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Junge Frau in einer Männerdomäne

Von KATHARINA THORMANN 21.11.2008, 16:45

BERNBURG/MZ. - Während die Mädchen aus ihrer Clique sich vornehmlich für Bürojobs entschieden haben, steht Sophia Lange viel lieber in der Werkstatt und schraubt am Getriebe eines Zwölftonners herum. Dreckige Finger nach getaner Arbeit sind dabei inklusive.

Die 18-Jährige ist bereits im zweiten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin bei der Kreisverkehrsgesellschaft in Bernburg. Wie sie dazu gekommen ist alle Busse der Stadt reparieren zu wollen? "Mit meinem Vater habe ich früher schon am Moped gebastelt", erinnert sich die Auszubildende, die in Bernburg ihren Realschulabschluss absolvierte. Sport und Physik waren damals ihre Lieblingsfächer, mit denen sich die leidenschaftliche Fußballspielerin nun noch intensiver beschäftigt. "So lange ich denken kann, wollte ich den Berufszweig einschlagen", so sicher war sie sich, dass dies ihr absoluter Traumberuf ist. Deshalb hat sich die junge Latdorferin nur dafür deutschlandweit beworben. Dass es dann sogar in Bernburg klappte, war großes Glück.

Die Leidenschaft für Busse wurde ihr augenscheinlich von ihrem Vater, einem Busfahrer, vererbt. "Ich bin auch als Kind gern mit dem Bus gefahren", weiß die 18-Jährige noch, die es als spannende Herausforderung ansieht, an den riesigen Maschinen zu hantieren. Es ist alles etwas größer und komplexer. An die vielen Kabel und riesigen Schaltpläne traut sich die technisch versierte Auszubildende ohne jegliche Scheu heran. Das Vorwissen brachte sie sich bereits in ihrer Kindheit bei, in der sie die Metallbaukästen ihres Großvaters in Beschlag nahm.

Trotz ihres Selbstbewusstseins kämpft sie auch heute immer noch mit Vorurteilen wie: "Frauen haben in technischen Berufen nichts zu suchen" oder: "Lass das mal einen Mann machen". Mit ihrem souveränen Auftreten meistert sie solche Situationen: "Ich weiß, was ich kann und dass ich was kann". Die tatsächlich für eine Frau körperlich schweren Arbeiten erleichtert sich die pfiffige Tüftlerin durch die Verwendung von Hilfsmitteln wie der Hebebühne. Umso mehr sind ihre Klassenkameraden in der Berufsschule und im BTZ, der Bildungsgesellschaft mbH Bernburg, wo sie einen Teil ihrer Ausbildung absolviert, von ihren Kenntnissen verblüfft. Denn nicht umsonst war sie im ersten Lehrjahr unter ihren männlichen Mitstreitern der Klassenprimus. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Berufswahl", ist sich die angehende Kfz-Mechatronikerin sicher über ihren Entschluss. Kraft und Unterstützung erhält sie von ihrer Familie und ihren Bekannten. Obwohl viele ihrer Freundinnen anfangs nicht begeistert davon waren, dass Sophia Mechatronikerin werden wollte. Heute finden sie es gar nicht schlecht, dass sie bei einem Klappergeräusch am Auto die versierte Freundin um Rat fragen können. Diese wird bis 2010 ihre Kenntnisse vervollständigen und hofft im Anschluss an ihre Ausbildung auch weiterhin an den Bussen der Bernburger KVG tätig sein zu dürfen.