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So geht Recycling Frauen in Familie Hohmann Bernburg-Neuborna nähen Mundschutz-Masken: Recycling aus alten DDR-Bettlaken

Von Felix Filke 15.04.2020, 09:56
Die Vier von der Nähmaschine: Katrin Göth (von links), Anna Helga, Renate und Annett Hohmann nähen Masken aus Bettlaken.
Die Vier von der Nähmaschine: Katrin Göth (von links), Anna Helga, Renate und Annett Hohmann nähen Masken aus Bettlaken. Pülicher

Bernburg - Dass sie noch mal so dringend gebraucht werden, hätten sich die alten Leinen-Bettlaken aus der Zeit vor der Wende sicher nicht träumen lassen. Zwar mussten sie sich für ihren neuen „Job“ zerschnippeln und umnähen lassen – aber dafür haben sie jetzt eine wirklich wichtige Aufgabe.

Aber der Reihe nach: Annett Hohmann und ihre Schwägerin Katrin Göth arbeiten beide in Arztpraxen – Hohmann in einer allgemeinmedizinischen und Göth in einer neurologischen. In beiden Fällen war früh klar, dass die Masken für das Personal zum Schutz der Patienten hinten und vorne nicht reichen werden.

Annett Hohmann und Schwägerin Katrin Göth arbeiten beide in Arztpraxen

„Da haben wir uns gedacht, dass wir irgendwas machen müssen“, sagt Katrin Göth. Schnell war die Idee geboren, selbst Masken zu nähen. Und da kommen die Laken ins Spiel:

Diese hatte die Chefin von Annett Hohmann nämlich noch im Schrank liegen – eines in Weiß und eines in Rosa. Das Gute daran: „Das Leinen kann man kochen, das war uns wichtig.“

Fehlten nur noch geschickte Hände, die mit anpackten. Sie waren mit Oma Renate Hohmann und deren Enkelin Anna Helga Hohmann aber schnell gefunden. Oma Renate ist gelernte Schneiderin, hat sogar das Jugendweihe-Kleid ihrer Enkelin selbst genäht und im Keller seit jeher eine Nähmaschine stehen. „Sie habe ich bestimmt schon 50 Jahre“, sagt die 81-Jährige.

Vor dem Nähen steht aber das Ausschneiden. Das hat Annett Hohmann übernommen. Schablone aufgelegt, Schere angesetzt, rundherum ausgeschnitten, fertig ist ein Quadrat von 23 mal 23 Zentimetern. Die Seiten werden doppelt umgelegt und genäht, damit sie nicht ausfransen. Danach werden die Falten des Mundschutzes erst mit Stecknadeln abgesteckt und dann eingenäht. 

Falten sollen gewährleisten, dass sich die Maske auch über die Nase legt

Diese Falten sind wichtig, damit man die Maske auffalten und auch über die Nase legen kann. „Ich nähe die rosa Masken und Oma die weißen“, sagt die 16-jährige Anna Helga Hohmann, die für dieses Projekt zum ersten Mal an einer Nähmaschine saß: „Man fuchst sich da aber ganz schnell rein.“ Und mit einer gelernten Schneiderin an der Seite kann ja auch gar nicht viel schiefgehen.

Im Anschluss wird die Produktion aus dem Keller in die Küche verlagert. Hier stanzt Katrin Göth vier kleine Löcher aus, drückt Ösen hinein und zieht die Schnüre durch – entweder Schnürsenkel oder, auch ein DDR-Produkt, Gummilitze. Zum Schluss noch einmal drüberbügeln – das war’s.

Aus zwei Laken wurden im Laufe einiger Tage 80 Mundschutzmasken

Aus den beiden Laken sind so im Laufe der Tage 80 Masken entstanden – in zwei verschiedenen Größen. „Es gibt ja schließlich große und kleine Schnuten“, sagt Katrin Göth. Pro Maske braucht der „Familienbetrieb“ etwa eine halbe Stunde. „Das fällt aber nicht so auf, weil wir uns die Arbeit ja teilen“, sagt das jüngste Mitglied Anna Helga.

Die fertigen Masken werden nicht nur in den beiden Praxen von Annett Hohmann und Katrin Göth getragen, sondern auch an Bekannte und Verwandte verschenkt. Und Annett Hohmann stellt klar: „Wenn wir noch Bedarf an Masken haben – es sind auf jeden Fall noch mehrere Laken da.“ (mz)