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Bernburg Bernburg: Buch über Sänger Ulli Schwinge vorgestellt

Von sophia möbes 21.11.2012, 18:45

bernburg/MZ. - Schon vor Beginn wurde er gefragt, ob er auch singen werde. Und als Ulli Schwinge das bejahte, kam die Bitte nach "Zeit zum Träumen".

In einem launigen Gespräch warfen sich beide die Stichwörter zu. Schuster las einige Passagen, Schwinge gab Hintergrundinformationen dazu preis und sang auch einige Titel. Befragt nach seinen Beweggründen für dieses Buch meinte Schwinge, dass er sich lange dagegen gesträubt hätte. Aber da er den "Bunten Blättern" so gut wie keine Interviews gibt, ließ er sich von seinem Freund Schuster dazu überreden, denn "Alles, was darin steht ist wahr."

Der 1955 in Halle geborene Ulli Schwinge ist ausgebildeter Musiker. Ein intoleranter Vater duldete nur klassische Musik im Hause und so erhielt der Sohn Klavierunterricht am Konservatorium. Auch dort gab es nur Klassik, Tanzmusik war verpönt. Doch sein Klavierlehrer machte ihn "heimlich, bei ihm zu Hause" mit der Unterhaltungsmusik bekannt.

Sein strenges Übungsprogramm ließ ihm nicht viel Freizeit, Fußball hat er als Kind nicht gespielt. Aber auch er gehörte zu der "Bande" in seiner Straße. Lustiges Detail: Jedes Bandenmitglied erhielt einen rechteckigen Zettel als Mitgliedsausweis. Verfehlungen in den Augen des Bandenchefs wurden mit dem Abriss einer Ecke geahndet. Waren alle vier Ecken abgerissen, folgte automatisch der Rauswurf. Schwinge hat nur eine Ecke verloren.

Obwohl er immer beruflich etwas mit Musik machen wollte, möglicherweise auch Tontechniker, begann er eine Lehre zum EDV-Facharbeiter, lernte in dieser Zeit seine Frau kennen und damit eine weitaus größere, interessantere Welt. Bevor er aber ins Berufsleben eintreten konnte, kam die Armeezeit, zum Glück für ihn in Halle, beim Polizeiorchester der Bereitschaftspolizei.

Andere waren froh, wenn die Armeezeit vorbei war, er nicht. Denn jetzt machte er mit den ersten Bands Tanzmusik, zum Karneval, zu den Frauentagsfeiern, die sich vom 1. Februar bis zum Sommer hinzogen, zu den Kampfgruppenfeten - und dann war schon wieder Weihnachten.

1983 begann er mit eigenen Texten und Kompositionen. Michael Schuster weist auf seine Vertonung von Goethe-Gedichten hin und Schwinge beginnt zu schwärmen, setzt diese Texte ins Verhältnis zu Schlagertexten und singt den "König in Thule".

Episode auf Episode folgt, von Schuster gelesen oder von Schwinge erzählt. Ehe, Scheidung, und weiteres Zusammenleben, erneute Heirat in diesem Jahr, Geschehnisse bei Auftritten, auch ein wenig Privates, Probleme zur Wende, als der Markt für ihn wegbrach, Neuorientierung, moderne Klanginszenierungen und seine Reflexionen über einen Star.

Das ist kein Beruf! Heute muss man nicht einmal mehr ein Instrument beherrschen, der Computer komponiert eigenständig, wenn man die ersten und die letzten Takte eingibt. Und heute wird auch alles gecastet. Vielleicht stellt Dieter Bohlen sogar irgendwann einmal Kandidaten für die Bundesregierung vor...

Dazwischen singt er zur Freude des Publikums "Fremde Betten", "So nah", auch "Zeit zum Träumen" und zum Abschluss eine Persiflage auf die riesigen Plakate an Sachsen-Anhalts Autobahnen "Mit den Hühnern aufgestanden".

Befragt nach weiteren Auftritten verwies Schwinge auf den 2. Dezember, 17 Uhr, auf dem Bernburger Weihnachtsmarkt. Sein Lieblingsmusiker ist Verdi, der in Mailand ein Altenheim für alternde Musiker geschaffen hat und selbst dort begraben ist. Das wäre auch für ihn ein Ruhesitz.