraner und natürlich Deutsche zählen zu seinen Schülern. „Einige besitzen einen ausländischen Führerschein - aber bei manchen merkt man das gar nicht“, sagt Klaus Ehrig.
Problematisch sei oftmals die Verständigung. Die Chinesen, so auch Wei, sprechen zwar sehr gut Deutsch, aber manche Begriffe aus den Bereichen Technik oder Bedienung lassen sich nicht ins Chinesische übersetzen. Dennoch legen fast alle Chinesen ihre theoretische Prüfung in Deutsch ab. „Viele sprechen besser Englisch als Deutsch und man könnte meinen, dass sie aus Bequemlichkeit auch die Prüfung in Englisch ablegen, aber sie wollen das unbedingt in der Sprache tun, mit der sie auch im Alltag leben“, sagt Klaus Ehrig. Gerade die Chinesen seien sehr fleißig. „Einen Fehler machen sie nur einmal, danach sitzt es“, weiß Liane Ehrig aus Erfahrung. So falle bei der Theorie nur sehr selten jemand durch. Auch Wei hat diese Prüfung schon bestanden - natürlich fehlerfrei. Und das trotz der vielen Verkehrsregeln, die in Deutschland gelten. „Ich finde die Regeln gut, weil sie Fußgänger und Radfahrer schützen“, begründet sie. Im Auto muss sich die Chinesin in wenigen Wochen beweisen.
Führerschein kostet gut viermal so viel wie in China
Bereits am Montag tritt Li Ang zur Praxisprüfung an. Der 26-Jährige studiert an der Hochschule in Köthen und steht kurz vor seinem Bachelorabschluss im Bereich Pharmatechnik. Eigens für die Fahrstunden kommt er regelmäßig nach Bernburg, weil einer seiner Freunde ihm die Fahrschule Ehrig empfohlen hat. „Ich denke, dass ich ohne Führerschein keine Arbeit finden werde“, begründet er. Zwar koste der deutsche Führerschein gut viermal so viel wie in China - dort sind es nur 300 bis 400 Euro - aber dafür erhalte man hier auch eine bessere Ausbildung.
Li, der seit sechs Jahren in Deutschland lebt, hat zuvor noch nie in einem Auto gesessen. Dennoch denkt er, dass das Fahren hier einfacher sei als in seiner Heimat. „In China gibt es weniger Verkehrsregeln. Da hilft oft nur hupen. Hier gibt es die Rechts-vor-links-Regel. Das ist gut“, erklärt er den Unterschied. Auch wenn die Umsetzung manchmal schwierig sei. Dann helfe nur eines, weiß Wei: „Immer Geduld haben - auf beiden Seiten.“