1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Flüchtlinge: Nada und Shahed Hajjar Syrien bringen Flüchtlingskindern arabische Schrift bei: Alphabet hat 28 Buchstaben

Jetzt live:

Flüchtlinge Nada und Shahed Hajjar Syrien bringen Flüchtlingskindern arabische Schrift bei: Alphabet hat 28 Buchstaben

Von Andreas Braun 05.02.2020, 09:56
Nada und Shahed Hajjar (M.) unterrichten Kinder im „Coffee to Stay“ in arabischer Schrift.
Nada und Shahed Hajjar (M.) unterrichten Kinder im „Coffee to Stay“ in arabischer Schrift. Andreas Braun

Bernburg - Es macht den beiden jungen Frauen sichtlich Spaß. Auch, wenn es eine nicht so ganz einfache Aufgabe ist. Nada und Shahed Hajjar bringen Kindern, die mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen sind, die arabische Schrift bei.

Das arabische Alphabet besteht aus 28 Buchstaben. Zur Bildung von Wörtern werden in der Regel alle Buchstaben in Laufrichtung der arabischen Schrift von rechts nach links verbunden.

Was sich so einfach anhört, ist aber nicht ganz so und wer einen Blick auf die Schrift wirft, der denkt, dass es eher Kunstformen sind und nicht geschriebene Worte. Für die beiden Syrerinnen ist es indes einfach. Sie haben die Schrift in der Schule gelernt, in Damaskus.

Doch für die Kinder, die sich im „Coffee to Stay“ an der Wilhelmstraße in Bernburg treffen, ist es Neuland. Sie sind mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen, bevor sie in die Schule kamen. Sie können Arabisch sprechen, aber eben nicht schreiben und lesen.

„Wenn man nach Deutschland kommt, muss man die Sprache lernen. Sonst kommt man hier nicht zurecht“

Nun gehen sie in die Schule und lernen die Sprache ihres Gastlandes in Wort und Schrift. „Wenn man nach Deutschland kommt, muss man schon die Sprache lernen. Sonst kommt man hier nicht zurecht“, sagt Nada Hajjar. Allerdings sei es ebenso wichtig, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen.

Darum bringen sie und ihre Schwester den Kindern die arabische Schrift bei. Denn wenn später einmal eines der heutigen Kinder in die Heimat zurückkehrt, dann braucht es dieses Wissen, um dort Fuß zu fassen.

Für Nada und Shahed Hajjar ist es derzeit nicht vorstellbar, zurück nach Syrien zu gehen, denn sie sehen ihre Zukunft hier. „Wir wurden in Damaskus ausgebombt. Wir mussten umziehen. 2015 habe ich mich entschlossen, das Land zu verlassen“, blickt Nada zurück. „Ich habe gefragt, ob wer mitkommt. Doch niemand wollte. Wir haben in der Familie beraten und schließlich ist Shahed mitgekommen.“

Als Shahed und Nada aus Damaskus flohen, waren sie 15 und 21 Jahre alt

Damals war Shahed 15 Jahre alt und Nada 21 Jahre. Erstes Ziel war die Türkei, wo Nadas Freund war, mit dem sie heute verlobt ist. Zu dritt ging es nach Deutschland. Der gelernte Buchhalter arbeitet derzeit in der Gastronomie.

„Uns war klar, dass wir ohne die Sprache nichts erreichen werden.“ Shahed hatte in sechs Monaten Deutsch erlernt und spricht es fließend. Auch Nada hatte keine Probleme damit, die Sprache zu erlernen. Beide konnten bereits Englisch. Schwieriger war es, die Gebräuche zu verstehen.

Doch wenn man in einem Land neu ist, dann muss man sich damit abfinden, dass manches anders ist. Alles mitmachen muss man aber nicht, sagt Shahed. „Wir gehen auf Partys. Aber wir trinken keinen Alkohol. Und wir essen kein Schweinefleisch. Dafür haben wir den Ramadan. Der Fastenmonat soll uns daran erinnern, dass es manchen Menschen nicht so gut geht. Wir respektieren andere Kulturen. Doch wir möchten, dass respektiert wird, dass wir eben manche Dinge anders angehen.“

Respekt sei der Schlüssel zum Verständnis, sagt Shahed Hajjar

Respekt sei der Schlüssel zum Verständnis, sagt die 19-Jährige, die gerade eine Lehre als Kosmetikerin in Halle absolviert. Wenn sie in zwei Jahren fertig ist, würde sie gern ihr Fachabi machen und studieren. Nada Hajjar, die in Syrien ihr Studium abbrechen musste, wird gerade in Schönebeck zur Erzieherin ausgebildet.

„Ich arbeite gern mit Kindern“, sagt die 25-Jährige, die mit ihrer Schwester die Kinder nicht nur die arabische Schrift lehrt. Sie haben einen Chor samt Tanzgruppe gegründet. (mz)