Streuobstwiese in Pobzig Auch zum Probieren: Hier können alte Obstsorten verkostet werden
Heimatverein hat auf Fläche eines früheren Schrebergartens viele Bäumchen angepflanzt. Zum Streuobstwiesenfest können sich die Besucher informieren und naschen.

Pobzig/MZ. - Sie heißen „Gräfin von Paris", „Josephine von Mecheln" oder „Große Prinzessin": Es klingt wie ein Stelldichein des Adels, der hier versammelt ist. In Wirklichkeit handelt es sich um alte Obstsorten, die sich allesamt auf der Streuobstwiese in Pobzig tummeln, neben vielen weiteren, mit ebenso klangvollen Namen. Beim Streuobstwiesenfest vor wenigen Tagen hatten die Besucher Gelegenheit, sich diese in aller Ruhe aus der Nähe anzuschauen. Auch gab es das ein oder andere zu probieren.
Früherer Schrebergarten
Vor mehreren Jahren hatten die Mitglieder des Heimatvereins Pobzig-Gramsdorf-Borgesdorf begonnen, den alten Schrebergarten, der nicht mehr als solcher genutzt wird, urbar zu machen und schließlich die ersten alten Sorten ausgesucht.
65 Sorten
Dabei sei es gar nicht so einfach, alte Sorten zu bekommen, denn nur wenige Gartenbaubetriebe bieten diese an, sagt Rainer Weißenborn. Hier arbeite der Heimatverein schon lange mit der Baumschule Wichmann in Steckby (Kreis Anhalt-Bitterfeld) zusammen. Inzwischen sind es über 100 Bäume und 65 Sorten, die hier auf gut einem Hektar Fläche wachsen, die zum Teil von einer Benjeshecke begrenzt wird. Vor zwei Jahren haben die Vereinsmitglieder zudem eine Wildblumenwiese angelegt.
Viel Pflege erforderlich
Doch mit dem Pflanzen allein ist es nicht getan, denn die Fläche müsse auch gepflegt werden, betont Weißenborn, was von den Vereinsmitgliedern viel Engagement erfordert. So müsse regelmäßig gemäht werden, bei Neuanpflanzungen auch immer wieder gegossen werden. Und fast an jedem Bäumchen finden die Besucher Informationen zur Sorte, etwa zum Geschmack und ein Bildchen, wie Früchte und Blätter aussehen.
„Aha-Effekt“ bei Besuchern
Bei den Besuchern sorgt der Gang über die Wiese nicht selten für Erstaunen und einen „Aha-Effekt", berichtet Weißenborn. Viele erinnerten sich an Sorten aus der Kindheit und verbinden bestimmte Erinnerungen damit. Oder sie fragen gezielt nach Sorten.
Ertragreiches Jahr
Dabei freuen sich die Vereinsmitglieder in diesem Jahr über einen außergewöhnlichen Ertrag: „Wir haben in diesem Jahr extrem viele Äpfel", sagt Weißenborn. Aber auch Pflaumen gebe es reichlich. Ähnlich sieht es bei den Quitten aus. Und zum ersten Mal konnten in diesem Jahr sogar Kirschen geerntet werden. Das sah im vergangenen Jahr anders aus, denn aufgrund des Frostes Ende April seien fast keine Früchte an den Bäumen gewesen, erzählt Weißenborn.
Obst verarbeitet
Da es in diesem Jahr aber reichlich Obst gibt, haben die Vereinsmitglieder die Früchte auch in vielfacher Hinsicht verarbeitet: Zu Quittengelee, Apfelmus oder einen Ketchup aus Mirabellen. Kuchen wurde natürlich auch gebacken, etwa mit Pflaumen. Zu Verkosten gab es auch eine Marmelade aus Berberitze und Apfel: Die Berberitze wächst zwar nicht auf der Streuobstwiese, aber zumindest in der Nähe und sie ist eine wahre Super-Beere: Sie hilft bei Fieber, Erkältungen oder Zahnfleischentzündungen, wie auf einem Info-Blatt nachzulesen war.
Lob von Besuchern
Trotz eines heftigen Regengusses nutzten viele Besucher die Gelegenheit, sich über die alten Sorten zu informieren oder untereinander auszutauschen. Auch Regina Wrozyna schaute auf der Streuobstwiese vorbei und zeigte sich begeistert vom Engagement des Heimatvereins. „Die Streuobstwiese ist eine Bereicherung für den Ort", meint sie. Wrozyna findet es toll, „dass man sich solcher Sorten wieder widmet". Die Äpfel im Supermarkt sehen vor allem gut aus, meint sie. Geschmacklich allerdings können sie nur selten überzeugen. „Die alten Sorten schmecken oft besser. Und sie sind viel widerstandsfähiger."
Rainer Weißenborn und die anderen Mitglieder des Heimatvereins freuen sich über die Resonanz: „Schön, dass es so gut angenommen wird."
