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Talstadt Nicolaistraße in Bernburg: Gerüst und Bauzaun verhindern Gehweg-Sanierung

Von Torsten Adam 03.08.2018, 12:36
Erst wenn Gerüst und Bauzaun verschwunden sind, kann der Fußweg in der Nicolaistraße in Bernburg neu gepflastert werden.
Erst wenn Gerüst und Bauzaun verschwunden sind, kann der Fußweg in der Nicolaistraße in Bernburg neu gepflastert werden. Pülicher

Bernburg - Mittlerweile fünf Jahre ist es her, dass die Saale-Fluten weite Teile der Bernburger Talstadt unter Wasser setzten. Und noch immer sind nicht alle Schäden behoben. Auch deshalb nicht, weil sie sich mancherorts erst später offenbarten.

Wie durch Absackungen auf der Nicolaistraße. Die Genehmigungsbehörden des Landes verlängerten deshalb mehrfach Fristen, bis zu denen nachträglich beantragte Fluthilfegelder auszugeben sind. Letzter Stichtag ist nunmehr Silvester 2018. Spätestens bis dahin soll der restliche unsanierte Abschnitt der Nicolaistraße erneuert sein.

Gehweg-Sanierung am Ackerbürgerhof wird blockiert

Eigentlich kein Problem, sollte man glauben - ist mit dem für kommenden Montag anvisierten Baustart doch genügend Zeit. Allerdings blockieren nach wie vor ein Gerüst und ein Bauzaun am früheren Ackerbürgerhof die geplante Gehweg-Neupflasterung.

Bauunternehmer Thomas Fränkel lässt dort den zweigeschossigen verputzten Bruchsteinbau von 1653 mittlerweile seit fünf Jahren restaurieren. Auch mit Hilfe von 150.000 Euro aus öffentlichen Fördermitteln des Denkmalschutzprogramms von Bund, Land und Stadt.

Während einer Baustellenbesichtigung durch den Bauausschuss am 11. April hatte der Eigentümer angekündigt, den Fußweg spätestens bis Ende Mai zu beräumen. Doch auch zwei Monate später ist dies nicht passiert. „Wir waren zweimal bei ihm. Herr Fränkel hat uns zugesagt, den Gehweg rechtzeitig freizumachen“, sagt Thomas Weschke, Mitarbeiter im städtischen Tiefbauamt.

Fränkel will sich zum Bauverzug nicht äußern

Offen ließ er, was passiert, wenn diese Zusage erneut nicht eingehalten wird und ein daraus resultierender Bauverzug die Fördermittelfrist in Gefahr bringt. Gegenüber der MZ will sich Thomas Fränkel dazu nicht äußern.

Laut Bauplan beginnt der Wasserzweckverband Saale-Fuhne-Ziethe am kommenden Montag unter Vollsperrung mit dem Austausch von Hausanschlüssen. Im Anschluss wollen die Stadtwerke neue Stromkabel verlegen.

Wasserverband baut neue Hausanschlüsse, Stadtwerke neue Stromkabel

Die Neupflasterung des Fußweges mit Mosaiksteinen und die Neuasphaltierung der Fahrbahn sollen dann voraussichtlich in der letzten August-Woche starten, sagt Thomas Weschke. Die Baukosten würden sich auf zirka 200 000 Euro belaufen.

Über Thomas Fränkel beklagt sich auch eine an der Schulstraße wohnende Familie. Nach dem Abriss des ehemaligen „Hauses der Werktätigen“ - zu DDR-Zeiten einer der bedeutendsten Veranstaltungssäle der Stadt - ist die Giebelwand nach Auffassung von Ilona und Thomas Holzhauer noch nicht ausreichend gesichert worden.

Giebelwand soll noch gesichert werden

Als die MZ Anfang Juni erstmals über die Sorgen des Ehepaares um das eigene Haus berichtete, sagte Thomas Fränkel zu, dass dies „noch im Juni“ nachgeholt werde, ebenso wie die Schadensregulierung auf Grundlage eines angeblich vorliegenden Sachverständigen-Gutachtens.

Dieses haben Holzhauers indes trotz mehrmaliger Zusage nach eigenen Angaben bis heute nicht zu Gesicht bekommen, geschweige denn seien in den vergangenen Monaten Baufortschritte an der Giebelwand passiert.

„Meine Eltern möchten einen Rechtsstreit vermeiden“

Für das Ehepaar ist das eine enorme seelische Belastung, sagt Sohn Marcus Holzhauer. „Meine Eltern sind deswegen dieses Jahr nicht wie sonst üblich gen Süden in den Sommerurlaub geflogen. Sie möchten immer noch einen womöglich jahrelangen Rechtsstreit vermeiden.“

Ob dies gelingt, ist allerdings fraglich. Gegenüber der MZ erklärt sich Thomas Fränkel mittlerweile als nicht mehr verantwortlich: „Ich habe damit nichts zu tun.“

Eigentümer des Grundstücks sei nämlich die Alslebener Hoch- und Tiefbau Verwaltungsgesellschaft. Was er verschweigt: „Herr Fränkel ist deren alleiniger Gesellschafter“, sagt Marcus Holzhauer.

Dokumentieren kann er das mit einem entsprechenden Handelsregister-Auszug, den er besorgt hat, um alle Zweifel über den richtigen Ansprechpartner auszuräumen. Sprach Bauunternehmer Fränkel vor drei Monaten noch gegenüber der MZ davon, die Angelegenheit schnell zu klären, teilt er nun mit, dass auf dem Areal an der Schulstraße „im Moment nichts geht“, weil die Gesellschaft anderweitig beschäftigt sei.

Warum schreitet das Bauordnungsamt nicht ein?

Bei Holzhauers weicht die Hoffnung so langsam der Erkenntnis, nur noch auf dem Klageweg zu ihrem Recht zu kommen. Auch weil sie sich von den Behörden im Stich gelassen fühlen. „Wir können nicht verstehen, dass das Bauordnungsamt nicht einschreitet“, sagt Marcus Holzhauer.

Anders als die Familie sieht man in der Kreisverwaltung allerdings keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit auf der Schulstraße, sondern stuft die Angelegenheit als reinen Nachbarschaftsstreit ein.

„Unsere größte Sorge ist weiterhin die Standsicherheit des Baugrundes, vor allem bei Starkregen, da die Hohlräume immer weiter ausgespült werden“, sagt Marcus Holzhauer, der davon ausgeht, dass der Grundstücksnachbar gegen die Landesbauordnung und das Nachbarschaftsgesetz Sachsen-Anhalts verstößt.

Letzteres schreibt vor, dass derjenige, der sein Haus abreißt, für die Schadensbeseitigung an der bis dato gemeinsam genutzten Wand verantwortlich ist und sie auf eigene Kosten in einen für eine Außenwand geeigneten Zustand zu versetzen hat. Ihm stoße bitter auf, dass jemand für Bauvorhaben öffentliche Fördergelder bekommt, der Gesetze offenkundig derartig missachte. (mz)