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Letzter Schliff für "Königin" Letzter Schliff für "Königin": So kommt die Restaurierung der Bernburger Orgel voran

Von Felix Filke 20.07.2020, 13:56
Orgelbaumeister Johannes Hüfken ist erst zufrieden, wenn jeder Ton sich so anhört, wie er klingen soll.
Orgelbaumeister Johannes Hüfken ist erst zufrieden, wenn jeder Ton sich so anhört, wie er klingen soll. Engelbert Pülicher

Bernburg - Johannes Hüfken steht an der Orgel der Bernburger Marienkirche und drückt eine Taste nach der anderen, die Luft saust durch die Orgelpfeifen und die Töne hallen durch den großen Kirchenraum. Ab und zu hält der Orgelbaumeister inne, schlägt einen Ton mehrmals an und ruft dann einem seiner Kollegen etwas zu, der im Inneren der Röver-Orgel zwischen den Pfeifen herumkraxelt. Dessen Aufgabe ist es dann, den Klang der Töne minimal anders einzustellen.

„Alle Töne spielen schon, aber einige Feinheiten müssen noch gemacht werden“, sagt Hüfken von der gleichnamigen Orgelbaufirma aus Halberstadt. Feinheiten, die nur der Experte hört. Da ist manch ein Ton ein bisschen zu hell, ein anderer dafür ein wenig zu dunkel.

Restaurierung der Bernburger Orgel fast abgeschlossen

Diese „kosmetischen“ Arbeiten gehören zu den letzten, die noch notwendig sind, bevor die „Königin der Instrumente“ - wie Orgeln gerne genannt werden - endgültig fertig ist. Die Restaurierung mit dem teilweisen Neubau hat knapp elf Jahre gedauert. Seit 2009 wird dafür Geld gesammelt und immer wieder daran gebaut.

Letztlich werden mehr als 400.000 Euro in das Projekt geflossen sein, die vor allem aus Fördermitteln und Spendengeldern stammen. Schon mehrfach wurde die Inbetriebnahme der Orgel verschoben, zuletzt wegen des Todes des Firmengründers Reinhard Hüfken und der Corona-Krise.

Feierliche Einweihung geplant

Am 11. Oktober um 10 Uhr soll es aber endgültig so weit sein: bei einem Festgottesdienst soll die Orgel erstmals wieder öffentlich zu hören sein. „Am Nachmittag wird es dann auch noch ein Orgelkonzert mit Matthias Eisenberg geben“, sagt Johannes Lewek, Pfarrer der Talstadtgemeinde. Dass der Wiederaufbau überhaupt geklappt hat, ist einem Unglück zu verdanken.

Unglück befördert Wiederaufbau

Große Teile der neuen Orgel sind nämlich eigentlich alte Teile einer ganz anderen Orgel: 2012 hatte die Talstadtgemeinde für gerade mal 500 Euro die Orgel aus der mittlerweile stillgelegten Alsleber Stadtkirche geholt. Nach einem durch ein defektes Kabel ausgelösten Feuer im Jahr 1976 war diese zwar stark beschädigt, doch gemeinsam mit Teilen der alten Bernburger Orgel und den Neubauten aus der Hüfken-Werkstatt ist nun ein zugleich altes und neues Instrument entstanden.

Prunkstück und gleichzeitig Herz und Lunge der Orgel sind die Pfeifen - allein 57 aus hochpoliertem Zinn schmücken den reich verzierten Prospekt. Insgesamt sind es weit mehr als 2.000 Pfeifen aus Kiefernholz und Zinn - die kleinste misst nur einen Zentimeter, die größte hingegen mehr als fünf Meter. (mz)

Intonateur Daniel Gatzsche muss bei seiner Arbeit äußerst präzise vorgehen.
Intonateur Daniel Gatzsche muss bei seiner Arbeit äußerst präzise vorgehen.
Engelbert Pülicher