Naturschutz Bernburg: Ehepaar rettet Wanderfalken vor dem Tod

Bernburg - Die Bernburger Monika und Siegfried Kamprath haben ein besonders großes Herz für verletzte Vögel und engagieren sich besonders für Greifvögel. Ein Fakt, der in der Region bekannt ist. Zig Tiere haben sie in den letzten Jahren vor dem Hungertod retten können, nach Verletzungen wieder aufgepäppelt und in ihre Refugien entlassen. Doch auch für die beiden Falkner, Jäger und Naturschützer gibt es immer noch Überraschendes und Außergewöhnliches.
Ihnen ist es jetzt gelungen, zwei junge Wanderfalken zu retten, deren Schicksal in Deutschland noch vor gut 50 Jahren an einem Scheideweg stand. Den Wanderfalken ging es damals genauso schlecht, wie beispielsweise dem Uhu.
Über ihre Beutetiere nahmen die Vögel chlorierte Kohlenwasserstoffe auf. Diese Pestizide verursachten dünnschalige Eier, was Bruterfolge verhinderte oder führten direkt zu Vergiftungen. Um die letzten Paare unter anderem auch vor Nestplünderungen zu schützen – der Wanderfalke genießt im arabischen Raum hohe Wertschätzung und wird dort teuer gehandelt – bewachten ehrenamtliche Helfer wochenlang die Nistplätze.
Mit strengeren Auflagen für den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft konnte sich die Wanderfalken-Population langsam erholen und heute ist der Greifvogel in Deutschland nicht mehr vom Aussterben bedroht. Trotzdem sind die Tiere in der Region immer noch eine Seltenheit. Und so galt vor wenigen Tagen die ganze Aufmerksamkeit der Kampraths den Wanderfalken, die sich auf dem Esco-Werksgelände in Bernburg selbst in Bedrängnis gebracht hatten.
„Wir sind benachrichtigt worden, dass Firmen-Mitarbeiter einen Jungvogel eingefangen haben. Der war total entkräftet, nachdem er zu früh ausgeflogen ist und nicht mehr eigenständig in den Horst zurückkehren konnte“, weiß Siegfried Kamprath.
Zwei Falken sind zu früh ausgeflogen
Er wurde gefüttert, gestärkt, beringt und wieder in das Nest zurückgesetzt. Die Alttiere übernahmen dann glücklicherweise die weitere Pflege und Aufzucht. Bereits zwei Tage später gab es den nächsten Anruf von Esco und die Mitteilung, dass wieder ein Falke draußen sei.
„Es hat dann aber ein paar Anläufe gebraucht, bis wir diesen Jungvogel einfangen konnten“, so Siegfried Kamprath. Das Tier hatte eine Augenverletzung, wurde deshalb medizinisch versorgt und nach seiner Genesung wieder freigesetzt. „Die Altvögel haben sich dann um ihn wieder gekümmert und ihn akzeptiert“, freut sich der Bernburger, dass sich die Mühen gelohnt haben.
Siegfried Kamprath weiß aber auch, dass er und seine Frau oft hilflos dastehen würden, wenn sie nicht von vielen Seiten eine enorme Unterstützung erfahren würden. „Wir hätten keine Chance den Tieren zu helfen“, ist der Jäger überzeugt. So ist es einerseits das mittlerweile jahrelange Zusammenspiel mit Firmen, wie Esco, dem Soda-, Zement- und Dämmstoffwerk in Bernburg oder „Deuka“ in Könnern, die den nistenden Greifvögeln auf ihren Firmenarealen große Aufmerksamkeit schenken.
Auf der anderen Seite dann die Privatpersonen oder Vereine, die die Kampraths bei ihrem Ehrenamt zur Seite stehen. So gab es unter anderem erst jüngst finanzielle Unterstützung, die Klaus-Gunther Seyfahrt, Vorsitzender des Bernburger Kleingartenvereins „Stadtbreite“, zur Verfügung stellte. Und eine „Seelenverwandtschaft“ verbindet die Kampraths seit vielen Jahren mit Frank Enders, dem Bernburger Tierarzt, den weder die Kosten noch die Tageszeit interessieren, wenn es gilt, einer armen Kreatur zu helfen. (mz)