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Nach Schließung Kustrenaer Straße in Bernburg: Ehemaliges Ameos-Bettenhaus wird erneut Unterkunft für Flüchtlinge

Von Katharina Thormann 18.09.2018, 11:56
Das geplante Flüchtlingsheim auf dem Gelände des Ameos-Klinikums grenzt direkt an eine Wohnsiedlung.
Das geplante Flüchtlingsheim auf dem Gelände des Ameos-Klinikums grenzt direkt an eine Wohnsiedlung. Engelbert Pülicher

Bernburg - Die Handwerker mit ihren Zollstöcken haben es im Sommer bereits erahnen lassen, nun haben die verwunderten Anwohner Gewissheit: Im leerstehenden Bettenhaus auf dem Gelände des Ameos-Klinikums in Bernburg tut sich etwas.

Knapp zwei Jahre nach der Schließung will das Land Sachsen-Anhalt an gleicher Stelle wieder ein Flüchtlingsheim eröffnen. Und zwar eine Erstaufnahmeeinrichtung, die erneut für bis zu 150 schutzbedürftige Personen, Frauen mit Kindern und Familien ausgelegt ist, heißt es auf Nachfrage im Innenministerium.

Anlass ist Kündigung der Erstaufnahmeeinrichtung bei Stendal

Grund dafür ist eine Kündigung des momentanen Quartiers in Klietz (Landkreis Stendal). Dort hatte das Bundesministerium der Verteidigung den Vertrag zum 30. Juni beendet. Nun sucht das Land nach einer Zwischenlösung, bis unter anderem auch die schutzbedürftigen Flüchtlinge neben Halberstadt in der zweiten zentralen Erstaufnahmestelle in Stendal unterkommen. Bis 2020 soll in einer alten Kaserne ein 30-Millionen-Euro-Bauprojekt beendet sein. Dieses soll Platz für 1.000 Asylbewerber schaffen.

Dass sich das Land Bernburg als Zwischenlösung aussuchte, hat seinen Grund: Die besonderen Anforderungen der EU-Aufnahmerichtlinie könnten nicht an den anderen Standorten der Erstaufnahme erfüllt werden, heißt es aus dem Innenministerium weiter.

Laut Ameos gibt es noch keinen unterzeichneten Mietvertrag

Allerdings bleiben noch einige Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel, ab wann der Mietvertrag gelten soll. Während das Innenministerium kurz und knapp auf das Finanzministerium des Landes verweist, gibt es nach Angaben des Ameos-Klinikums bisher noch keinen unterzeichneten Mietvertrag. Dementsprechend ist auch noch unklar, wann die ersten Flüchtlinge in das Bettenhaus einziehen.

Die letzten waren nach der großen Flüchtlingswelle im November 2016 aus dem Gebäude ausgezogen. Seitdem stand das Haus, das ursprünglich als Entbindungsstation genutzt wurde, leer. Allerdings hatte Ameos bereits damals angekündigt, das Gebäude bei Bedarf auch weiterhin für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.

Am Dienstag ist ein Gespräch mit Anwohnern geplant

Um die direkten Nachbarn nicht im Ungewissen zu lassen, wird es für sie an diesem Dienstag ein Gespräch zum aktuellen Stand des Vorhabens geben, bei dem die Anwohner auch ihre Sorgen und Nöte vortragen können.

Doch eine Frage, die nicht nur die Anwohner brennend beschäftigt, wird wohl offen bleiben: Warum mietet das Land das Bettenhaus als Flüchtlingsheim an, wenn doch das ehemalige Parkhotel am Stadtrand von Bernburg als voll möblierte Flüchtlingsunterkunft noch bis Ende 2019 bereitsteht? Denn bis dahin läuft noch der Mietvertrag, den der Salzlandkreis mit dem Eigentümer des Hauses abgeschlossen hat.

Innenministerium antwortet nicht, sondern verweist auf Finanzministerium

Die Antwort darauf ließ das Innenministerium offen, verwies erneut auf das Finanzministerium des Landes. Abgeneigt von der Idee scheint der Salzlandkreis unterdessen nicht zu sein: „Unter wirtschaftlichem Aspekt ist der Landkreis immer daran interessiert, leerstehende Objekte einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Das Parforcehaus wurde angemietet, um Flüchtlinge unterzubringen. Das ist bekannt“, so Kreissprecherin Marianne Bothe. Fakt sei aber auch: Es handelt sich um einen Landesentscheid. (mz)