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Windelhersteller Clopay Windelhersteller Clopay Aschersleben: Forderung nach Tarifstreit beim Betriebsjubiläum

Von Regine Lotzmann 19.06.2017, 08:31
Beschäftigte von Clopay fordern bei einer Kundgebung am Wochenende, dass das Unternehmen Tarifverhandlungen aufnimmt.
Beschäftigte von Clopay fordern bei einer Kundgebung am Wochenende, dass das Unternehmen Tarifverhandlungen aufnimmt. Frank Gehrmann

Aschersleben - Der Wind zerrt an den beiden Plakaten mit der Aufschrift „Tarifvertrag jetzt“, die 16 Mitarbeiter den Jubiläumsgästen am Eingang entgegenhalten. Denn eigentlich feiert der Ascherslebener Windelzulieferer Clopay Advanced Printing am Wochenende sein 20-jähriges Jubiläum. „Eine gute Gelegenheit, auf die Forderung der Gewerkschaftsmitglieder hinzuweisen“, findet André Voß.

„Es ist nämlich an der Zeit“, meint der Gewerkschaftssekretär der IG Metall Magdeburg-Schönebeck, „dass sich die Geschäftsleitung endlich offiziell zur Forderung nach einem Tarifvertrag positioniert.“ Den hatten rund 180 Beschäftigte schon Ende des vergangenen Jahres eingefordert - und eine entsprechende Petition überreicht.

Sondierungsgespräche blieben ohne Folgen

Voß weiß, dass es daraufhin Sondierungsgespräche mit der Geschäftsleitung gegeben habe, aber eine Entscheidung, ob das amerikanische Unternehmen nun auch tatsächlich in die Tarifgespräche einsteigen wolle, gebe es bis heute nicht.

Clopay ist weltweit einer der größten Zulieferer für Windeln sowie andere Hygieneartikel und einer der größten Arbeitgeber der Region. Anfang des Jahres waren in der Firma, die ihren Sitz im Ascherslebener Gewerbegebiet hat, rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. Da hatte das Unternehmen jedoch aufgrund gesunkener Umsätze in Millionen-Höhe Personalanpassungen angekündigt (die MZ berichtete).

Die Beschäftigten fordern seit Jahren einen fairen Lohn. Anfang 2014 hatten sie deshalb die Arbeit niedergelegt. 2015 habe es laut Gewerkschaft eine dreiprozentige Lohnerhöhung gegeben, ab 2017 sollte es eine weitere Steigerung um 1,2 Prozent sein. Doch die Gewerkschaft will eine Entlohnung nach dem Flächentarifvertrag für die Holz- und kunststoffverarbeitende Industrie - also knapp 17 Euro pro Stunde.

Anfang 2014 gab es erste Warnstreiks

Dabei wäre laut IG Metall auch eine stufenweise Anpassung möglich - so wie sie andere große Wirtschaftsunternehmen der Region - wie Novelis Nachterstedt, Pressmetall Hoym oder Schiess Aschersleben - schon genutzt hätten.

„Mit der Aktion heute“, zeigt der Gewerkschaftssekretär auf die Leute mit ihren Plakaten am Eingang, „wollen wir ein Signal setzen und daran erinnern, dass wir gern eine verbindliche Zusage hätten. Denn ich glaube, es ist an der Zeit, den Beschäftigten über einen Tarifvertrag vernünftige Bedingungen angedeihen zu lassen.“

Zwar seien nicht viele Leute zu dieser Kundgebung gekommen, aber der Gewerkschaftsmann ist zufrieden. „Wir haben diese Aktion ganz spontan und innerhalb eines Tages auf die Beine gestellt, da hatten wir keine Chance, viele der Clopay-Beschäftigten zu informieren.“ Zudem, meint Voß: „Das ist kein Warnstreik, das ist nur eine Erinnerung, dass wir weiter gesprächsbereit sind.“

„Wir versuchen seit 2013, diesen Tarif gemeinsam mit der Gewerkschaft friedlich durchzusetzen“, sagt einer der Männer, die das Plakat halten. „Aber wir werden immer wieder vertröstet. Doch wir wollen eine gerechte Bezahlung für die gute Arbeit, die wir leisten“, erklärt er, warum er an dieser Aktion teilgenommen hat - und bekommt dafür die Zustimmung der anderen Männer und Frauen.

Ob die Firmenleitung des Unternehmens nun auf diese Forderung eingehen will, konnte die MZ nicht erfahren, da am Wochenende niemand zu erreichen war. André Voß weiß aber, das immerhin das Land hinter der Gewerkschaft steht. „Ein Tarifvertrag ist die beste Basis für gute Arbeit“, habe Sozialministerin Petra Grimm-Benne erst kürzlich in ihrer Regierungserklärung wissen lassen. „Und wenn jetzt der Staatssekretär des Finanzministeriums zu dieser Jubiläumsfeier von Clopay erscheint, möchten wir ihn einfach an die Situation der Beschäftigten erinnern.“ (mz)