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Online-Dating Bernburg: Bianka und Andreas fanden sich dank des "schwarzen Glücks"

Von Tina Schwarz 24.07.2018, 10:00
Von Bayern nach Bernburg: Bianka Weber und Andreas Wolf fanden einander dank eines speziellen Internetportals für Grufties und Gothic-Fans.
Von Bayern nach Bernburg: Bianka Weber und Andreas Wolf fanden einander dank eines speziellen Internetportals für Grufties und Gothic-Fans. Ferriswolf

Bernburg - Diese Liebe ist zu Beginn eine haarige Angelegenheit. Als Bianka Weber durch Zufall auf ein Foto von Andreas stößt, fällt ihr sofort sein langer Bart ins Auge. „Ich stehe auf Männer mit Bart“, sagt sie und schmunzelt.

Auch Andreas Wolf ist der 26-Jährigen wegen ihrer leuchtend gefärbten Haare sofort verfallen.

Immer mehr Paare finden sich online

So wie ein Fünftel der Deutschen haben sich Bianka Weber und Andreas Wolf aus Bernburg über das Internet verliebt. Dass das Internet für die Partnersuche wichtiger wird, zeigt auch der „Tag der Virtuellen Liebe“ an diesem 24. Juli.

Bianka Weber und Andreas Wolf gehören dazu, Sie machen kein Geheimnis daraus, dass das Internet bei ihnen Amor gespielt hat.

Doch beide sind sich weder zufällig bei Facebook begegnet noch hatten sie ein Date über Tinder oder einer anderen beliebten Plattform für das Online-Dating. Ihre Liebesgeschichte begann vor neun Jahren in der Nische. Denn beide sind „Grufties“.

Anfangs wohnte Bianka Weber in Bayern

Rückblick: Schwarzer Mantel, Halsband mit Nieten und Springerstiefel - Bianka Weber war in dem kleinen katholischen Ort Oberammergau (Garmisch-Partenkirchen) ein echter Hingucker. „Schon von weiten haben mich die Leute wegen meiner Glöckchen an der Kleidung gehört“, erzählt die gebürtige Brandenburgerin, die für eine Ausbildung als Friseurin mit 17 Jahren nach Bayern gezogen ist.

Schiefe Blicke der anderen Dorfbewohner war die damals Rothaarige gewöhnt. Und manchmal fühlte sie sich als Außenseiterin. Denn bis auf zwei Freundinnen kannte sie niemanden dort, der sich wie sie der so genannten Schwarzen Szene zugehörig fühlte.

Durch Zufall stieß sie im Internet dann auf die Seite „Schwarzes Glück“, eine Singlebörse „für Grufties und Kinder der Nacht“, wie es auf der Internetseite heißt.

Dort hatte Andreas Wolf sein Profil mit seinen Vorlieben von Freizeitbeschäftigungen bis hin zu Musikgeschmack bis ins kleinste Detail ausgefüllt. Der heute 38-Jährige aus Mansfeld (Kreis Mansfeld-Südharz) hatte sich dort als „Fenriswolf“ angemeldet.

Viele Nachrichten über „Schwarzes Glück“

„Diese Figur gehört zu den Geschichten um Odin und Thor“, sagt der Fan nordischer Mythologie. Die heute 36-jährige Bianka hatte sich damals „Schwarzer Engel“ genannt. Ganz schön peinlich, findet sie heute. Wer zuerst wen angeschrieben hatte, wissen beide nicht mehr.

Wir haben uns die erste Zeit nur unregelmäßig geschrieben“, sagt Bianka Weber. Bei den Nachrichten ging es um ihre gemeinsame Leidenschaft für alte Monumentalfilme wie „Kleopatra“, Fantasy- und Science-Fiction-Filme, aber auch viel um Musik.

Immer öfter schrieben sich die beiden, tägliche Telefonate kamen hinzu. „Es war komisch, jeden Tag seine Stimme zu hören und ihn noch nie gesehen zu haben“, sagt die 36-Jährige. Deswegen fasste sie nach ein paar Monaten den Entschluss, den gelernten Drucker in Mansfeld zu besuchen.

Bianka und Andreas trennten 600 Kilometer

Das Problem: Beide trennte eine Fahrtstrecke von etwa 600 Kilometern, ein Auto besaß die Friseurin nicht. So suchte sie eine Mitfahrgelegenheit - auch über das Internet. „Ich bin damals in das Auto eines völlig Fremden gestiegen, um jemanden zu besuchen, mit dem ich bisher nur telefoniert habe“, sagt sie. „Das war total verrückt. So etwas würde ich heute nicht mehr machen“, fügt sie hinzu.

