Lohelandhaus Denkmalschutz für Lohelandhaus im Stadtpark Alte Bibel: Klagt Stadt Bernburg gegen Ablehnungsbescheid vom Land?

Bernburg - Nun hat es die Bernburger Stadtverwaltung Schwarz auf Weiß: Ihr Antrag auf Abriss des denkmalgeschützten Lohelandhauses ist abgelehnt worden. Die MZ hatte bereits am 2. September berichtet, inzwischen traf der schriftliche Ablehnungsbescheid vom Landesverwaltungsamt im Rathaus ein.
Offen ist, wie die Verwaltung mit dem Brief umgeht. Ein Widerspruch ist nicht möglich, die Stadt müsste Klage vor dem Verwaltungsgericht erheben. Unklar ist, ob dafür ein Ratsbeschluss nötig ist.
Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) sagte während der jüngsten Stadtratssitzung, dass das Rechtsamt die Ablehnungsgründe erst intensiv prüfen müsse. „Das sind insgesamt 20 DIN-A4-Seiten.“ Die Frist für eine eventuelle Klageeinreichung läuft am 21. Oktober ab, sagte Gabriele Städter, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes, gegenüber der MZ.
Frist für eine eventuelle Klage läuft am 21. Oktober ab
Ein Rechtsanspruch auf Erteilung einer Abbruchgenehmigung besteht laut Denkmalschutzgesetz, wenn der Eingriff entweder aus nachgewiesenen wissenschaftlichen Gründen im öffentlichen Interesse liegt, ein überwiegendes öffentliches Interesse anderer Art den Eingriff verlangt oder die unveränderte Erhaltung des Kulturdenkmals den Eigentümer unzumutbar belastet. „Keiner dieser Gründe konnte nachgewiesen werden, daher war der Antrag abzulehnen“, so Gabriele Städter.
Wird der Bescheid rechtskräftig, heißt das für die Stadt, dass sie den zwischen Stadthalle auf der Alten Bibel und Sparkassenparkplatz gelegenen Holzbau „im Rahmen der wirtschaftlichen Zumutbarkeit“ instandsetzen und pflegen muss.
Laut eines selbst in Auftrag gegebenen Gutachtens würde die Sanierung des Mitte der 1930er Jahre errichteten Gebäudes rund 230.000 Euro kosten. Ob dies wirtschaftlich zumutbar ist, dürfte vermutlich ein Fall für Juristen werden.
Ein nachhaltiges Nutzungskonzept für das Lohelandhaus gibt es bisher nicht
OB Schütze und die Mehrzahl der Stadträte wollen die wenigen Denkmalschutzgelder lieber in stadtbildprägende Gebäude und das Schloss investieren. Ein nachhaltiges Nutzungskonzept für das Lohelandhaus hatte er von dessen Befürwortern bislang vergeblich eingefordert.
Zu ihnen zählt auch Erich Buhmann, Vorsitzender der Grünen-Stadtratsfraktion. „Vielleicht können wir den Lohelandgarten doch eher als Erweiterung der Alten Bibel mit einer Sommernutzung eines historisch interessanten Holzgebäudes behandeln“, sagte er der MZ in der Hoffnung, dass die Verwaltung vom beabsichtigten Abriss abrückt und keine Klage erhebt.
Die Stadt hatte vor sechs Jahren das gut 1.500 Quadratmeter große Privatgrundstück für 15.000 Euro mit dem Ziel erworben, dort bis zu 40 Parkplätze zu bauen. Diese Stellflächen sollten die Vermarktung der Wilhelmstraße erleichtern.
Stadtrat hatte im Dezember 2017 mit 23:14-Stimmen für den Abrissantrag.votiert
Doch schon ein Jahr später stellte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie das bis dahin unbeachtet gebliebene Lohelandhaus überraschend unter Denkmalschutz und sorgte damit für Unmut in der Verwaltung, die ihre Abrisspläne dennoch vorantrieb.
Im Dezember 2017 votierte der Bernburger Stadtrat mit 23:14-Stimmen für den Abrissantrag. Gleichzeitig kündigte er dem dort beheimateten Kaninchenzuchtverein den Pachtvertrag. An dem Gebäude scheiden sich nach wie vor die Geister: Für die einen ist es eine wertlose Holzbaracke, für die anderen ein wertvolles Zeugnis der 100 Jahre alten Reformfrauenbewegung Loheland, das im Kontext mit dem Bauhaus steht. (mz)
