Salzlandkreis Salzlandkreis: Abwärts in die Vergangenheit
STRENZNAUNDORF/MZ. - Meter für Meter fressen sich die Presslufthämmer am Ortsausgang von Strenznaundorf in Richtung Gnölbzig in die Tiefe. In 15 Metern sind die Mitarbeiter der BST Mansfeld GmbH & Co. KG angekommen. "Wir verbreitern das Lichtloch 6", erklärt Bauleiter Klaus Mann. Über das verbreiterte Lichtloch soll der Zugang zu zwei unterirdischen Stollen möglich werden, die einst Grundwasser von den dortigen Abbaufeldern abgleitet haben. Vor Jahrhunderten wurde hier Kupferschiefer gewonnen. Die Abbaufelder und Stollen durchziehen das Gelände und befinden sich auch direkt unter Strenznaundorf.
Ziel der Anstrengungen ist die Kontrolle des bis zu 30 Meter tief in der Erde liegenden Heinitz-Stollens sowie des viele Jahre zuvor mehrere Meter darüber angelegten Naundorfer Stollens. Während der Naundorfer Stollen inzwischen wohl trocken ist, führt der Heinitz-Stollen noch immer Grundwasser ab. Dieses System soll möglichst erhalten bleiben, damit sich die Gefahr von Erdfällen in der Gegend nicht erhöht. Auftraggeber für die Arbeiten ist die Stadt Könnern, die im Rahmen des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) Fördergelder bekommt - rund 1,1 Millionen Euro.
Bis zu 30 Meter tief muss das Lichtloch 6, das derzeit 80 Zentimeter mal 1,40 Meter misst, auf mehrere Meter Breite erweitert werden. Um ungehindert arbeiten zu können, hat die BST das schmale Loch zunächst mit Schotter gefüllt. Nun werden die steinernen Wände des Lichtlochs abgestemmt und weiteres Erdreich abgetragen. Die neuen Schachtwände werden dann mit armiertem Spritzbeton befestigt.
Der Kupferschieferabbau bei Strenznaundorf geht auf das Jahr 1538 zurück. "Strenznaundorf und auch die benachbarten Orte sind komplett vom Bergbau unterfahren worden", erklärte Bernd Aberle. Nahe des Dorfes trat der Kupferschieferflöz einst zutage. "Der Flöz ging schräg in den Boden hinein." Je weiter dem Flöz nachgegangen wurde, desto tiefer ging es abwärts. Als die Menschen Kupferschiefer verarbeiten konnten, sei der Flöz zunächst an der Oberfläche abgebaut worden. "In Hettstedt soll dies vor rund 800 Jahren begonnen haben", meinte Aberle, der aber hier eher an eine Sage glaubt.
Nachdem das Kupfer oberflächennah vollständig herausgekratzt war, wurden zunächst kleine Schächte angelegt, um an die tieferen Schichten zu kommen. Fünf bis sechs Meter tief waren diese Gruben. "Der Kupferflöz war hier maximal 20 bis 30 Zentimeter stark. Das waren also feine Streifen im Boden." Fehlende technische Voraussetzungen für das Abstützen tieferer Gruben und die Frischluftzufuhr verhinderten lange Zeit den tiefer gehenden Abbau. Dies muss nach Aberles Schätzungen so um 1300 oder 1400 gewesen sein.
"Und irgendwann ist man dann auf das Grundwasser gestoßen." Um das Wasser zu heben, fehlten wiederum die technischen Voraussetzungen. Mit den einfachen mechanischen Pumpen der damaligen Zeit konnten nur geringe Wassermengen gehoben werden. "So kam man auf die Idee, das Wasser über gewaltige Drainagesysteme abzuleiten." Unterirdische Tunnel wurden von tiefer liegenden Tälern kilometerweit in die Hügel bis nahe an die Abbaugebiete getrieben.
Diese so genanten Wasserlösestollen oder Erbstollen übernahmen die Entwässerung des Abbaufeldes. "Das sind bautechnische Meisterleistungen von der Vermessung her", meint Aberle bewundernd. Schon beim Graben wurde dafür gesorgt, dass das Wasser ständig abläuft. Der über fünf Kilometer lange Heinitz-Stollen bei Strenznaundorf hat ein Gefälle von weniger als einem Prozent. Manchmal sei es nur wenige Meter pro Jahr vorangegangen. Um schneller fertig zu werden, wurden alle paar Meter Schächte gegraben und von dort aus der Stollen in zwei Richtungen vorangetrieben. Der Naundorfer Stollen unter Strenznaundorf ist auf diese Weise um 1696 entstanden.