Fast einen halben Tag war Bianka unterwegs, bevor sie auf dem Parkplatz eines Supermarktes in Mansfeld ankam. Andreas wartete dort in seinem Auto auf sie. „Als wir uns das erste Mal umarmten, war eigentlich schon alles klar“, erinnert sie sich.

Ab diesem kurzen, innigen Moment waren sie ein Paar. „Danach gingen wir etwas Essen, aber nicht in ein Restaurant, sondern total romantisch in einen Döner-Laden“, sagt Bianka Weber ironisch und lacht.

Erster Treffpunkt: Parkplatz und Dönerbude

An den Ort des ersten romantischen Treffens erinnern sich die meisten Menschen ein Leben lang. Dass es bei Bianka und Weber und Andreas Wolf nun gerade ein Supermarkt-Parkplatz und der Döner um die Ecke war, stört sie nicht. Das zählte erst recht nicht in jenem Moment. Beide hatten nur Augen füreinander. Endlich konnten sie sich nach so vielen Nachrichten und Telefonaten in die Arme schließen.

Gleich am nächsten Tag ging es zur Hochzeit. Nicht zur eigenen, sondern der von Fremden: Andreas Wolf war dort als Fotograf gebucht worden und durfte seine Freundin mitbringen. Sogar beim Brautstraußwerfen durfte Bianka mitmachen. „Der Strauß fiel ihr dabei sozusagen direkt in die Hände“, erinnert sich Andreas Wolf. „Das war mir im ersten Moment schon etwas unangenehm.“

Bianka behielt den Strauß als Andenken und trocknete ihn. „Bis vor ein paar Jahren stand er sogar noch in unserer Küche, bis er irgendwann zerfiel“, sagt sie. Gleich heiraten wollten wir deswegen aber nicht, erzählt sie weiter. „Uns war wichtig, uns Zeit zu lassen und zu testen, ob es zwischen uns auf Dauer funktioniert.“

Bianka zog es bald dauerhaft nach Sachsen-Anhalt

Mehr als eine Woche blieb Bianka bei ihrem ersten Besuch in Mansfeld. Der Abschied fiel nicht leicht. „Schließlich wussten wir, dass es eine Weile dauert, bis wir uns wieder sehen werden“, sagt sie rückblickend. Bei ihrem dritten Besuch kam Bianka dann in Begleitung nach Mansfeld. Sie brachte ihren siebenjährigen Sohn Jeremy-Luke mit.

„Er ging mir damals gerade bis zur Hüfte“, erinnert sich Andreas Wolf und lächelt. Für den Mansfelder war es nie ein Problem, dass seine Freundin schon ein Kind hat. Die drei waren vom ersten Tag an eine Familie.

Fast ein Jahr, nachdem sie und Andreas sich das erste Mal geschrieben hatten, fasste Bianka den Entschluss, Bayern der Liebe wegen zu verlassen. Sie wollte näher bei Andreas sein. Schnell fand sie in Bernburg eine Anstellung in einem Friseursalon und zog mit ihrem Sohn nach Sachsen-Anhalt. Noch heute wohnen sie in der Wohnung, in die Andreas ein paar Jahre später mit einzog.

Paar hat sich zusammen selbstständig gemacht

Hier sitzen sie nun auf der Couch im Wohnzimmer. Biankas Haare sind jetzt schwarz gefärbt, seinen langen Bart hat Andreas aber noch immer. Hinter ihnen hängen große Leinwände mit Fotos von Bianka an der Wand. Sie ist stark geschminkt, trägt opulente Kleider und Kopfschmuck.

Die Fotografie ist ihre gemeinsame Leidenschaft, die sie vor ein paar Jahren zu ihrem Beruf gemacht haben. Andreas Wolf fotografiert heute fast ausschließlich Modelle aus der Schwarzen Szene. Bianka, die schon immer ein Faible für Schminken, Basteln und Frisieren gehabt hat, stylt die Modelle von Kopf bis Fuß. „Wir ergänzen uns perfekt, auch beruflich“, sagt die 36-Jährige.

Nächstes Jahr steht das zehnjährige Jubiläum des Paares an. Ohne das Internet hätten sie sich wahrscheinlich nicht kennengelernt. In den Zeiten der Digitalisierung ist es jedoch problemlos möglich, für jeden Topf den passenden Deckel zu finden.

Die alten Internetprofile sind inzwischen weg

Vor kurzem haben sie die Internetseite von „Schwarzes Glück“ noch einmal besucht. „Wir wollten schauen, ob unsere Profile noch existieren“, sagt Bianka Weber. Doch beide wurden aus dem System gelöscht. „Nicht schlimm“, sagt die 36-Jährige. „Wir brauchen sie ja schließlich nicht mehr.“ (mz)