Rot-weiße Girlanden als Bahnschranken

Güsten/MZ - Denn die rot-weißen Bänder, die Girlanden ähnlich sind, lassen schon den Verdacht zu, dass hier die Narren am Werke sind. Weit gefehlt. "Hier wird eine zuggesteuerte Schrankenanlage gebaut", sagt Rolf Topsnick, Bauüberwacher der Bahn. Das heißt, die Schranken werden durch ein vom Zug ausgelöstes Signal geschlossen und öffnen sich auch wieder.

Bis es soweit ist, sind allerdings zwei "Büp" der Schrankenwärterin Birgit Bienek zur Seite gestellt, die zweimal pro Stunde die Girlanden in die Hand nehmen, um den Bahnübergang zu sperren, damit die Züge ungehindert die Straße passieren können.

Büp sind übrigens Bahnübergangsposten. Für Birgit Bienek bedeutet die Zeit bis voraussichtlich Oktober eine gute Abwechslung. Denn sonst musste sie immer allein vom Schrankenwärterhäuschen aus die Schranken bedienen. Seit 1991 ist die Güstenerin Schrankwärterin.

Vorher, blickt sie zurück, war sie auf dem Güterbahnhof in Güsten zuständig, dass die Waggons ihre Wagenpapiere bekamen. "Da gab es immer wen, mit dem man erzählen konnte", sagt die 48-jährige Frau, die eigentlich Bäckerin gelernt hat. Das frühe Aufstehen hat sie nicht gestört. "Es gab nicht viel zu verdienen als Bäcker", sagt sie. Also sei sie über die Erwachsenenbildung eben zur Eisenbahn gekommen. Das war lukrativ und machte Spaß.

Die Gespräche mit Rangierern früher vermisste sie schon als Schrankenwärterin. Und wie lange sie diesen Beruf noch ausübt, weiß sie auch nicht. Denn das Häuschen ist schon letzte Woche abgerissen worden. "Gedanken mache sich nicht. Es wird Gespräche geben und dann sehen wir weiter", sagt die sympathische Frau, die mit einer Umsetzung rechnet.

In den nächsten Wochen, in denen die neue Anlage samt neuer Kabel und der Elektronik sowie den Straßen gebaut wird, überwacht sie aber noch in gewohnter Weise die Büp beim Ziehen der Absperrketten.