1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Informationsstelen eingeweiht: Informationsstelen in Zickzackhausen eingeweiht: Das Denkmal am Stadtrand

EIL

Informationsstelen eingeweiht Informationsstelen in Zickzackhausen eingeweiht: Das Denkmal am Stadtrand

Von Susanne Schlaikier 15.04.2019, 08:07
Joachim Grossert (v.l.), Marcel Heins, Sabine Thalmann und Paul Koller haben die neuen Stelen in Zickzackhausen enthüllt.
Joachim Grossert (v.l.), Marcel Heins, Sabine Thalmann und Paul Koller haben die neuen Stelen in Zickzackhausen enthüllt. conny schreiber

Bernburg - Irgendjemand, so vermutete Bernburgs stellvertretender Oberbürgermeister Paul Koller, wollte seine Rede verhindern. Denn während das Mikrofon beim Test noch funktioniert hatte, fiel es just in dem Moment aus, als es darauf ankam.

Aber Koller schaffte es auch so, sich bei der Enthüllung der neuen Informationsstelen in Zickzackhausen Gehör zu verschaffen, trotz des Verkehrslärms von der nahen Magdeburger Chaussee.

„Die Stelen sind eingebettet in den historischen Rundgang der Stadt Bernburg“, sagte Paul Koller.

Bauhaus-Jubiläum war ausschlaggebend

Anlass für die Erneuerung der Stelen, an der sich neben der Stadtverwaltung und der Arbeitsgruppe „Bauhaus 2019 - Moderne in Bernburg“ auch die Hochschule Anhalt beteiligt hat, ist das diesjährige Bauhaus-Jubiläum.

Denn die Siedlung am nördlichen Rand Bernburgs, die in den Jahren 1928/29 gebaut wurde und seit 1999 unter Denkmalschutz steht, ist zwar kein Bauhaus, aber sie ist eine Siedlung der Moderne, wie Joachim Grossert von der Arbeitsgruppe erläuterte.

Welche wichtigen Leute werden hier genannt?

Der geschichtliche Hintergrund der Siedlung, mit den prägenden Figuren Leopold Fischer als Architekten sowie den beiden Sozialdemokraten Heinrich Peus und Rudolf Eberhard ist auf den Stelen ebenso nachzulesen, wie die Idee der Selbstversorgung von Leberecht Migge, einem sozial engagierten Gartenarchitekten.

Denn hier sollten keine reichen Leute wohnen, betonte Joachim Grossert.

Generell kam es den Architekten auf Funktionalität und Selbstversorgung an. „Die Häuser waren für Fischer und Migge eigentlich nur Anhängsel.“

Die Wohnfläche für eine vierköpfige Familie war seinerzeit mit gerade einmal 60 Quadratmeter bemessen.

Ähnliche Siedlungen auch andernorts zu finden

Ähnliche Siedlungen entstanden auch andernorts, etwa in Dessau oder Frankfurt (Main) - wobei Bernburg die einzige Siedlung mit eigenem Wohneigentum gewesen sei, sagte Grossert. Auch dies ist auf den Stelen nachzulesen.

Beschrieben ist auch die typische „Zick-Zack-Form“ und was damit bezweckt wurde.

Eine andere Stele befasst sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit“, beispielsweise mit dem Sammeln von Regenwasser zur Gartenbewässerung oder dem Sammeln von Abfällen um daraus Kompost für den Gartendünger herzustellen.

Aber auch mit einem Torf-Klo, das ohne Wasser-Spülung funktionierte.

Und auch wenn sich nicht alle Ideen in die heutige Zeit übertragen lassen, so soll diese Stele auch zum Nachdenken anregen, sagte Prof. Marcel Heins von der Hochschule Anhalt.

Man müsse diese Ideen von damals weiterdenken und weiterentwickeln, sagte Heins. „Wie kann ich das Leben so gestalten, dass unsere Kinder, unsere Enkel in einer intakten, sauberen Umwelt leben?“, fasste er die Ziele zusammen.

Bald ein offizieller Name

Nach der feierlichen Enthüllung bot Joachim Grossert noch eine ausführlichere Führung durch die Siedlung an, die in absehbarerer Zeit womöglich offiziell Zickzackhausen heißen wird.

Denn eigentlich, so erinnerte Grossert, handelt es sich um die Anton-Saefkow-Siedlung. Wie sämtliche Straßen wurde nämlich das Viertel nach dem Zweiten Weltkrieg nach einem Widerstandskämpfer benannt.

„Ich kenne niemanden, der ’Anton-Saefkow-Siedlung’ sagt“, so Grossert, der bereits andeutete, dass die Stadt über eine Umbenennung nachdenkt. Ganz am Anfang habe es gar keine Straßennamen gegeben, erzählte Grossert.

Die Siedlung auf der Friedrichshöhe war lediglich in „A“, „B“, „C“, und „D“ eingeteilt.

Der Rundgang führte zum ehemaligen Konsum, dem, so Grossert „historisch eigentlich wertvollsten Bau in Bernburg“, der schon bald nach seiner Errichtung nach und nach umgebaut wurde und inzwischen lange leer steht, was dem Zustand natürlich nicht zuträglich ist.

Er führte zu dem letzten noch originalen Eingang in der Herta-Lindner-Straße 9, sowie zum letzten verbliebenen Original-Mauerrest in der John-Schehr-Straße.

*************************************************

Nächster großer Höhepunkt in Zickzackhausen ist das „Fest der Moderne“ am Samstag, 18. Mai. (mz)

Die letzte originale Tür aus den Jahren 1928/29.
Die letzte originale Tür aus den Jahren 1928/29.
schlaikier