Grundschule in Güsten: Grundschule in Güsten: Lehrerin verabschiedet sich nach 43 Jahren

Guesten - Sie war nicht nur 43 Jahre lang Lehrerin. Sie war vor allem gerne 43 Jahre lang Lehrerin. Dagmar Rheinländer hätte sich keinen anderen Beruf vorstellen können. Schon früh stand für sie fest, Pädagogin zu werden. Und das kam nicht von ungefähr. „Wir hatten damals einen tollen Klassenlehrer. Er war fantastisch“, erinnert sich die 63-Jährige. „Er war nicht zu streng, hatte aber trotzdem uns 45 Kinder im Griff und unterrichtete mit Freude“, das gefiel nicht nur Dagmar Rheinländer. Insgesamt sind sechs Pädagogen aus dieser Klasse hervorgegangen. „Und bis heute sehen wir uns alle regelmäßig beim Klassentreffen“, ergänzt die ausgebildete Grundschullehrerin. Neben Mathe und Sachkunde unterrichtete sie auch Musik, am liebsten mit der Gitarre.

Nach und nach füllt sich die Turnhalle der Güstener Grundschule. Es ist Freitagvormittag und gleich beginnt die Abschiedsfeier für Dagmar Rheinländer. Viele sind gekommen: Schüler, Lehrer, Erzieher, Eltern und auch der Bürgermeister von Güsten, Helmut Zander. Gegen 10.30 Uhr sind alle Bänke besetzt, die circa 100 Kinder sitzen bequem auf den davor ausgebreiteten Matratzen. Vor den Kindern steht eine Freifläche als Bühne bereit. Und seitlich neben ihr: Dagmar Rheinländer. Sie sitzt auf einem liebevoll dekorierten Thron und ist sichtlich gerührt von der Abschiedsfeier ihrer Kollegen und Schüler. Als die vierte Klasse zusammen mit ihrer Musiklehrerin Bettina Harz das Lied „Schade, dass du gehst. Willst du wirklich gehen?“ anstimmt, kann Dagmar Rheinländer ihre Tränen nicht mehr zurück halten. Wenn ihre Kollegin sie in drei Worten beschreiben müsste, dann als: „Respektsperson, Freundin und Trösterin“, beschreibt Bettina Harz die Schulleiterin am letzten Tag ihrer Amtszeit. Zwölf Jahre lang leitete Dagmar Rheinländer die Grundschule Güsten. Zuvor war sie Grundschulleiterin in Bernburg, bis die Einrichtung in Süd-West schließen musste und Dagmar Rheinländer dann in Güsten eine Stelle fand. Hier fühlte sie sich gleich wohl, sah bekannte Gesichter aus ihrer Bernburger Zeit und arbeitete mit Herz und Seele.

Seit einigen Monaten besuchen auch drei syrische Flüchtlingskinder die Schule. „Sie lernen so schnell, das ist eine Freude“, erzählt die 63-Jährige begeistert.

Neben dem Lehrerpersonal unterstützen außerdem zwei pädagogische Mitarbeiter und eine Förderlehrerin den Alltag, um so auf die Bedürfnisse der Schüler eingehen zu können. Denn 14 Schüler haben einen speziellen Förderbedarf. Besonders viel Spaß machte Dagmar Rheinländer vor allem auch die Projektarbeit neben dem Unterricht, wie zum Beispiel die Kooperation mit dem Kinderzirkus von Andre Sperlich. Seit über zehn Jahren gibt es diese Kooperation schon. So lernen die Schüler an drei Tagen im Jahr, sich im Zirkus selbst auszuprobieren.

In Zukunft wird Dagmar Rheinländer all das fehlen. Auch wenn sie sich auf den Ruhestand freut, fällt ihr der Abschied nicht leicht: „Alles was man gemacht hat, war das letzte Mal“, resümiert sie. Wenn sie so erzählt, kann man sich gut vorstellen, wie sie unterrichtet hat: enthusiastisch und mit einem Funkeln in den Augen. Sie wird ihre Kollegen und Schüler sehr vermissen. Als nachfolgende Leiterin steht bereits die Lehrerin Yvonne Scherbaum fest. Und wie wird die Zukunft von Dagmar Rheinländer aussehen? „Für mich persönlich verändert sich jetzt sehr viel“, erklärt die frisch gebackene Pensionärin. Aber sie freut sich natürlich auch auf das Kommende: „Familie, Lesen, Radfahren und Reisen“. Und Letzteres wird sie bald auch schon in die Tat umsetzen. Zusammen mit ihrem Mann plant Dagmar Rheinländer gerade eine Reise. Das Ziel? Kuba! (mz)