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Der tote Teich von Bebitz Der tote Teich von Bebitz: Keine Überlebenschance für Hecht und Co.

Von Franz Ruch 28.08.2019, 09:56
Patrick Christmann hält einen Karpfen aus dem Bebitzer Teich in den Händen. Der Fisch wird zwischenzeitlich in ein anderes Gewässer umgesiedelt.
Patrick Christmann hält einen Karpfen aus dem Bebitzer Teich in den Händen. Der Fisch wird zwischenzeitlich in ein anderes Gewässer umgesiedelt. Pülicher

Bernburg - Das Boot von Patrick Christmann schwimmt gerade so auf dem Dorfteich in Bebitz. An der tiefsten Stelle beträgt der Wasserstand kaum mehr als 25 Zentimeter - zu wenig für das Boot und zu wenig für die Fische. Die Situation ist beispielhaft für viele Gewässer, die in der Region wegen der anhaltenden Trockenheit fast ausgedörrt sind. Hilfe für die dortige Flora und Fauna gibt es kaum.

„Wir haben heute etwa 100 Kilo Fische aus dem Wasser geholt“, sagt Patrick Christmann

„Wir haben heute etwa 100 Kilo Fische aus dem Wasser geholt“, sagt Patrick Christmann. Der Tierfreund kümmert sich ehrenamtlich um den Dorfteich in Bebitz. Wegen des niedrigen Pegels fehlt es im Teich an Sauerstoff, und die Fische drohen im restlichen Wasser zu verenden. Um den Tieren notdürftig Hilfe zu leisten, werden sie eingefangen und in der Kiesgrube in Beesedau ausgesetzt, bis es in Bebitz wieder mehr Wasser gibt.

Hoffnung auf Rettung hatten vor allem die verbliebenen Schleien, Karpfen, Plötzen und Rotfedern. Sie wurden mit der Technik des E-Fischens eingefangen. Die genehmigungspflichtige Fangmethode betäubt die Fische mit elektrischem Strom, damit sie besser einzufangen sind.

„Für das normale Netzfischen ist der Wasserstand zu niedrig. Wir würden mit dem Kescher nur im Schlamm wühlen“, erklärt Christmann. Andere Fischarten hätten weniger Glück gehabt: „Die Hechte sind schon vor vier Wochen gestorben.“

Doch nicht nur die heimischen Fische leiden unter der anhaltenden Trockenheit. Auch in der Luft und zu Land kommt es zu Problemen. „Die Situation für die Vögel ist gravierend“, sagt Siegfried Walter. Der Ornithologe und Naturschutzbeauftragte der Stadt Bernburg erklärt, dass die Dürre vor allem auch die Nahrungsketten empfindlich beeinträchtigt. So gebe es durch den ausbleibenden Niederschlag zu wenige Wasserstellen. Auch trauen sich beispielsweise Regenwürmer oder Schnecken bei der Trockenheit nicht hinaus. Den Vögeln fehlt es so an einer wichtigen Nahrungsquelle.

„Die großen natürlichen Wasserlöcher sind leider nicht mehr da“, erzählt Heiko Scharf

Die Verwaltung hat seit Beginn der Trockenperiode die Wasserentnahme verboten. „Das Verbot wird außer Kraft gesetzt, wenn sich die Wasserstände in den Gewässern nicht mehr deutlich im Niedrigwasserbereich befinden“, erklärt Marianne Bothe von der Kreisverwaltung. Bei anhaltender Dürre kann das noch dauern.

Für die dürstenden Waldbewohner tut Heiko Scharf, was er kann. Der Jäger aus Baalberge und seine Kollegen fahren mehrmals in der Woche in den Wald und auf Äcker und füllen künstlich angelegte Löcher mit Trinkwasser für die Tiere . „Die großen natürlichen Wasserlöcher sind leider nicht mehr da“, erzählt er.

Wenn gerade Rehe keine festen Wasserstellen in ihrem Revier finden, müssen sie längere und für sie unbekannte Strecken überwinden. Nicht selten führe das zu Wildunfällen, weil die Tiere auf ihrem Weg gezwungen werden, Fahrbahnen zu überqueren.

Zusätzlich komme es dazu, dass die Brunft-Tätigkeit der Tiere wegen der Hitze auf ein Minimum reduziert wird. „Da ist es wie bei den Menschen: Es wird sich nur bewegt, wenn es sein muss.“

Planschbecken für Vierbeiner im Tierheim

Um das Wohl ihrer tierischen Bewohner sorgt sich auch Lisa Müller. Die Mitarbeiterin im Tierheim Plömnitz hat für die Vierbeiner ein Planschbecken zur Abkühlung aufgestellt. „Besonders schlimm ist es für die älteren Tiere“, erklärt sie.

Damit diese sich und ihren Kreislauf vor der Hitze schützen können, gibt es bei Gelegenheit auch mal ein nasses Handtuch und ein schattiges Plätchen. Bei Spezialfällen greifen die Mitarbeiter sogar zu drastischeren Mitteln: „Wir scheren Hunde mit besonders langem Fell, damit sich die Hitze nicht staut.“ (mz)