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Katholiken in Sachsen-Anhalt Neuer Papst gewählt - „Er wird keine Wunder vollbringen, er ist nicht Jesus“

Kurz bevor der weiße Rauch in Rom aufstieg, hatte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff eine Eingebung. Auch Bischof Gerhard Feige und engagierte Katholiken im Land setzen auf Papst Leo XIV., doch der Druck wächst: Wird er die Kirche reformieren und die Laien stärker einbinden?

Von Julius Lukas 09.05.2025, 14:01
Reiner Haseloff 2015 mit dem nun verstorbenem Franziskus
Reiner Haseloff 2015 mit dem nun verstorbenem Franziskus (Foto: DPA)

Halle/Magdeburg/MZ. - Am Donnerstagabend, nach dem letzten Termin, erzählt Reiner Haseloff, sei er nach Hause gekommen. „Ich habe zu meiner Frau gesagt, lass uns den Fernseher anmachen, gleich kommt weißer Rauch“, so Sachsen-Anhalts Ministerpräsident. Es habe nur wenige Augenblicke gedauert, dann stieg tatsächlich der weiße Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle in Rom: „Da dachte ich, ich spinne – das war wie eine Eingebung“, erzählt der Katholik.

Leo XIV., der etwa eine Stunde später der Weltgemeinschaft als neuer Papst präsentiert wurde, sei eine „gute Wahl“, so Haseloff. Er habe durch seine Biografie viele Anknüpfungspunkte in allen Regionen der Welt. „Als Naturwissenschaftler freut mich, dass er Mathematik studiert hat“, meint Haseloff. In der katholischen Kirche mit ihren 1,4 Milliarden Mitgliedern gebe es aber eine große Vielfalt. „Das zusammen zu halten, ist für eine einzelne Person eine riesige Last“, so Haseloff. „Er wird keine Wunder vollbringen, er ist nicht Jesus – die Hoffnungen sind dennoch groß.“

Siebter Papst für Bischof

Für Magdeburgs Bischof Gerhard Feige, der den neuen Pontifex noch nicht persönlich kennt, sei es der siebte Papst seines Lebens – und doch wieder ein besonderer Moment. „Jeder neue war eine Überraschung mit einem besonderen Profil und einer eigenen Ausstrahlung.“ Die rasche Wahl spreche für große Einigkeit unter den Kardinälen.

Besonders bewegt habe Feige der erste Auftritt, der mit dem Gruß: „Friede sei mit euch“ sowie mit dem Augustinus-Zitat: „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof“ begann. „Das weist darauf hin, dass er in der Linie von Papst Franziskus weiter wirken wird.“ Auch die Themen, die Leo XIV. nannte – Synodalität und Barmherzigkeit – seien klare Zeichen für diesen Kurs. „Von daher bin ich voller Hoffnung, dass mit ihm der eingeschlagene Weg der Kirche gut weitergeht.“

Mehr Mitbestimmung

Diese Hoffnung teilt auch Dagobert Glanz, Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Magdeburg. „Den neuen Papst hatte ich gar nicht auf dem Schirm, aber ,Friede sei mit euch’ ist das richtige Programm.“ Glanz erinnert an Leos Arbeit in Lateinamerika, seinen Einsatz für soziale Gerechtigkeit. „Das war auch Papst Franziskus wichtig.“ Auch nach innen wünsche sich Glanz Kontinuität – also: mehr Mitbestimmung für Laien, Dialog und ein echtes Miteinander. „Was alle in der Kirche angeht, sollen auch alle entscheiden – das ist weltweit gewollt.“

Annette Thaut aus Köthen, Sprecherin der Katholischen Frauengemeinschaft im Bistum Magdeburg, zeigt sich vorsichtig optimistisch: „Wir Frauen dürfen die Erwartung nicht zu hochstecken – zu oft wurden wir enttäuscht.“ Doch kleine Schritte seien möglich. Überfällig sei etwa das Diakonat der Frau: „Viele Tätigkeiten in den Gemeinden übernehmen Frauen längst – nur das Amt bleibt ihnen verwehrt“, so Thaut. Das müsse sich ändern. Franziskus habe bereits begonnen, Frauen in höhere Ämter zu berufen. „Ich hoffe, dass Leo XIV. diesen Weg weiterführt“, meint Thaut.