W50-Lkw Baujahr 1982 W50-Lastwagen in Aschersleben: Transportunternehmer Thomas Baumann hat sich einen Traum erfüllt

Aschersleben - „Ich habe schon mit jeder Schraube ein Bierchen getrunken“, sagt Thomas Baumann und lacht. „Die Schrauben sind dankbar.“ Noch nie hat ihn sein W50 im Stich gelassen. Dabei ist der DDR-Lastkraftwagen schon 36 Jahre alt.
Als Baumann den W50 im Jahr 2006 kaufte, erfüllte er sich einen Traum. „Mein Vater war Agrotechniker in der LPG in Aschersleben und hat dort einen W50 mit Hänger gefahren.“ In den Sommerferien durfte er bei der Ernte dabei sein. „Während andere Kinder ins Ferienlager gefahren sind, bin ich zu den Mähdreschern.“
Wie der Vater fährt Thomas Baumann heute beruflich W50. Er hat sich als Transportunternehmer selbstständig gemacht und fährt für private Eigenheimbesitzer oder kleine Firmen Schüttgut - Kies, Sand, Splitt.
Der W50 ernährt ihn und deshalb pflegt Baumann ihn auf das Liebevollste. Motor, Achsen, Getriebe hat er selbst generalüberholt. „Der rennt wie Ast“, schwärmt Baumann von seinem Oldtimer-Laster, in dem im Fahrerhaus die DDR-Fahne hängt.
„Der war ziemlich hin“, erinnert sich der Bastler
Baumann weiß, dass sein W50 einst bei einer Getreidewirtschaft in der Uckermark unterwegs war, nach der Wende in einem Umweltamt und später in einem Klingentaler Bauunternehmen. „Der war ziemlich hin“, erinnert sich der Bastler, der den W 50 als Hobby kaufte und wieder aufbaute.
„Ich wollte immer einen W50 haben.“ Im Wendejahr hatte er noch bei der damaligen Gesellschaft für Sport und Technik für 71 DDR-Mark den Lkw-Führerschein gemacht, um Militärkraftfahrer werden zu können.
Zum Militär kam er nicht mehr. Er wurde dennoch Kraftfahrer. Als er arbeitslos wurde und da Kraftfahrer-Jobs schlecht bezahlt wurden, machte er sich 2009 selbstständig. Zuvor war der Erwerb einer EU-Lizenz erforderlich.
„Für Privatkunden ist das Fahrzeug optimal"
Auf den großen Autobahnbaustellen ist Baumann mit seinem W50 nicht unterwegs. „Die wollen eine andere Kapazität. Aber für Privatkunden ist das Fahrzeug optimal.“ Auf bis zu 12.000 Kilometer kommt er pro Jahr. Einen genauen Zählerstand hat Baumann nicht, da der alte DDR-Fahrtenschreiber irgendwann rausflog.
Baumann fährt auch als Subunternehmer in der Region. Und außerdem betreibt er einen Online-Handel mit W50-Ersatzteilen, die er aus Ludwigsfelde bezieht, wo die W50 einst gebaut wurden. „Das macht Spaß“, sagt er.
Oldtimer muss einmal im Jahr zur Hauptuntersuchung
Einmal im Jahr muss der Oldtimer zum TÜV. Durchgefallen ist er noch nie. Auch eine Sicherheitsprüfung muss jedes Jahr abgelegt werden. Obwohl der Laster im vierten Jahrzehnt läuft, sagt Baumann: „Den können Sie auf ein weißes Laken stellen, der spuckt keinen Tropfen Öl.“
Als Allradfahrzeug hat sein W50 die Servolenkung serienmäßig. Unterwegs hört Baumann noch alte Kassetten mit Schlager und Pop der 70er und 80er Jahre. „CDs können Sie nicht spielen, da springt die Scheibe wild rum.“ Aber eigentlich stellt Baumann am liebsten die Luke nach hinten auf, um den Auspuffklang zu genießen. „Das ist für mich einfach Musik.“ Fakt sei, dass er seinen W50 mit ins Grab nimmt. „Die Friedhofsverwaltung kann sich schon mal was einfallen lassen.“ (mz)