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Schwimmen in unbewachten Gewässern Beim Schwimmen Vorischt walten lassen

Bei heißen Temperaturen locken Seen und Flüsse wie die Saale als willkommene Abkühlung. Doch das ist nicht ganz gefahrlos. Wer auf ein paar Regeln achtet und sich selbst nicht übernimmt, darf sich auch außerhalb des Freibads erfrischen.

Von Lisa Kollien 05.08.2022, 16:19
Wenn Strömungen und Wassertiefe unterschätzt werden, kann das Schwimmen in Seen und in Flüssen, wie hier in der Saale, schnell gefährlich werden.     In Freibädern ist die Abkühlung sicherer, besonders für Kinder.
Wenn Strömungen und Wassertiefe unterschätzt werden, kann das Schwimmen in Seen und in Flüssen, wie hier in der Saale, schnell gefährlich werden. In Freibädern ist die Abkühlung sicherer, besonders für Kinder. Foto: Engelbert Pülicher

Bernburg/MZ - Durch die niedrigen Wasserstände und die oberflächlich ruhig wirkenden Gewässer erscheinen die wilden Strände an Flüssen und Seen sicher. Doch das kann täuschen. Am Saalestrand in Halle ist kürzlich ein 33-Jähriger mutmaßlich beim Baden im Fluss verunglückt.

Schwimmen in Flüssen und Seen grundsätzlich erlaubt

Grundsätzlich ist das Schwimmen in wilden Gewässern auf eigene Gefahr erlaubt, wenn ein Schild es nicht explizit verbietet. Allerdings birgt das Wildschwimmen diverse Risiken. Die Wassertiefe spielt unter anderem eine gravierende Rolle. Der Grund der Saale beispielsweise ist uneben. Plötzliche Gefälle können dazu führen, dass Ungeübte und Nichtschwimmer plötzlich keinen Halt mehr finden und der Strömung ausgeliefert sind. Auch geübte Schwimmer können davon überrascht werden. Dazu kommen die unterirdischen Strömungen. Diese können selbst Erfahrene unter Wasser ziehen. Wer dann in Panik gerät und keine Luft in den Lungen hat, geht schnell unter.

Eine weitere Gefahr für Badende sind die Sport- und Freizeitboote, in größeren Flüssen zuweilen auch der Güterschiffsverkehr. Diese sind teilweise mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und übersehen die Schwimmer leicht. Zusätzlich lösen sie Wirbel aus, die den Körper unter die Oberfläche ziehen können. Schwimmer setzen sich deswegen stets einem hohen Risiko aus.

Krankheiten und Unfälle

Auch gesundheitliche Folgen kann das Abkühlen in den freien Gewässern haben. Erst in diesem Jahr wurde − ebenfalls in Halle − das traditionelle Saaleschwimmen zum letzten Mal veranstaltet. Der Grund: Mehrere Teilnehmer hatten nach der Veranstaltung eine Magen-Darm-Erkrankung. Zwar ist die Saale in den vergangenen Jahrzehnten sauberer geworden, eine Garantie besteht aber nicht. Immerhin handelt es sich nicht um Trinkwasser.

Auch bei stehenden Gewässern können Verunreinigungen nicht ausgeschlossen werden. Unrat, Müll, Glas − alles Gefahren, die vom Uferrand nicht ersichtlich sind. Deswegen warnt Klaus-Ulrich Jahn von der DRK-Wasserwacht Bernburg, nie kopfüber in ungesicherte Gewässer zu springen, da es zu schweren Verletzungen kommen kann. Er betont: „Eingeatmetes, dreckiges Wasser kann in der Lunge schwere Infektionen auslösen.“ Vom Baden in freien Gewässern rät er jedoch nicht strikt ab, weist aber auf die wichtigen Baderegeln hin: Niemand sollte sich selbst überschätzen und nicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluss ins Wasser springen. Nicht zu lange baden, damit der Körper nicht auskühlt und nach dem Essen mindestens eine Stunde warten, bevor es ins kühle Nass geht.

Nichtschwimmern sei geraten, nicht weiter als bis zu den Knien ins Wasser zu gehen. Außerdem ersetzen Schwimmhilfen nicht die fehlenden Fertigkeiten. Auch Kinder und Erwachsene, die das „Seepferdchen“ gemacht haben, gelten nicht als erfahrene Schwimmer. Nur regelmäßiges Training hilft. „Wer schwimmen kann, muss einfach dranbleiben“, sagt Klaus-Ulrich Jahn. „Ich kann nur empfehlen, mindestens zu zweit in freien Gewässern zu baden.“ Kommt es zu einem Badeunfall, sollte der Betroffene zunächst vom Ufer aus gerettet werden. Dazu kann eine Schwimmhilfe, etwa ein Ball, ein großer Ast oder eine Luftmatratze, genutzt werden. Ein Notruf sollte in diesem Fall unbedingt abgesetzt werden.