Adelsgeschlecht in Bernburg Adelsgeschlecht in Bernburg : Eine lebenslange Fürstentreue

Bernburg - Zu den engsten Vertrauten des Fürsten Christian I. von Anhalt-Bernburg, der durch seine politischen Aktivitäten in die deutsche Geschichte einging, hatte einst Burkhard von Erlach gehört. Dieser interessante Adlige mit Vorfahren aus der Schweiz war früh mit dem Prinzen Christian befreundet, bekleidete unter ihm wichtige Ämter und hielt ihm auch in schwierigsten Zeiten die Treue.
Das Adelsgeschlecht von Erlach ist seit dem frühen 13. Jahrhundert im Raum von Bern nachgewiesen. Die Mitglieder stammten vom Ort Erlach am Bielersee, fungierten lange als Ministeriale der Herren von Neuenburg und waren dann im Verlaufe der Jahrhunderte in verschiedenen Zweigen, vor allem in der Schweiz, im Dienst des Hauses Habsburg und in Deutschland tätig.
Die diesbezügliche Palette reicht von Johann von Erlach, der als Schult- heiss von Bern überliefert ist, über Sigmund von Erlach, dem Befehlshaber der Berner Truppen im Schweizer Bauernkrieg, und Friedrich August von Erlach, einem preußischen Generalleutnant, bis zu Hieronymus von Erlach, der in österreichischen Diensten zum Feldmarschallleutnant und Reichsgrafen aufstieg. Mittendrin August Leberecht von Erlach und Burkhard von Erlach, die beide ihr Glück in Anhalt-Bernburg fanden.
Kostspielige Ausbildung
Burkhard von Erlach wurde am 28. Oktober 1566 in Bernburg geboren. Sein Vater stand schon im Dienst der Askanier, die dann unter Fürst Joachim Ernst wieder für wenige Jahrzehnte alle anhaltischen Lande vereinten. Der Fürst regierte Anhalt bis zu seinem Tod 1586 von Dessau aus. Hier wurde auch die riesige Kinderschar erzogen. Joachim Ernst hatte in zwei Ehen 16 Kinder. Dazu gehörten auch Johann Georg, der Stifter der jüngeren Dessauer Linie, Christian I., der Stifter der jüngeren Bernburger Linie, Rudolf, der Stifter der jüngeren Zerbster Linie und Ludwig, der Stifter der jüngeren Köthener Linie.
Erlach kannte die Prinzen von frühester Kindheit an. Doch nach ersten Aufenthalten in Bernburg und Dessau kam er nach dem frühen Tod seiner Eltern vorübergehend zu einem Verwandten, der ein Kloster in Burgund leitete. Da war fast eine kirchliche Laufbahn zu erwarten. Aber 1580 rief ihn Fürst Joachim Ernst zurück nach Dessau. Erlach sollte zusammen mit dem etwas jüngeren Prinzen Christian eine standesgemäße Ausbildung erhalten.
Dazu gehörte dann auch eine längere Kavalierstour durch Italien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande. Das war für den finanzarmen Staat Anhalt eine recht kostspielige Reise. Doch am Ende erwiesen sich der Prinz und Erlach als Meister des Kriegshandwerks. Sie beherrschten zudem mehrere Sprachen, besaßen eine ungewöhnliche Allgemeinbildung und bewegten sich sicher auf dem höfischen Parkett. Beide waren enge Freunde geworden. Das war eine Option für die Zukunft.
Kammerherr und Lebensretter
Als nach dem Tod des Fürsten Joachim Ernst 1586 und erster gemeinsamer Regierung der männlichen Erben die Entwicklung auf eine erneute Landesteilung hinauslief, stand Erlach als enger Vertrauter an der Seite von Christian I., der 1603 den Bernburger Landesteil übernahm. Doch der junge Fürst hatte Größeres im Sinn, hielt sich zusammen mit Erlach oft am Hof des Kaisers Rudolf auf und entschied sich schließlich für protestantische Dienste.
Christian I. befehligte zunächst das Heer der evangelischen deutschen Reichsstände, orientierte sich am hugenottischen Calvinismus Heinrichs IV. von Frankreich, wechselte in kurpfälzische Dienste, gedieh zum Lenker der kurpfälzischen Politik und fungierte als Statthalter der Oberpfalz. Immer an seiner Seite: Erlach, der zuerst als Kammerherr des Fürsten wirkte und dann als dessen geheimer Gesandter die Fäden zur Schaffung einer „protestantischen Union“ knüpfte. Christian I. bereitete mit Erlachs Hilfe ein Kriegsbündnis aller Gegner der katholischen Habsburger vor.
Dabei entstand ein Netzwerk, das die „Union“ mit Frankreich, England und den Niederlanden verband. Christian I. besorgte mit Erlachs Hilfe für den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz die Königskrone Böhmens und erhoffte für sich in der Folge ein säkularisiertes Kurfürstentum Mainz.
Dem Fürst das Leben gerettet
Doch in der berühmten Schlacht am Weißen Berge verloren die Unionstruppen gegen die habsburgische Liga. Erlach rettete dabei Fürst Christian I. das Leben. Mehr noch. Er bewahrte den Fouragewagen vor dem katholischen Zugriff, organisierte die Flucht für seinen Bernburger Fürsten auf der Verliererstraße und ging mit ihm ins Exil. Parallel nahm der Dreißigjährige Krieg Fahrt auf. Christian I. wurde erst nach Kniefall vor dem Kaiser und einem Treuegelöbnis von der Reichsacht entbunden. Nur mit Glück behielt er Anhalt-Bernburg, in das er mit Erlach 1623 zurückkehrte.
Erlach fungierte in der Folge in Bernburg unter Christian I. als Hofmarschall. Mit diesem Amt hatte er die Aufsicht über das gesamte Hauswesen des Hofes, über alle Schlösser, über die fürstliche Tafel und die Hofküche. Zwischendurch wurde er in die „Fruchtbringende Gesellschaft“ unter Leitung von Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen aufgenommen. Erlach behielt das Hofmarschallamt auch nach dem Tod von Christian I. unter dessen Erben Christian II., und hielt dem Fürstenhaus bis zum eigenen Tod die Treue. Erlach starb am 24. Dezember 1640 in Bernburg, zehn Jahre nach Christian I.
(mz)
