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Ausbildung von Rettungshunden Ausbildung von Rettungshunden: Immer der Nase nach

Von Susanne Schlaikier 11.04.2016, 17:59
Pause: Diese beiden Hundeführer und ihre Vierbeiner sind gerade nicht dran mit Suchen.
Pause: Diese beiden Hundeführer und ihre Vierbeiner sind gerade nicht dran mit Suchen. Ute Nicklisch

Bernburg - „Dexter“ ist ein bisschen abgelenkt. Denn normalerweise sind keine Kameras dabei, wenn sich der Rüde auf die Suche nach einem vermissten Menschen begibt. „Dexter“ und seine Hundeführerin Gabriele Bartelmann sind Mitglieder des Rettungshundezuges des Arbeiter-Samariter-Bundes Magdeburg. An diesem Samstag soll „Dexter“ ein Opfer in einem Waldstück bei Strenzfeld - einem früheren Gelände der Junkerswerke - finden. Gabriele Bartelmann legt dem Mischlingshund die Kenndecke um, ebenso die Glückchen. Jedes Mal das gleiche Ritual. Um den Hund einzustimmen. Und damit beispielsweise Jäger schon von weitem sehen, dass der Hund im Einsatz ist.

Dann lässt sie ihn von der Leine. Auf das Kommando „Such und Hilf“ läuft der Rüde los. Er durchstöbert das Gelände nach menschlicher Witterung. Denn Hunde suchen nicht mit den Augen, sondern mit der Nase. Sie haben bekanntlich ein besonders feines Näschen.

Jedes Wochenende wird die Flächensuche trainiert, immer auf einem anderen Gelände. „Damit sich die Hunde nicht an ein Gebiet gewöhnen“, erklärt Ulrich Bartelmann, der ebenfalls mit seinem Boxer „Cedrik“ am Flächensuchtraining teilnimmt. Daneben werden hier auch Mantrailer ausgebildet. Das heißt, diese Hunde bekommen eine Geruchsprobe des Vermissten und begeben sich schließlich auf dessen Spur, in dem sie den Geruch nachgehen, erklärt Ulrich Bartelmann. Seit fünfeinhalb Jahren gehört er zum ASB-Rettungshundezug, der direkt dem Katas-trophenschutz angegliedert ist.

Jeder Hund kann Rettungshund sein

Dabei wird nicht nur der Hund geschult. Der Hundeführer selbst erhält zusätzlich eine Sanitätsdienstausbildung, um im Notfall medizinische Hilfe leisten zu können. Weitere Schwerpunkte sind Erste Hilfe am Hund sowie Orientierung mit Karte und Kompass. Schon bei sechs Einsätzen war Ulrich Bartelmann mit seinem Hund dabei, um vermisste Menschen zu suchen. Dabei ist das alles ehrenamtlich, wie der 67-Jährige betont. „Ich möchte einfach Menschen helfen.“

Die Fähigkeit von Hunden, Menschen aufzuspüren, wird etwa seit dem 19. Jahrhundert genutzt. Zunächst waren es Bernhardiner, die von Mönchen im Hospiz auf dem Großen Sankt Bernhard gezüchtet wurden. Die Hunde sollten verirrte oder im Schnee verschüttete Menschen zum Kloster führen. Später halfen Hunde im Krieg beim Aufspüren von verletzten Soldaten. Im II. Weltkrieg waren an allen Fronten 200.000 Hunde im Einsatz. Im weiteren Verlauf des Krieges wurden einige Hunde dann auch zur Suche von Verschütteten in den Trümmern herngezogen.

Das war auch die Motivation für Claudia und Thomas Gümpel aus Altenburg sich zu engagieren. Erst seit Februar diesen Jahres gehören sie mit ihren beiden Dalmatinern „Adoro“ und „Nadira“ zum Rettungshundezug. „Wir wollten aber auch unsere Hunde sinnvoll beschäftigen“, sagt Claudia Gümpel. Dabei ist es nicht mit ein paar Übungsstunden getan. Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre. Dazu müssen die Vierbeiner eine Begleithundeprüfung ablegen.

Und erst mit der Zulassung dürfen die Hunde auch wirklich eingesetzt werden. Zur Prüfung muss ein Hund auf einer Fläche von beachtlichen 30.000 Quadratmetern in 20 Minuten zwei Menschen finden, die sich dort versteckt haben. Für den Einsatz als Rettungshund seien prinzipiell alle Hunde-Rassen geeignet, sagt Ulrich Bartelmann. „Nur zu klein sollten sie nicht sein.“ Ebenso wird ein gewisser Grundgehorsam vorausgesetzt.

Angefordert wird der Rettungshundezug über die Polizei bzw. Leitstelle, zum Beispiel nach einem Hauseinsturz, bei dem noch Menschen vermisst werden. Durchschnittlich acht bis zehn Fälle gibt es jährlich, manchmal aber auch mehr. Das Einsatzgebiet umfasst vor allem Magdeburg und das ländliche Umland, aber auch benachbarte und weiter entfernte Landkreise. Und der Rettungshundezug ist das ganze Jahr über, 24 Stunden täglich, abrufbereit, wie Ulrich Bartelmann sagt.

„Dexter“ ist übrigens trotz der ungewohnten Situation „erfolgreich“. Nach wenigen Minuten hat er das „Opfer“, das sich in kniehohem Gras und Gestrüpp versteckt hatte. Als Zeichen dafür, dass der Mischlingshund jemanden entdeckt hat, bellt er laut. „Verbellen“, heißt das in der Fachsprache. Dexter gibt so lange keine Ruhe, bis seine Führerin bei ihm und dem „Opfer“ ist. (mz)

„Dexter“ hat sein Frauchen Gabriele Bartelmann brav zum Opfer geführt.
„Dexter“ hat sein Frauchen Gabriele Bartelmann brav zum Opfer geführt.
Ute Nicklisch