Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: Die Brüder gehen nur abends raus

Aschersleben - Sie drücken sich flach auf den Boden, legen die Ohren an und lassen ein leises Fauchen hören. Akeno und Zivon gehen auf Nummer sicher, wenn jemand den Stall betritt.
Kein Wunder, noch ist den beiden Amurleoparden alles fremd. Erst vor ein paar Tagen sind sie von Leipzig aus in den Ascherslebener Zoo gekommen.
„Hier müssen sie sich erst einmal eingewöhnen, das dauert seine Zeit“, sagt Zoochef Dietmar Reisky. Und fügt hinzu: „Katzen sind eben sehr sensibel.“
Und so werden die beiden Brüder noch eine Weile nicht auf der Außenanlage zu sehen sein. „Sie gehen nur abends ein bisschen raus.“
Doch der Zooleiter ist optimistisch, dass sich die beiden Leoparden auch in Aschersleben bald wohlfühlen werden. „Wir“, so Reisky, „sind damit in Sachsen-Anhalt der einzige Tiergarten, der Leoparden hält.“
Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: Aufgewachsen im Tal
Natürlich sei es den Leipzigern schwergefallen, die anderthalbjährigen Jungtiere gehen zu lassen. Doch die beginnende Geschlechtsreife habe es notwendig gemacht.
Aufgewachsen sind die beiden Kater im Leoparden-Tal des Leipziger Zoos, einer übernetzten Anlage im Stil eines Felshanges.
Das 1.600 Quadratmeter große und 1,8 Millionen Euro teure Areal wurde erst 2014 neu eröffnet und thematisch an die Tiger-Taiga angepasst, berichtet Zoosprecherin Melanie Ginzel. Und sagt: „Es komplettiert nach nur einjähriger Bauzeit die Themenwelt Asien.“
Dort leben Mia und Xembalo, die mit Akeno und Zivon ihren ersten Nachwuchs hatten.
Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: 1.700 Vorschläge für die Namen der „Jungs“
An der Namenssuche waren übrigens viele Leipziger beteiligt. „Es gab einen Aufruf, bei dem 1.700 Vorschläge eingereicht wurden. Die Gewinnernamen haben wir dann per Onlineabstimmung gewählt“, erzählt Ginzel.
Und die Zoofreunde bewiesen Fantasie. „So bedeutet Akeno ‚leuchtendes Feld‘ und Zivon ‚der Lebendige‘.“ Was auch charakterlich passt. Denn: „Zivon ist der wilde Bruder, der sich durchsetzt. Akeno ist sehr schüchtern. Oft schleicht er scheu im Hintergrund in der Deckung herum.“
Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: Und das ist Tradition
Doch auch wenn die Leipziger ihre beiden Amurleoparden vermissen werden. „Wir sind froh, dass wir für die beiden Kater in der Nähe einen geeigneten Halter gefunden haben“, sagt die Zoosprecherin.
Und das haben sie wirklich. „Wir können nämlich auf eine längere Tradition in der Haltung von Leoparden verweisen“, sagt Reisky.
Die gab es in Aschersleben schon seit 1989. Erst Chinaleoparden, die sieben Jungtiere hatten, dann persische, später schwarze Panther, die ja eine Farbmutation der Leoparden sind.
Mit der anhänglichen Cindy, die stolze 20 Jahre wurde, starb 2017 der letzte Panther. Danach hatte der Zoo nur noch Jaguare. Doch auch die seien schon sehr betagt. Der Kater ist 23. „Was außergewöhnlich für diese Katzen ist.“
Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: Dickes Fell und nicht kälteempfindlich
Da die große Anlage nach den neuesten EU-Haltungsrichtlinien für die Tiere aber zu klein ist - Jaguare brauchen im Winter nämlich auch einen größeren warmen Innenbereich -, haben die Ascherslebener schon überlegt, ob sie, wenn die beiden mal nicht mehr sind, wieder Leoparden halten. Die haben ein dickes Fell und trotzen jeder Kälte.
Die Anfrage der Leipziger kam da gerade recht. Zumal die Salzländer auch wieder am Erhaltungszuchtprogramm teilnehmen wollten. Und Amurleoparden gehören von über 20 Unterarten zu der am meisten gefährdeten.
Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: Zucht soll verstärkt werden
„In freier Wildbahn gibt es nicht einmal mehr 100 Tiere, vielleicht sogar nur die Hälfte.“ Deshalb hätten sich die europäischen Zoos entschlossen, solche seltenen Arten verstärkt zu züchten.
„Damit helfen wir, sie zu erhalten.“ Denn auch Artenschutz sei eine wichtige Aufgabe des Zoos.
„Wir sind jedenfalls dankbar, dass wir die Tiere übernehmen konnten.“ Die leben jetzt, bis die große Anlage frei wird, in einer etwas kleineren. Da, wo die Chinaleoparden waren. Dort gibt es auch Möglichkeiten, das Areal unkompliziert zu erweitern.
Wieder Leoparden im Zoo Aschersleben: Ziel ist ein eigenes Zuchtpaar
Ziel sei es aber, auch mal ein Zuchtpaar zu haben. Vielleicht geht dann einer der jetzt noch unzertrennlichen Brüder in einen anderen Zoo und macht Platz für ein Weibchen.
Darüber entscheidet aber das Europäische Zuchtprogramm. Doch bis zur endgültigen Geschlechtsreife, also noch mindestens zwei Jahre, bleiben die Kater zusammen und bilden, wie auch schon die Sibirischen Tiger, eine Männer-WG.
Im Moment müssen sie sich aber erst einmal eingewöhnen. Damit das ein bisschen besser klappt, haben die Leipziger Pfleger den beiden sogar Lieblingsdecke und Ball mitgegeben.
(mz)