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Nach Tod einer Musiklehrerin Dieter Wöhlbier spendet 500 Euro für Wiederaufbau Röver-Orgel Marienkirche Bernburg: Inge und Dieter Wöhlbier feierten hier 1961 Hochzeit

Von Susanne Schlaikier 07.08.2020, 12:56
Dieter Wöhlbier (li.) steckt das Geld für die Orgel in seine selbst gebaute Orgelpfeife. Pfarrer Johannes Lewek überreicht ihm als Dankeschön eine alte Orgelpfeife.
Dieter Wöhlbier (li.) steckt das Geld für die Orgel in seine selbst gebaute Orgelpfeife. Pfarrer Johannes Lewek überreicht ihm als Dankeschön eine alte Orgelpfeife. Pülicher

Bernburg - Johannes Lewek sitzt an der Orgel. Er drückt einige Tasten und zieht mehrere Register. Zu gern würde der Pfarrer der Talstadtgemeinde dem Instrument ein paar Töne entlocken und Dieter Wöhlbier schon mal eine Kostprobe vom Klang geben.

Aber es ist nichts zu machen. Die neue-alte Röver-Orgel ist eben noch nicht ganz fertig. Doch wenn sie dann endlich wieder spielbar ist, wird auch Dieter Wöhlbier aus Schackstedt seinen Anteil daran haben. Denn er gehört zu den zahlreichen Spendern, die den Wiederaufbau der Orgel ermöglicht haben.

Vor einigen Tagen hat Wöhlbier Johannes Lewek noch einmal eine Spende über 500 Euro übergeben. Und das sind ganz besondere 500 Euro.

Nach dem Tod seiner Frau Inge im Frühjahr dieses Jahres hatte der Senior zahlreiche Beileidskarten erhalten, denen oft auch ein Geldschein beilag. Lange habe er überlegt, was er damit machen soll, erzählt Wöhlbier.

Aber weil er und seine Frau eine besondere Beziehung zur Bernburger Marienkirche hatten, kam er auf den Gedanken, es für den Wiederaufbau der Röver-Orgel zu spenden. „Ich denke, das ist in ihrem Sinne“, sagt Dieter Wöhlbier, der sich auch noch einmal bei allen bedanken möchte, die ihr Mitgefühl geäußert haben. Seine Frau habe Musik geliebt und als Lehrerin auch 40 Jahre lang Musik unterrichtet.

Inge und Dieter Wöhlbier haben 1961 in der Marienkirche geheiratet

Beide hatten am 21. Oktober 1961 in der Kirche geheiratet und 50 Jahre später dort ihre Goldene Hochzeit gefeiert. Von ihren Gästen wollten sie aber keine Gaben. „Wir haben sie gebeten, uns nichts zu schenken, sondern für eine Orgel zu spenden“, erzählt Dieter Wöhlbier.

Zu diesem Zweck hatte er extra eine Orgel-Pfeife gebaut, in die die Gratulanten ihr Geld stecken konnten. Wie viel damals zusammen kam, kann Wöhlbier nicht mehr sagen.

Aber die Orgel-Pfeife steht noch immer in der Marienkirche. Inge und Dieter Wöhlbier gehörten seinerzeit zu den ersten, die sich für den Wiederaufbau der Orgel - die alte war zu DDR-Zeiten durch Wasser, das durch das kaputte Dach tropfte, irreparabel beschädigt worden - , engagiert haben, erinnert sich auch Pfarrer Johannes Lewek.

„Wir hatten damals gerade die Holzverkleidung aufgebracht, als Zeichen, dass es losgeht“, erinnert er sich. Es habe zwar auch kritische Stimmen gegeben. Aber davon haben sich Lewek und die Mitglieder des Förderkreises „Orgel für St. Marien“ nicht beeindrucken lassen, sondern in den vergangenen zehn, elf Jahren unermüdlich Spenden gesammelt.

Förderkreis beantragte Zuschüsse und sammelte Spenden für Wiederaufbau der Orgel

Und Fördergelder beantragt. 400.000 Euro sind auf diese Weise zusammen gekommen - und haben den Bau einer ganz besonderen Orgel ermöglicht, die sich aus zwei alten Orgeln und neuen Teilen aus der Orgelbauwerkstatt Hüfken in Halberstadt zusammensetzt.

Nun müssen nur noch letzte Feinheiten vorgenommen werden, ehe die Orgel am 11. Oktober der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Dabei wird das Instrument sogar begehbar sein. „Die Besucher können die Funktionsweise der Orgel nachempfinden“, erläutert Lewek.

Die Idee dazu gebe es fast schon genauso lange wie die des Wiederaufbaus. Wer sie seinerzeit hatte, weiß Lewek nicht mehr. „Aber für die Besucher ist es auf jeden Fall interessant“, ist er sich sicher.

Das können die Interessenten vermutlich auch schon zur Einweihung am 11. Oktober ab 10 Uhr erleben. „Meine Frau wäre sicher gern dabei gewesen“, sagt Dieter Wöhlbier. Aber immer, wenn er nach Bernburg in die Marienkirche kommt und er die Orgel hört, werde er ein bisschen auch an seine liebe Inge denken. (mz)