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Salzlandkreis Salzlandkreis: Mutmacher kommen mit dem Rad

Von SUSANNE WEIHMANN 23.08.2010, 16:20

BERNBURG/MZ. - Von einem Regenbogen war über Bernburg am Montag weit und breit nichts zu sehen, geschweige denn von Sonne. Vielmehr nur dicke Regenwolken, die hin und wieder ein Stück aufrissen. Allerdings zog sich am Mittag das Leuchten eines Regenbogens durch die Stadt, als nämlich die Teilnehmer der "Regenbogenfahrt" mit ihren in den Regenbogen farbenen leuchtenden Trikots durch die Stadt radelten. Vor dem Rathaus unterbrachen sie ihre Fahrt und Oberbürgermeister Henry Schütze begrüßte die "Regenbogenfahrer" der Deutschen Kinderkrebsstiftung zu einem Imbiss im Ratssaal.

Als "Botschafter der Hoffnung" bezeichnete der Oberbürgermeister die 40 jungen Erwachsenen, die am Samstag in Erfurt gestartet waren und die auf ihrer 600 Kilometer langen Tour krebskranken Kindern und Jugendlichen und ihren Eltern Mut machen wollen. "Wir haben es geschafft - Ihr könnt es auch schaffen!", heißt die Botschaft der Radfahrer, die selbst in ihrer Kindheit und Jugend die lebensbedrohliche Krankheit besiegt haben. Es gebe keine geeigneteren Vertreter, "den Betroffenen Hoffnung zu machen und ihnen Unterstützung zu geben", meint Schütze, der zugleich würdigte, zu welch sportlichen Leistungen die ehemaligen jungen Krebspatienten fähig sind. "Da müsste ich selbst richtig trainieren", gibt er zu.

"Ich möchte anderen Mut machen und zeigen, dass man es schaffen kann", erklärt Maria Schredl ihre Motivation. Die Studentin aus der Nähe von München ist zum dritten Mal bei dieser Tour dabei. Vor vier Jahren war bei der 21 Jahre alten jungen Frau ein Nierentumor entdeckt worden. Patrick Schulz aus Schwäbisch-Hall indes tritt erstmals für diese gute Sache in die Pedalen. Das Radfahren mache ihm Spaß. Zudem wollte er gern andere ehemalige Krebspatienten kennen lernen, sagt er. Der 24-Jährige erkrankte als Sechsjähriger an Leukämie. Auch ihm habe man damals Mut gemacht. "Das möchte ich jetzt anderen zurück geben", erklärte der junge Mann. Auf ihrem Weg von Erfurt nach Bremen würden sie auf ihren Etappenzielen, unter anderem Halle und Magdeburg, immer wieder die kleinen Patienten auf den onkologischen Stationen der Kliniken besuchen, erklärte Klaus Riddering, Pressesprecher der Deutschen Kinderkrebsstiftung. "Die Teilnehmer machen ihnen Hoffnung: Gebt nicht auf! Ihr könnt das auch erreichen, was wir erreicht haben", sagt Riddering.

Nach seinen Informationen wurde erstmals 1993 eine Regenbogenfahrt durchgeführt, die von Hannover nach Dresden führte. Die erste Tour führte direkt in den Ostteil Deutschlands, weil gerade hier viele Patienten darüber klagten, dass sie in Schule und Beruf mit Vorurteilen zu kämpfen hatten. Auch heute gebe es laut Riddering noch Benachteiligungen: Beispielsweise würde keine Versicherung eine Lebensversicherung mit den ehemals Betroffenen abschließen. Auch die Pharmaindustrie zeige kaum Interesse an der Krankheit bei Kindern. Denn die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen sei mit rund 2 000 relativ "gering". "Da ist dann fast alles privat finanziert", sagt Riddering.

Dass es noch immer große Vorurteile gibt, weiß auch Nicole Klaudt. Daher sei die Präsenz auf der Straße wichtig, findet die 28-Jährige, die zum neunten Mal an der Fahrt teilnimmt und dafür wie viele andere auch eine Woche Urlaub genommen hat. Und dabei fallen die "Regenbogenfahrer" nicht nur wegen ihrer bunten Trikots auf. In diesem Jahr werden sie fast durchweg von der Polizei begleitet. Klaudt erkrankte mit zehn Jahren an Morbus Hodgkin (Lymphdrüsenkrebs). "Die Therapie ist hart gewesen", erzählt die junge Frau aus Bonn. Aber heute sei sie vollständig genesen und kann daher auch die einzelnen Etappen zwischen 40 und 100 Kilometer problemlos bewältigen.

Am Montag wollten die Radfahrer nach einer weiteren Rast am Friedensfahrt-Museum in Kleinmühlingen bis nach Magdeburg weiterfahren. Dort steht am Dienstagfrüh der Besuch der onkologischen Station in der Klinik auf dem Programm, ehe es weiter Richtung Wolfsburg geht.