Wahl zwischen «Pest und Cholera»
Quedlinburg/Aschersleben/MZ. - Welche Auswirkungen hat der Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens bei Meisdorf (Stadt Falkenstein / Harz) auf den Tourismus? Und welche auf Natur und Landschaft? Aus Sicht der Regionalen Planungsgemeinschaft Harz sind bezüglich eines Hochwasserrückhaltebeckens bei Meisdorf Fragen offen. Das macht die Stellungnahme deutlich, die der Regionalausschuss auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat.
In Vorbereitung eines ersten Erörterungstermines war die Planungsgemeinschaft als regionaler Planungsträger um eine solche Abstimmung gebeten worden. "Ich denke, die Stellungnahme ist ausgewogen. Sie berücksichtigt die Auseinandersetzung mit dem Vorhaben und enthält auch unsere Bedenken", so der Verbandsvorsitzende und Wernigeröder Landrat, Michael Ermrich, im Ausschuss, dem Vertreter aus den Kreisen Halberstadt, Wernigerode, Sangerhausen, Quedlinburg und Aschersleben-Staßfurt sowie der Städte Halberstadt und Staßfurt angehören.
Diese Stellungnahme beinhaltet "keine abschließende Bewertung" des Vorhabens, sondern "zeigt die Probleme, die raumordnerisch hier entstehen können", machte Dietmar Jung, Geschäftsstellenleiter der Regionalen Planungsgemeinschaft Harz, deutlich. Keine Konflikte erwartet der Verband in Sachen Hochwasserschutz: Laut Regionalem Entwicklungsprogramm ist das betroffene Gebiet ein "Vorranggebiet für den Hochwasserschutz". Anders für die Bereiche Forstwirtschaft, Natur und Landschaft sowie Tourismus und Erholung: Das geplante Vorhaben bedeutet einen "schwerwiegenden Eingriff in Natur und Landschaft", so Jung. Diese seien zu untersuchen und Maßnahmen aufzustellen, damit "diese Eingriffe möglichst minimiert" würden. Zum Bereich Tourismus gebe es in den bisher vorgelegten Unterlagen keine Aussagen. "Hier ist im weiteren Verfahren zu belegen, inwieweit die touristische Nutzung beeinträchtigt werden kann", sagte Dietmar Jung und nannte die Phasen Dammbau, normaler Betrieb und nach einem Hochwasserstau.
In seiner Stellungnahme stellt der Verband fest, dass bislang "eine raumordnerische Auseinandersetzung nicht stattfindet. Die wird hiermit ausdrücklich nachgefordert." Und: Bei den Prüfungen sei "nachvollziehbar nachzuweisen, dass mit den Hochwasserrückhaltebecken Meisdorf und Straßberg und den geplanten ergänzenden Maßnahmen. . . ein effektiver Hochwasserschutz im gesamten Selkeverlauf erreicht werden kann und andere sinnvolle Alternativen . . . nicht zur Verfügung stehen."
Für Staßfurts Bürgermeister Martin Kriesel steht fest, dass für den Hochwasserschutz etwas getan werden muss, aber mit einem Dammbau im Selketal auch "große Beeinträchtigungen" verbunden sind. "Das ist eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera."