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Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ Mit Video: Jüdische Geschichten vor der Haustür

Wer sich über vergangenes jüdisches Leben in Halle informieren möchte, ist bei „Echo Halle“ richtig. Für ihr Engagement sind die Ehrenamtlichen mit dem Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ geehrt worden.

Von Isabell Sparfeld Aktualisiert: 20.06.2025, 15:30
Auf jüdischen Spuren duch Halle: Laurenz Stapf führt Interessierte durchs Mühlwegviertel.
Auf jüdischen Spuren duch Halle: Laurenz Stapf führt Interessierte durchs Mühlwegviertel. Foto: Isabell Sparfeld

Halle (Saale)/MZ - Geschichte möglichst lebensnah erzählen – das versucht das Projekt „Echo Halle“ der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalekreis und des Zeit-Geschichtenvereins.

Mit ihren beiden Stadttouren durch Halle schaffen die 15 Jugendlichen und jungen erwachsenen Mitglieder Begegnungsmomente mit der jüdischen Geschichte der Stadt.

Video: "Der Esel, der auf Rosen geht": Jugendprojekt "Echo Halle" ausgezeichnet

(Bericht: Christian Kadlubietz, Kamera: Kevin Mieske/ Gary Gottschall)
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Die Arbeit begann 2021 unter dem Namen „Jüdisches Leben Halle“, zum zweiten Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge im Paulusviertel.

Schüler und Studierende kamen zusammen und recherchierten zum jüdischen Leben. So entstand die erste Tour, die verschiedene bedeutsame Orte in der Saalestadt miteinander verbindet.

Dazu gehört neben der Synagoge der älteste jüdische Ort der Stadt, aber auch der Platz, an dem die Nationalsozialisten 1933 Bücher verbrannten.

„Man muss aber nicht auf eine Führung warten“, erklärt Projektleiterin Lina Wunderlich. Über die App „Actionbound“ kann jeder Interessierte kostenlos die beiden Touren mit digitaler Begleitung laufen – seit neuestem geht das auch auf Englisch und bald in einfacher Sprache.

In der App gibt es genauso wie bei der Gruppenführung zu den Stationen kurz und kompakt die wichtigsten Informationen mit einem besonderen Einblick in die für Außenstehende aus Sicherheitsgründen geschlossene Synagoge.

Bürgerpreis: Monatelange Recherche

Nach der ersten Tour fiel den Entwicklern auf: „Orte sind zwar cool, aber mit Biografien kann man auch viel erzählen“. Daher führt die zweite Tour durch das Mühlwegviertel entlang der Lebensgeschichten von Menschen aus dem 20. Jahrhundert.

Beim Zusammenstellen der Stationen achtete die Gruppe darauf, dass die Entfernung nicht zu groß ist und dass es Zusammenhänge zwischen den Personen gibt. Beide Touren sind etwa drei Kilometer lang.

Die Recherche dauerte Monate, erzählt Laurenz Stapf, der von Beginn an tief im Projekt steckt. Bei den Führungen gebe es immer wieder neue Hinweise, die weitere Stunden mit der Nase in Büchern zur Folge haben.

„Es gibt so viele Sachen, die man erzählen kann“, sagt der 25-Jährige. Er sprüht vor Motivation für weitere Recherchen. Die kleinteiligen Erzählungen zahlten sich aus, findet der Student.

Es erhöhe die Zugänglichkeit und das Interesse. „Man geht jedes Mal raus und bekommt einen neuen Eindruck.“ Stapf selbst hat mit den Recherchen begonnen, um Halle besser kennenzulernen und anderen Menschen Einblicke in die Geschichten zu verschaffen, die direkt vor ihrer Haustür liegen.

Das Projekt möchte zum Nachdenken anregen. Dafür bekommen die Interessierten am Handy Aufgaben gestellt, wie Lückentexte und Aufrufe, Sprachnachrichten oder Fotos aufzunehmen.

Mittlerweile organisieren die Ehrenamtlichen auch Vorträge, Workshops und Filmvorführungen. Wer trotzdem lieber eine Führung machen möchte, kann das mit Gruppen entweder auf Anfrage machen oder wartetet etwas ab.

Zu Aktionen wie den Bildungswochen gegen Rassismus oder der Jüdischen Campuswoche nehmen sich die Ehrenamtlichen Zeit dafür. Stapf freut sich: „Es kommen immer ziemlich gute Fragen und Anregungen.“