Kommentar zum Ministerwechsel Eine höchst undankbare Aufgabe
Der neue sachsen-anhaltische Bildungsminister Jan Riedel bringt Talente mit. Nun muss er fortsetzen, woran seine Vorgängerin Eva Feußner scheiterte.

Magdeburg/MZ - Gleich drei ungelöste Personalprobleme schleppten Sachsen-Anhalts Christdemokraten bis zum Wochenende mit sich herum: die ungeklärte Spitzenkandidatur, eine Vakanz beim wichtigen Posten des Parlamentarischen Geschäftsführers der Landtagsfraktion – und mit Eva Feußner eine Bildungsministerin, der die Kommunikation zuletzt vollständig entglitten war.
Zumindest für das letztere Problem bietet die CDU nun eine Lösung an: einen jungen und vielversprechenden Schuldirektor, der den Dauerstreit um die Bildungspolitik befrieden soll. Jan Riedel scheint die dafür nötigen Fähigkeiten mitzubringen.
Auch Feußner wollte nicht Schülern das Leben vergällen
Gelobt werden seine Innovationsfreude, seine Leidenschaft für ein gutes, lernfreudiges Klima und seine kommunikativen Fähigkeiten. Alles davon wird er brauchen, weil ein Kernproblem auch nach dem Ministerwechsel erhalten bleibt: der massive Mangel an Lehrern.
Auch Feußner hat ihre umstrittenen Entscheidungen zur Kürzung von Förderstunden oder Skikursen nicht getroffen, weil sie Lehrern und Schülern das Leben vergällen wollte. Es ging darum, Löcher zu stopfen – und dieses höchst undankbare Geschäft muss nun Riedel übernehmen.
Sven Schulze wird Für und Wider abgewogen haben
Dass sich der auf Kontinuität bedachte Ministerpräsident Reiner Haseloff im Fall Feußner zur Entlassung entschieden hat, der ersten seit dem Rauswurf von Holger Stahlknecht im Jahr 2020, zeigt, für wie gefährlich die CDU die Konflikte in der Bildung hält.
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Die Entlassungsurkunde kam vom Regierungschef – der Anstoß dafür aber kam, laut offizieller Verlautbarung, von der CDU. Deren Chef Sven Schulze wird Für und Wider abgewogen haben. Riedel steht für einen Neuanfang, er kann zerrissene Gesprächsfäden neu aufnehmen. Allerdings ist Feußner weiterhin CDU-Abgeordnete und auch für die nächste Wahl nominiert. Sollte sie nach ihrem Sturz nun auf Rache sinnen, könnte sie noch lange viel Unruhe und Streit erzeugen.