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Gastronomie Breite Straße in Bernburg: Hotelier will in ehemaliger Bäckerei Kuhlmann eine Brauerei einrichten

Von Torsten Adam 28.09.2018, 09:56
Ein Blick in die Zukunft: Falko Rauch (rechts) bringt selbst gebrautes Bier aus der ehemaligen Bäckerei Kuhlmann über die Breite Straße ins Restaurant „Amadeus“ des Askania-Hotels. Peter Grassmann hat ihm das mehr als zehn Jahre lang leerstehende Gebäude am Donnerstag verkauft.
Ein Blick in die Zukunft: Falko Rauch (rechts) bringt selbst gebrautes Bier aus der ehemaligen Bäckerei Kuhlmann über die Breite Straße ins Restaurant „Amadeus“ des Askania-Hotels. Peter Grassmann hat ihm das mehr als zehn Jahre lang leerstehende Gebäude am Donnerstag verkauft. Engelbert Pülicher

Bernburg - Die beiden Häuser Breite Straße 113/114 haben einen neuen Eigentümer. Falko Rauch, der vor einem halben Jahr das Askania-Hotel übernommen hatte, kaufte die seit mehr als zehn Jahren leerstehenden Immobilien von der Talstadt GmbH.

Diese war vor 15 Jahren von Peter Grassmann und Peter Greiser mit einem ehrenwerten Ziel gegründet worden - der Rettung des Talstadtbildes. „Wir sahen damals die Gefahr, dass prägende Häuser, die mehrere Zwangsver-steigerungsrunden durchliefen, in die Hände von Spekulanten geraten und dann dem Vandalismus anheimfallen“, berichtet Peter Grassmann.

Gesellschaft wollte Immobilien vor Spekulanten bewahren

Der Eigentümer des Nicolaimarktes, Ex-Vorstandsvorsitzender des Weltkonzerns Carl Zeiss, sicherte mit seinem Kompagnon stattdessen die Gebäude so lange, bis nachhaltig wirtschaftende Investoren in Aussicht waren. „Bei der ehemaligen Kinderklinik, die der ASB erwarb, ist uns das ganz gut gelungen“, sagt der 78-jährige Münchner, der sich seit über zwei Jahrzehnten für eine attraktivere Talstadt engagiert.

Vor zehn Jahren kaufte die Talstadt GmbH auch die zur Versteigerung stehenden Häuser der ehemaligen Bäckerei Kuhlmann - die letzten von insgesamt fünf Immobilien, die erfolgreich an den Mann gebracht wurden. Am Donnerstag wurde der Kaufvertrag notariell besiegelt. Die Talstadt GmbH hat ihren Zweck damit erfüllt und wird nun aufgelöst, kündigt Peter Grassmann an.

Bernburg bekommt wieder eine eigene Brauerei

Er ist überzeugt davon, die Ex-Bäckerei in gute Hände gelegt zu haben. Neubesitzer Rauch hat schon konkrete Pläne: Traditionelles Handwerk soll die Gebäude beleben.

Zwar wird es keine Backstube wie zuletzt, dennoch dürfte wohl insbesondere Männern beim Gedanken daran das Wasser im Mund zusammenlaufen: Bernburg bekommt wieder eine eigene Brauerei. Vor Jahrzehnten war die Tradition des Bierbrauens eingeschlafen.

Die Idee, eigenes Bier zu brauen, verfolgt der 42-Jährige seit längerem. Einen ersten Schritt auf dem Weg dorthin ging der Hotelier vor vier Monaten. Seitdem lässt er in Gommern ein Bier für die Gäste seines Hotel-Restaurants „Amadeus“ brauen.

Hotelier bezieht seit vier Monaten Bier aus Gommern

Das naturtrübe, süffige Gebräu hat einen leicht süßlichen Geschmack und ist mit 3,7 Prozent eher niederprozentig. Rauch glaubt, damit auch den Geschmack der weiblichen Kundschaft zu treffen.

Dass sich direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Chance auftat, eine eigene Brauerei einzurichten, fühlt sich für ihn an wie eine Fügung des Schicksals. Auf 300 Quadratmetern im Erdgeschoss soll neben den Braukesseln auch ein Veranstaltungsraum entstehen, zudem eine Außenterrasse.

„Der Bedarf an Familienfeiern ist da. Um sie ausrichten zu können, mussten wir immer unser Restaurant schließen“, erklärt der Hotelier, der so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann.´

In fünf Jahren könnte Idee in Praxis umgesetzt werden

Bis es so weit ist, wird aber noch viel Wasser die Saale hinabfließen. „Wir wollen nicht übermütig werden. Eine solche Investition ist nicht ohne Risiko. Erst wollen wir uns mit dem Hotel weiterentwickeln“, sagt der 42-Jährige. Bis die im Kopf existierenden Ideen in eine konkrete schriftliche Planung münden, dauere es ein Weilchen.

„Vier bis sechs Jahre“, schätzt Falko Rauch, der auch schon im Bekanntenkreis einen Bierexperten akquiriert hat. Michael Böhncke braute bislang zu Hause Bier. Jetzt will der 24-Jährige sein Hobby zum Beruf machen und lässt sich zum Brauer ausbilden. In einigen Jahren könnte er es sein, der das erste selbst gebraute Askania-Bier in Fässern über die Breite Straße rollt. (mz)

Diese Grafik zeigt ein Modell mit einem dritten, links angebauten Haus in der Breiten Straße in Bernburg. Das ist nicht mehr geplant, eine Außenterrasse aber sehr wohl.
Diese Grafik zeigt ein Modell mit einem dritten, links angebauten Haus in der Breiten Straße in Bernburg. Das ist nicht mehr geplant, eine Außenterrasse aber sehr wohl.
Greiser
Das um 1900 entstandene Foto zeigt die Grüne Apotheke (Mitte), im Haus links daneben befand sich die Bäckerei Kuhlmann.
Das um 1900 entstandene Foto zeigt die Grüne Apotheke (Mitte), im Haus links daneben befand sich die Bäckerei Kuhlmann.
Rauch