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Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Im Ehrenamt für Opfer im Einsatz

Seit mehr als vier Jahrzehnten steht Hans-Jürgen Sack Verbrechensopfern bei. Dafür hat er den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ erhalten.

Von Annette Herold-Stolze 20.06.2025, 11:27
Hans-Jürgen Sack ist für sein Egangement beim Weißen Ring geehrt worden.
Hans-Jürgen Sack ist für sein Egangement beim Weißen Ring geehrt worden. Foto: Weißer Ring

Halle (Saale)/MZ - Beruflich hat es sich Hans-Jürgen Sack als Leitender Oberstaatsanwaltschaft zur Aufgabe gemacht, Verbrecher hinter Schloss und Riegel zu bringen. Und immer wieder festgestellt, dass deren Opfer oft Hilfe benötigen, die der Staat nicht bietet. Im Ehrenamt ist er deshalb über seine Pensionierung hinaus seit mehr als 40 Jahren für den Weißen Ring tätig.

Da ist zum Beispiel der Fall einer jungen Frau, die beinahe vergewaltigt worden wäre und von ihrem Peiniger schwer verletzt wurde. Das Ganze ist lange her, Weihnachtskarten schickt sie Hans-Jürgen Sack immer noch, um ihre Dankbarkeit für seine damalige Unterstützung zu zeigen. Auf Dankbarkeit komme es zwar eigentlich nicht an, sagt der 86-Jährige. Über die Kartengrüße freut er sich dennoch.

Über den Fall, der sich noch in seiner Zeit im Westen zugetragen hat, sagt er nichts weiter – aus gutem Grund. Diskretion über die Angelegenheiten der Opfer ist eine Grundlage der von „Aktenzeichen XY“-Moderator Eduard Zimmermann gegründeten Organisation Der Weiße Ring. Wer dort Hilfe sucht, soll sich auf Vertraulichkeit verlassen können.

Bürgerpreis: Ehrenamtlicher Helder mit Professorentitel

Der ehrenamtliche Helfer mit dem Professorentitel sei eine wichtige Stütze für die Außenstelle des Weißen Rings in Halle, sagt deren Leiterin Sandra Barth. Sie habe Hans-Jürgen Sack als integren und sehr verantwortungsbewussten Menschen kennengelernt, der überdies empathisch und zuverlässig sei. „Ich finde es bemerkenswert, dass er sich im hohen Alter noch so engagiert“, fügt sie hinzu. Und natürlich profitiere man beim Weißen Ring auch von seinen juristischen Kenntnissen – vor allem, wenn es darum geht, Fälle einzuschätzen. Rechtsberatung im eigentlichen Sinne gebe es beim Weißen Ring aber nicht, betont Sandra Barth. „Ich wünsche mir, dass Professor Sack uns noch lange begleitet.“

Der derart Gewürdigte hat nach eigenen Worten vorerst auch nicht vor, sein Ehrenamt aufzugeben. Zu sehr ist ihm diese Tätigkeit in mehr als 40 Jahren ans Herz gewachsen, zu wichtig erscheint ihm das Angebot, dass der Weiße Ring Verbrechensopfern unterbreitet. „Wichtig ist vor allem, dass man mit den Opfern spricht“, stellt Hans-Jürgen Sack immer wieder fest. Sie sollten das Gefühl haben, nicht vergessen zu sein. Unterstützen könne der Weiße Ring vor allem durch Begleitung zu Terminen mit Polizei, Staatsanwaltschaft oder Gericht, aber auch finanziell, wenn jemand wegen eines Verbrechens in eine Notlage gerät. Die Art der Delikte, mit denen es der pensionierte Staatsanwalt und seine ehrenamtlichen Kollegen zu tun bekommen, reicht nach Hans-Jürgen Sacks Worten quer durchs Strafgesetzbuch: gefährliche Körperverletzung, Raub, Diebstahl, häusliche Gewalt...

Von der Bedeutung dieser Arbeit ist er überzeugt. „Die Taten können ein Trauma für das ganze Leben auslösen“, sagt er. Den Opfern zu helfen, die für ihn aus beruflicher Sicht oft zu kurz kamen, sei für ihn eine sehr befriedigende Tätigkeit. „Man kann nicht immer ein Dankeschön erwarten“, sagt Hans-Jürgen Sack. „Aber man kann helfen. Und darauf kommt es für mich an.“