Unglück von 1825 Erinnerung an große Tragödie - darum stürzte vor 200 Jahren die Saalebrücke in Nienburg ein
An diesem Samstag jährt sich das Unglück von Nienburg zum 200. Mal. Was sich am 6. Dezember 1825 abgespielt hat und wie nun daran gedacht wird.

Nienburg/MZ. - Es sollte ein berauschendes Fest zu Ehren des herzoglichen Besuchs in Nienburg werden. Doch an diesem Samstag vor genau 200 Jahren spielte sich stattdessen mitten in Nienburg eine Tragödie ab, bei der etliche Menschen ihr Leben ließen, als die Saalebrücke plötzlich einstürzte.
„Wir möchten, dass dieses Ereignis nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Hans Löffler vom Verein zur Förderung der Kultur- und Denkmalpflege sowie Heimatpflege der Stadt Nienburg (Saale). Und genau deshalb lädt er gemeinsam mit Burkhard Thiem vom Bandhauerverein alle Interessierten an diesem Samstag, 6. Dezember, um 15 Uhr zur Gedenkveranstaltung an der Brücke ein, um an das Unglück zu erinnern.
Unglück mit großen Folgen
Ein Unglück, das seither nicht nur zahlreiche Brückenbauer aus aller Welt beschäftigt und manche sogar an die Unglücksstelle nach Nienburg kamen. Es hatte auch große Auswirkungen auf den anschließenden Brückenbau. „125 Jahre wurden in Deutschland nach dem Einsturz keine Hängebrücken mehr gebaut“, erzählt Hans Löffler. Dabei hätte es eigentlich gar nicht zu dieser Tragödie kommen müssen, wenn die Nienburger auf die Warnungen des Erbauers Gottfried Bandhauer gehört hätten. Aber ganz von vorn: Es ist der Nikolaustag 1825 gewesen, als Herzog Ferdinand zur Hasenjagd nach Nienburg kam. Er schaute sich am Vormittag die drei Monate zuvor freigegebene neue Hängebrücke an. Sie war eine der ersten Hängebrücken, die in Deutschland gebaut wurden – nach den Vorbildern aus England. Die Besonderheit: Sie bestand aus zwei separaten Teilen, damit zwischen ihnen durch Öffnen einer Klappe auch hohe Segelschiffe die Brücke passieren konnten. Vor der Freigabe hatte sie mehrerer Belastungstests bestanden.
Die Tragfähigkeit lag bei 90 Tonnen, das entspricht circa 1.200 Menschen. Nun, an jenem Dienstag, wollten die Nienburger Untertanen für den Herzog einen Fackelumzug veranstalten und starteten vom Kloster in Richtung der neuen Saalebrücke. Noch am Abend zuvor soll Brückenbauer Bandhauer noch einen Boten nach Nienburg geschickt haben, der davor warnte, mit Fackeln auf die Brücke zu ziehen. Doch die Anweisungen wurden ignoriert. Stattdessen versammelten sich gegen 20.30 Uhr abends 300 Menschen auf der Nienburger Seite der zweiteiligen Brücke. Betraten sie und tanzten zum Takt der Musik. Das brachte die Brücke zum Schwingen, die ersten Ketten rissen, heißt es in den Überlieferungen.

Daraufhin brach eine der beiden Hälften der neu erbauten, zweiteiligen Hängebrücke zusammen, stürzte in die Saale und riss etliche Menschen mit in die eiskalten Fluten. „Einige konnten noch mit Booten in Jesar aus dem Wasser gezogen und gerettet werden“, erzählt Löffler. Doch für 55 Menschen kam jede Hilfe zu spät. Sie ertranken bzw. wurden von Brückenteilen erschlagen. Aus dem Fest für den Herzog wurde eine Tragödie.
Fähre statt Brücke
Es dauerte viele Jahrzehnte, bis eine neue Brücke über die Saale gebaut wurde. Stattdessen kam wie schon vor dem Bau der Hängebrücke eine Fähre zum Einsatz, berichtet Burkhard Thiem, der sich ebenfalls mit der Geschichte des Baurates Bandhauers beschäftigt hat und nun ebenfalls an das Unglück erinnern möchte.
Die Gedenkfeier zum 200. Jahrestages des Brückeneinsturzes in Nienburg beginnt am heutigen Samstag, 6. Dezember, um 15 Uhr auf der Nienburger Saaleseite. Die Veranstaltung ist öffentlich.