Halbe Million Euro Schaden Nach Hinweis der Salzlandsparkasse: Konto von mutmaßlichem Ebay-Betrüger mit Adressen in Bernburg eingefroren

Bernburg - Den Ermittlungsbehörden ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit der Salzlandsparkasse einen stattlichen Geldbetrag auf dem Konto eines mutmaßlichen Internetbetrügers einzufrieren. Nach MZ-Informationen soll es sich um eine sechsstellige Euro-Summe handeln, auf die der Tatverdächtige vorläufig keinen Zugriff mehr hat.
Die Polizei fahndet seit rund zwei Wochen nach dem Mann. Er hat über die Internetverkaufsplattform Ebay offenbar hunderte Kunden bundesweit geprellt. „Wir gehen nach derzeitigem Stand von einem Schaden von rund einer halben Million Euro aus“, sagt Bernburgs Reviersprecher Marco Kopitz.
Bislang lägen Strafanzeigen im mittleren zweistelligen Bereich vor. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte aber deutlich höher sein, da sich noch nicht alle bei der Polizei gemeldet haben.
Kontobewegungen fielen der Salzlandsparkasse auf
„Die Salzlandsparkasse selbst hat aufgrund auffälliger Kontobewegungen vor einigen Tagen festgestellt, dass auf einem Konto möglicherweise ein Straftatbestand vorliegt“, sagt Stefan König, Sprecher des Kreditinstituts. Ein automatischer Sicherheitsmechanismus zeige derartige Verdachtsfälle an.
„Auch wenn jemand einen ungewöhnlich hohen Geldbetrag in bar abheben will, fragen unsere Mitarbeiter nach dem Zweck. So soll beispielsweise bei älteren Kunden der Enkeltrick verhindert werden“, erklärt Stefan König.
Salzlandsparkasse informierte Ebay über die Auffälligkeiten
Im aktuellen Fall habe die Sparkasse Ebay über die Auffälligkeiten informiert und um Prüfung gebeten. Gleichermaßen sei vorsorglich Kontakt zu den Strafverfolgungsbehörden aufgenommen worden. „Dies hat mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Magdeburg zu einem Ermittlungsverfahren geführt“, so der Sparkassen-Sprecher weiter.
Der mutmaßliche Täter hatte nach Polizeiangaben seine betrügerischen Aktivitäten sehr professionell vorbereitet. Im März ließ er beim Handelsregistergericht in Stendal die Gründung einer Firma, die Lemounte-IT GmbH, eintragen.
Betrüger meldete Lemounte-IT GmbH beim Handelsregister Stendal an
Im Salzlandkreis mietete er mindestens drei Wohnungen an, eine davon an der Thomas-Mann-Straße in Roschwitz. In der Regel ließ er dort von seinen Nachbarn Paketlieferungen annehmen. Offenbar enthielten sie jene Ware, die er anschließend bei Ebay anbot.
Hunderte kauften Klimaanlagen, Fernseher oder Laptops und überwiesen drei- bis vierstellige Geldsummen vor dem Erhalt der Ware. Sie vertrauten dabei auf die 100-prozentig positiven Kundenbewertungen, die der Verkäufer auf seinem am 3. Mai angemeldeten Ebay-Konto zuvor erhalten hatte.
Anfang August sperrte Ebay den Nutzerkonto des Betrügers
Ab Anfang August häuften sich allerdings die Beschwerden über nicht gelieferte Ware. Ebay reagierte, beendete alle offenen Transaktionen und sperrte das Konto. Zu spät, wie einige Opfer kritisieren.
Diesen Vorwurf weist das Unternehmen zurück. „Wir bedauern sehr, dass wir in diesem Fall nicht verhindern konnten, dass Käufer zu Schaden gekommen sind“, sagt ein Ebay-Sprecher.
Betrüger handelte drei Monate und bekam 216 positive Bewertungen
Auf Basis hochentwickelter Sicherheits- und Filtersoftware suche Ebay proaktiv nach Missbrauchsversuchen. Der Mann habe aber seit seiner Anmeldung drei Monate lang ohne Auffälligkeiten gehandelt und 216 ausschließlich positive Bewertungen erhalten.
„Im Zuge der Hitzewelle begann er dann, Klimageräte zu günstigen Preisen zu verkaufen, ist den Lieferungen allerdings nicht mehr wie zuvor nachgekommen“, heißt es weiter. Bedauerlicherweise hätten sich die Opfer mit der Banküberweisung für eine unsichere Zahlungsmethode entschieden.
Rücküberweisung ist nicht immer möglich
Wer Geld auf ein anderes Konto transferiert, kann es nur bei Doppelüberweisungen und Betrugsverdacht über einen sogenannten Recall zurückerlangen. Entsprechende Anfragen von anderen Banken bestätigt die Salzlandsparkasse.
Opfer hätten auch direkt Kontakt aufgenommen. Vorerst müssen sie sich aber gedulden und die weiteren Ermittlungen abwarten, ehe sie durch das eingefrorene Vermögen womöglich einen Bruchteil ihres Schadens ersetzt bekommen.
Polizei sicherte Kopien eines französischen Reisepasses
Der mutmaßliche Betrüger hatte sich an verschiedenen Stellen mit einem auf einen 40 Jahre alten Mann ausgestellten französischen Reisepass ausgewiesen. Entsprechende Kopien des Dokuments konnte die Polizei sichern.
Offen ist jedoch, ob der Pass dem Täter gehört. Bernburgs Revierleiter Steffen Kuse sagt, dass das Dokument auch gefälscht sein könnte. Leider seien auf einem Reisepass keine biometrischen Daten wie beim Personalausweis gespeichert. (mz)