Uralte Glocke tritt die Heimreise an
Alterode/Ermsleben/MZ. - Weshalb der Glockentausch? Ermslebens Pfarrerin Gabriele Lättig erklärte es: "Die Glocke, die hier in Alterode gehangen hat, stammt aus der St. Sixtus Kirche in Ermsleben. Sie kehrt auf Wunsch der dortigen Gemeinde wieder heim."
Die Geschichte der alten Glocke fasste Richard Brantin, der in Ermsleben unter anderem die Orts- und Kirchenchronik führt, zusammen: "Sie wurde 1559 gegossen und hing bis 1721 in der Sixtuskirche in Ermsleben über dem Altar als Taufglocke. Sie kam auf den Kirchturm, wo sie nur noch als Feuerglocke diente. 1819 musste sie runter, weil der Turm erneuert wurde. Die Glocke stand fast anderthalb Jahrhunderte im Turm herum. 1964 wurde sie für 640 Mark nach Alterode verkauft, wo sie im Glockenstuhl im Freigelände aufgehängt und auch öfter mal geläutet wurde." Besonders die Kinder läuteten sie gern zur Christenlehre, ergänzte Susanne Feilcke von der Alteröder Kirchengemeinde.
Nicht jedem Teilnehmer der kleinen Veranstaltung im Freigelände der Heimvolkshochschule stand die pure Freude über den Glockentausch ins Gesicht geschrieben. So erinnerte Theologin Ursula Schabert - für die Pfarrstelle Alterode zuständige Prädikantin - daran, dass die Trennung von der alten Glocke dem Gemeindekirchenrat nicht leicht gefallen sei. Doch, so Ingrid Müller vom Gemeindekirchenrat Alterode: "Als die Anfrage aus Ermsleben kam, waren wir einstimmig dafür, dass die alte Glocke dahin muss, wo sie herkommt. Es wurde abgesprochen, dass wir dafür eine neue in vergleichbarer Größe erhalten."
Die neue Glocke ist aber verhältnismäßig klein geraten. Die Erklärung dafür lieferte der für die Kirchspiele Falkenstein / Harz und Alterode-Stangerode-Ulzigerode zuständige Architekt Gerd Srocke: "Eigentlich wollte die Sixtus-Gemeinde die Glocke der Landesgartenschau Wernigerode erwerben. Doch an ihr war leider die Aufhängung kaputt."
In der Kunstgießerei Lauchhammer stand aber noch die Form der Wernigeröder Glocke, so dass am 21. Dezember 2006 erneut eine solche gegossen und - für 1 300 Euro - geliefert werden konnte. Das Geld stammt aus Spenden - unter anderem hatte jüngst die Sparkasse 5000 Euro gegeben. Das Geld wird benötigt für ein dreiteiliges Glockenspiel, das noch in diesem Jahr kommen und installiert werden soll. Die Glocke von 1559 wird als vierte Glocke das Spiel ergänzen.
Doch zurück zum Glockentausch von Alterode. Hier nannte Schlossermeister Günther Schmiedemeier das genaue Gewicht der Glocken: "Die neue wiegt 32, die alte 60 Kilo." Schmiedemeier, der eine Bauschlosserei mit 14 Beschäftigten in Ermsleben führt, gehört wie Brantin zu den Helfern, die stets kostenlos umfangreiche Arbeiten für die Kirchengemeinde erledigen, wie Pfarrerin Lättig dankbar erwähnte. Zum Thema Glockengewicht und -größe meinte Architekt Srocke salomonisch: "Wichtig ist doch, dass die Bronze einen schönen Klang hat."
Einen guten Klang hat sie in der Tat. Nicht ganz so glockenklar, doch mindestens ebenso hell und fröhlich klang später in einer Kaffee-und-Kuchen-Runde, zu der Heimvolkshochschulleiter Dr. Joachim Matzel nach dem Glockentausch eingeladen hatte, das gemeinsam gesungene Danklied "Großer Gott, wir loben dich".