Ausgetrocknetes Refugium Ausgetrocknetes Refugium bei Frose:

Frose - Einsam stochert ein Storch im Sand nach Würmern, während ein Stück weiter die ehemalige Wasserfläche schon grün zugewuchert ist. Das so besondere Feuchtbiotop vor den Toren des Seeland-Ortes Frose - von der Artenvielfalt her eines der wertvollsten Gebiete in ganz Mitteldeutschland - ist ausgetrocknet, die zahlreichen seltenen Tiere sind verschwunden.
„Es gibt nur noch ganz wenige Bienenfresser“, sagt Uwe Nielitz. Der Ornithologe, der ehrenamtlich für den Naturschutzbund (Nabu) arbeitet, zuckt mit den Schultern und gesteht: „Das sieht hier ganz traurig aus!“
„Sie weichen deshalb auf andere Gebiete aus“, sagt Uwe Nielitz vom Nabu
Keine Enten, weil das Wasser weg ist. Rallen und Kleinvögel, die sonst im Schilf rasten, sind verschwunden. Anderen Vögeln - viele von ihnen stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten - fehlt ganz einfach das Futter.
„Sie weichen deshalb auf andere Gebiete aus“, sagt Nielitz und nennt als Beispiel die Bachstelzen. „Die haben hier immer in großen Mengen übernachtet.“ Nun sind sie an den benachbarten Concordia See gezogen. „Da gibt es nur eine ganz kleine Schilfecke, keine 100 Quadratmeter groß.“ Dort wimmele es nun geradezu von Stelzen.
Dunkle Regenwolken machen einen Bogen um die Region
Warum das 75 Hektar große Feuchtgebiet rund um den Zuckerbusch ausgetrocknet ist, liege jedoch auf der Hand. „Das ist nur oberflächennahes Grundwasser“, sagt Uwe Nielitz. Und das Grundwasser sei in dem heißen, trockenen Sommer überall gesunken.
„Zudem sind wir hier in einem richtigen Regenloch“, sagt der Nabu-Mitarbeiter, der oft den Regenradar verfolgt. Er sieht, wie die dunklen Wolken einen Bogen um die Region rund um Aschersleben machen. Der Regenschatten des Harzes eben. „Das hier ist ein richtiges Trockengebiet, eine Wärmeinsel“, beschreibt er die Gegend östlich vom Harz. Dazu kommen die ohnehin heißeren, trockeneren Sommer.
„Wir waren hier nicht umsonst eine der ersten Stellen Deutschlands, die von den Bienenfressern besiedelt wurde.“ Es gebe immer mehr Holzbienen und Taubenschwänzchen, die sich sonst nur in wärmeren Gefilden wohlfühlen. Da sei was im Gange, sagt Nielitz und sieht den Klimawandel als Ursache an. Weitere Beispiele dafür gebe es genug.
„Wenn es nicht regnet, wird die Eine noch in dieser Woche so aussehen, wie die Selke in Hausneindorf - dann hat der Fluss kein Wasser mehr“, kündigt der Naturschützer an und sagt: „So etwas hat es hier noch nie gegeben. Das ist alles eine Katastrophe.“
Auch ein Blick auf die Felder, auf den Mais, die Rüben, spreche für sich. „Da passiert was.“ Und wer das Gegenteil behaupte, renne mit geschlossenen Augen durch die Welt.
Dass auch das Froser Biotop nun ausgetrocknet sei, tut Nielitz weh. „Was wir brauchen, ist Regen, Regen, Regen!“ Zwei Wochen lang jeden Tag 20 bis 30 Liter. Doch der Ascherslebener ist guter Hoffnung. „Spätestens im Herbst sieht es hier wieder ganz anders aus - dann kommen auch die Vögel zurück“, glaubt er. Wäre die Natur statisch, würde sie ja kaputtgehen, ist er sich sicher. (mz)
