Neuer Kalender erschienen Mit Ansichten und Geschichten aus Baalberge durch das Jahr 2022
Zum achten Mal zeigen Heiko Scharf und Eckhardt Scholz Ausschnitte aus der Ortsgeschichte.

Baalberge/MZ - Die Schienenstraße zwischen Baalberge und Kleinwirschleben ist Heiko Scharf noch heute in schmerzhafter Erinnerung. „Da habe ich als Kind öfter auf den Knien gelegen, besonders wenn die Straße feucht war“, erzählt der heutige Baalberger Ortsbürgermeister. Denn während die eigentliche Straße ziemlich holprig war, fuhr es sich mit dem Fahrrad auf den Schienen recht komfortabel - zumindest, solange man nicht wegrutschte. Diese Erfahrung können sicher so manche ältere Baalberger bestätigen.
Informationen zu den Fotos
Die Straße war einst für die landwirtschaftlichen Fuhrwerke gebaut worden. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es die Schienenstraße zwar nicht mehr. Aber alte Fotos im neuen Baalberge-Kalender für 2022 erinnern an sie. Bereits zum 8. Mal haben Heiko Scharf und Ortschronist Eckhardt Scholz einen solchen Kalender herausgebracht. Damals, im Jahr 2015, wollte man gern etwas für den Ort machen, sagt Scharf. Es sollte etwas Identitätsstiftendes für die Einwohner sein. Und weil der einstige Lehrer Eckhardt Scholz, der auch einen Foto-Zirkel geleitet hatte, noch viele alte Fotos besaß, sei man schließlich auf die Idee mit dem Kalender gekommen. Anfänglich sollten es alte und neue Aufnahmen im direkten Vergleich sein. Aber manchmal, erzählt Scharf, sei die Umsetzung einfach nicht möglich gewesen. Daher setzen die beiden Kalender-Macher vor allem auf (alte) Fotos und Informationen dazu. Letztlich stecke in jedem Kalender viel Arbeit drin. Ein ganzes Jahr lang sitzen der Ortsbürgermeister und der Ortschronist am Kalender.
Recherche ist aufwendig
Vor allem die Recherche im Vorfeld ist oft sehr aufwendig. Schließlich sollen die Fakten auch stimmen, sagt Scharf. Stehen dann die Themen und Fotos fest, macht sich Heiko Scharf an die Gestaltung. Wenn auch dieser Schritt abgeschlossen ist, werde der Kalender mehrfach Korrektur gelesen, ehe er in den Druck geht.
Auch dieses Mal sind die Themen wieder sehr vielfältig: Neben der bereits erwähnten Schienenstraße geht es etwa um das 1. Grundbuch von Baalberge ab 1781, um die Festwoche zum 1025-jährigen Jubiläum, die Schachtanlagen um Baalberge, von denen heute nichts mehr zu sehen ist, der Straßenname „Zum Sauren Anger“ aber noch darauf hin deutet, um die Kirche von Baalberge und um eine Schlägerei in dem Vorgängerbau sowie um eine Tauf-Geschichte aus jenen Jahren, in der ein Mädchen zunächst versehentlich auf einen Jungen-Namen getauft wurde, und um das KZ-Außenlager „Rübezahl“.
Von Neubauernhäusern und dem Hahndorf'schen Hof
Ein weiterer Teil beschäftigt sich mit den Neubauernhäusern. Nachzulesen ist auch die Geschichte der Fleischerei Steinhausen, die bis Anfang der 1940er Jahre existierte. Dort habe es nur Rindfleisch gegeben, erzählt Scholz. Direkt um die Ecke gab es eine weitere Fleischerei, in der ausschließlich Schweinefleisch verkauft wurde. Interessant ist auch die Geschichte des „Hahndorf’schen Hofes“, dem ältesten Hof im Ort. Von dem ehemaligen Vierseitenhof ist aber heute nicht mehr viel zu sehen. Die eigentlichen Besitzer wurden einst vertrieben, später waren an dieser Stelle unter anderem das Landambulatorium, ein Zahnarzt sowie ein Versammlungsraum. Heute ist das verbliebene Gebäude in privater Hand.
Bisher 110 Themen behandelt
In all den Jahren wurden bisher insgesamt 110 Themen behandelt und abgebildet. Die aber seien endlich, vor allem in einem Dorf, weiß Heiko Scharf. Daher wird es nicht ewig eine Fortsetzung geben. Nach Sichtung des noch vorhandenen Materials schätzt Eckhardt Scholz, dass noch bis zum Jahr 2027 ausreichend Themen vorhanden sind, um jährlich einen Kalender zu füllen. Besonders beliebt sei der jährliche Almanach bei ehemaligen Baalbergern, die inzwischen weggezogen sind. 200 Stück haben die beiden Macher in diesem Jahr drucken lassen. Schon jetzt sind Scharf und Scholz dabei, den Kalender für 2023 vorzubereiten.
Erhältlich sind die Kalender im Einkaufsmarkt „Nahkauf“ oder bei Eckhardt Scholz selbst.