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Annkathrin Bürger in Bernburg Bekannte Schauspielerin blickt auch auf ihre Zeit in Bernburg zurück

Die 87-Jährige denkt noch lange nicht ans Aufhören. Publikum erlebt bei einer Lesung im Museum einen kurzweiligen Nachmittag.

Von Sophia Möbes 12.11.2024, 10:00
Annekathrin Bürger liest im Osttorhaus des Museums aus ihrer Biografie, in der sie auch von ihrer Bernburger Zeit erzählt.
Annekathrin Bürger liest im Osttorhaus des Museums aus ihrer Biografie, in der sie auch von ihrer Bernburger Zeit erzählt. Foto: S. Schlaikier

Bernburg/MZ. - Der Saal im Osttorhaus war am Sonntagnachmittag gut besucht, als Schauspielerin Annekathrin Bürger für eine Lesung in das Bernburger Museum gekommen war. Begleitet wurde sie von ihrem Bruder Olaf Rammelt und dessen Ehefrau Christine Rammelt-Hadelich. Das in Dessau beheimatete Künstler-Ehepaar betreibt dort unter anderem auch den Familienverlag „FederEdition“ der die Bücher herausgegeben hat, aus denen Annekathrin Bürger las. Und ihr Bruder hat diese Bücher zauberhaft illustriert, die Bürgers eigene Geschichten sowie Gedichte von Christine Rammelt-Hadelich beinhalten.

Biografie schon vergriffen

Lediglich die 2007 erschienene Biografie „Der Rest, der bleibt“ ist inzwischen leider vergriffen. „Geliebte Ostsee“, „Weisheiten der Liebe“ und „Teilzeitfischköppe“ sind aber noch erhältlich und konnten am Sonntag auch vor Ort erworben werden. Selbstverständlich signierten beide Autorinnen die Bücher gern. Museumsmitarbeiter Torsten Sielmon hatte in seiner Begrüßung schon einige Eckdaten ihres Lebens genannt. Er erinnerte auch an die Ausstellungen ihres Bruders 2003 und ihres Vaters 2004 im hiesigen Museum. Seinen Hinweis, dass die „Berliner Zeitung“ sie einmal als die „Brigitte Bardot des Ostens“ bezeichnete, konterte sie mit: „Eva Maria Hagen wurde auch so genannt“, fand es aber lieb von ihm, dieses Zitat ausgewählt zu haben.

Durchbruch mit „Verwirrung der Liebe“

Die heute 87-Jährige wurde 1956 bekannt mit der Rolle der Verkäuferin Ulla in dem Film „Eine Berliner Romanze“ und hatte ihren Durchbruch drei Jahre später als Sonja in dem Liebesfilm „Verwirrung der Liebe.“ Annekatrin Bürger selbst schätzte ein, etwa 150 Film- und Fernsehrollen gespielt zu haben. „Und sie will noch lange nicht aufhören“, wusste Torsten Sielmon.

Von der Junkerssiedlung zur Ausbildungsstätte

Ein Teil des bereits Gesagten fand sich in der Biografie wieder, aus der Annekathrin Bürger zuerst las. Besonderen Anklang fand natürlich ihre Bernburger Zeit, als sie zum Beispiel ihren täglichen Weg zu Fuß oder mit dem Fahrrad von der Junkerssiedlung bis zu ihrer Ausbildungsstätte als Gebrauchswerberin ganz ausführlich schilderte. Auch die Erlebnisse im Theater gefielen dem Publikum sehr. Überhaupt trafen diese amüsant geschriebenen und auch entsprechend gelesenen Passagen den Nerv des Publikums.

Gedichte von Christine Rammelt-Hadelich

Selbst weniger erfreuliche Geschichten konnten dem Gesamteindruck der Lesung nicht schaden. Auch die meist witzigen Gedichte von Christine Rammelt-Hadelich fanden großen Anklang, ob die kurzen Zwei- bzw. Vierzeiler oder die kleinen Geschichten in Reimform, in denen es zum Beispiel heißt: „Träumen glättet Sorgenfalten“. Mehr als eine Stunde las Annekathrin Bürger, sehr zur Freude aller Anwesenden. Fürsorglich hatte sie sich beim Publikum erkundigt: „Wieviel Zeit haben wir noch?“ – „Unendlich“ kam umgehend eine Antwort. „Wie warm sind Sie noch?“ – „Ausreichend!“

Von West-Feminismus und Ost-Emanzipation

Also konnte sie noch eine Geschichte lesen über einen von ihr gemieteten Urlaubsbungalow an der Ostsee, der zu einem „Frauen-Hotel“ gehörte. Ihr Fazit am Ende: „West-Feminismus und Ost-Emanzipation sind zwei verschiedene Dinge“, denn Männern war der Zutritt zum Gelände generell untersagt. Aber das Problem konnte in der Geschichte zum Glück einfach weggelacht werden.

Eulenspiegelproviantsack für Gäste

Im Anschluss gab es vom Museum je einen „Eulenspiegelproviantsack“ für die drei Gäste. Aus dem Publikum wurden der Schauspielerin und ihrer „Bruder-Familie“ noch viele Fragen gestellt, die von allen gern beantwortet wurden.