1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Bernburg: Bernburg: Abstieg in die Bernburger Unterwelt

Bernburg Bernburg: Abstieg in die Bernburger Unterwelt

Von HEIKO WIGRIM 13.12.2010, 17:01

BERNBURG/MZ. - Der Eingang in den Hades liegt versteckt am Rande der Bergstadt in der Nähe der Saale. In der Langen Straße 37 steht das Gebäude der alten Schloss-Brauerei. Von dem Betrieb selbst ist nicht mehr viel vorhanden. Im vorderen Teil an der Straße steht die alte Gastwirtschaft. Inzwischen wurde die Schänke in ein Wohnhaus umgewandelt.

Hinten im Hof geht es dann nach unten. Gleich im vorderen Hofteil weist eine Holztür den Weg zu den alten Bierkellern. "Hier wurden früher die Bierfässer gelagert", erklärt Gebe. Inzwischen sind die Katakomben saniert und für gastliche Feste vorbereitet. Tische und Stühle stehen bereit, eine Heizung und Lüftung ist eingebaut wie auch sanitäre Einrichtungen. "Wir haben für die beiden Bierkeller eine Gaststättenerlaubnis", sagt Gebe.

Erworben hat Gebe den Gebäudekomplex im Jahr 2003. Um die beiden Bierkeller herzurichten, wurden sie komplett sandgestrahlt und die Ziegel an Boden und Decke ausgebessert. Das Material dazu holte sich Gebe aus den viel tiefer gelegenen Eiskellern, die einen separaten Zugang haben.

Das unterirdische Reich des Hagen Gebe hat eine Fläche von bis zu 600 Quadratmetern. Die beiden Bierkeller nehmen davon den geringsten Teil ein - sie messen beide zusammen gerade einmal 150 Quadratmeter. Die Keller erstrecken sich unter mehreren Grundstücken. Denn mit dem Ende der Brauerei zu Ende des 19. Jahrhunderts wurde das etwa 4 000 Quadratmeter große Brauereigelände in mehrere Grundstücksparzellen aufgeteilt, die dann verkauft wurden.

Zum Gebeschen Anwesen gehört der Brauereihof, auf dem noch die Villa des Brauers sowie der Brauerei-Pferdestall erhalten sind - beide wurde zu Wohngebäuden umgebaut. Bei den Erschließungsarbeiten wurde auch der alte Brauerei-Brunnen entdeckt, der einst 33 Meter tief war und etwa drei Meter im Durchmesser. "Entsprechend dem deutschen Reinheitsgebot wurde damals das Brauereiwasser aus der zweiten Grundwasserebene genutzt", weiß Gebe. Der zugeschüttete Brunnen wurde wieder fünf Meter tief aufgebaggert, der Boden mit einer Betonplatte gesichert und mit Folie ausgelegt. Der Brunnen dient nun - natürlich gegen Hereinfallen durch ein Schutzgitter gesichert - als Regenwasserspeicher. Gleich neben dem Brunnen wächst der Blaue Bernburger.

Auf dem Hof befindet sich auch noch ein überdachter Schacht, der früher einmal als Zugang zu den tiefer liegenden Katakomben diente. Ob er irgendwann einmal wieder als Zugang dienen wird, hängt davon ab, ob für die riesigen unterirdischen Räume einmal eine Nutzungsidee entwickelt wird. "Hier passt sogar ein Fahrstuhl rein."

Den Zugang zu den großen Eiskellern gewährleistet eine Eisentür. Dann geht es abwärts. In den vorderen Räumen haben früher die Gärbottiche gestanden. Danach beginnt ein regelrechtes Kellerlabyrinth - mehrere Tiefkeller liegen hintereinander und nebeneinander. Diese Eiskeller sind viel länger, breiter und höher als die Bierkeller. Das Gelände fällt Richtung Saale ab. "Hier kommen zwei Keller hintereinander, dann folgt ein schmaler Tunnel, der bis zur Mühlstraße reicht." Er könne sich noch gut daran erinnern, dass hier einst sein Cousin öfter von der Saale aus hoch gelaufen ist, meint Gebe.

Im Winter holten die Brauereiangestellten früher Eis aus der Saale, das dann das Jahr über im Keller gelagert wurde. Von der Saale aus ging es über den jetzt zugemauerten Eingang an der Mühlstraße bis in die Katakomben unterhalb des Brauereihofes. Die Keller sind in Fels gehauen und dann mit einer Ziegeldecke nach oben hin zugemauert worden. Zu sehen ist am hinteren Ende der ehemalige Durchgang in Richtung Saale. Der einst etwa zwei Meter hohe Weg ist inzwischen zur Hälfte zugeschüttet worden.